Vor einem Jahr habe er sich noch eine Ausdehnung des Heidelbeeranbaus um eine weitere Hektare überlegt. Nun sei er aber vorsichtiger geworden. Heinz Schmid hat Erfahrung, seit zehn Jahren werden auf dem 1996 auf Bio umgestellten Betrieb Oberfeld im Luzerner Seetal auf 1,2 Hektaren Heidelbeeren angebaut (siehe Kasten).

Wichtigster Betriebszweig ist aber die Sprossenproduktion, zudem werden auf acht Hektaren Land zehn Grauvieh-Mutterkühe gehalten und deren Fleisch direkt vermarktet.

Wirtschaftliche Schäden

Grund für die Zurückhaltung bei der Ausdehnung von Heidelbeeren: In den letzten Jahren hat der Bund den Anbau von Heidelbeeren als innovative Kultur ­finanziell gefördert. Viele neue Anlagen kommen demnächst in den Vollertrag, was am Markt spürbar sein werde.

Mehr Sorge bereitet Schmid aber ein aktueller Schädling, Drosophila suzukii, die Kirschessigfliege. Einzelne hat er diesen Sommer bereits in seinen aufgestellten Fallen am Rand der Heidelbeeranlage gefunden. Schäden gab es noch keine, aber das Auftreten in der Region sei ein Alarmzeichen.

Breitet sich immer mehr aus

Erstmals wurde die aus dem Süden eingeschleppte Fliege 2011 im Tessin und Graubünden gefunden, in den letzten Jahren breitete sich der gefürchtete Schädling aus. Der befällt nicht nur Kirschen, sondern viele gesunde, reife Früchte: Vor allem Erd-, Himbeer-, Brombeer- und Heidelbeere, sowie Steinobst wie Kirschen und Zwetschgen. Weiter befürchtet wird gar ein Befall von Reben.

Dieses Jahr gab es gemäss Monitoring von Agroscope im Juli in unserer Region im Aargau Schäden auf Kirschen und Zwetschgen, in Luzern auf Kirschen und Himbeeren. Das bestätigt Markus Hunkeler, Fachspezialist Beeren und Obst beim Luzerner Lawa. Es habe dieses Jahr erstmals schweizweit wirtschaftliche Schäden gegeben.

In der Region Weggis waren teils 100% aller Hochstamm-Kirschbäume betroffen, in Greppen eine Kultur von Sommerhimbeeren. In den nächsten Wochen könnten weitere reifende Beerenkulturen betroffen sein. Die Fliege breite sich vor allem bei feucht-warmem Wetter massiv aus, und es scheine gar, dass die hiesigen Seelagen dem Schädling besonders behagen. Hun­keler erwartet den Höchststand der Population im Herbst.

Jetzt Kulturen überwachen und Fallen einsetzen

Eine erprobte Bekämpfungsstrategie gegen die Kirschessigfliege, welche bereits als ärgster Schädling gilt, gibt es bisher noch nicht. Hunkeler ruft die Beerenproduzenten auf, ihre Kulturen jetzt sehr gut zu überwachen, mit Kontrollfallen und bei Bedarf Massenfang. Die Fliege sei zwar auch chemisch bekämpfbar, aber davon wird noch weitgehend zurückgeschreckt und es brauche eine Sonderbewilligung. Spritzungen in bereits weiche, reifende Früchte seien heikel, auch wenn die Wartefrist der teils gar im Biolandbau einsetzbaren Mittel nur wenige Tage betrage.

Im Vordergrund der Bekämpfungsmassnahmen stehe bei Beeren der Massenfang mit Fallen rund um die Anlagen. Bereits würden auch sehr feinmaschige Netze verwendet, um die Fliegen abzuhalten. Gemäss Tests von Agroscope seien diese wirksam.
Am wichtigsten seien nun aber in den nächsten Wochen Hygienemassnahmen in den Beerenkulturen. Es dürften keine Früchte am Strauch gelassen werden. Abgefallene Früchte seien vom Boden zu entfernern.  Und die Pflückintervalle sollten möglichst kurz gehalten wer-
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Josef Scherer