Zuvor hatte die Lebensmittelsicherheitsbehörde FASNK bekanntgegeben, dass bei einer am 18. Juli entnommenen Probe ein Fipronil-Wert von 0,92 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) gemessen worden sei. Ab 0,72 mg/kg geht die EU von einer Gesundheitsgefahr aus.

Ursprünglich war dabei ein niedriger Wert von 0,076 mg/kg festgestellt worden. Der Betrieb nutzte jedoch sein Recht, ein Gegengutachten erstellen zu lassen - das wiederum den deutlichen höheren Wert von 0,92 mg/kg ergab. Die FASNK versucht, den Grund für die unterschiedlichen Messungen zu ermitteln.

Die Regierung will nun alle Legehennen-Betriebe sperren, deren Proben von jenem Labor ausgewertet wurden, das den niedrigeren Wert gemessen hatte. Nach Angaben von Landwirtschaftsminister Denis Ducarme und Gesundheitsministerin Maggie De Block geht es um sechs Betriebe, von denen drei ohnehin schon gesperrt sind.

Ein ganzes Bündel von Massnahmen

Ausserdem soll es einen Rückruf der Eier aus diesen Betrieben geben, Konsumenten sollen über Chargennummern informiert werden und können betroffene Eier in den Laden zurückbringen. Die beiden Minister forderten von der FASNK ausserdem die Einrichtung einer Bürger-Hotline. Ausserdem sollen die Ergebnisse des Gegengutachtens auf den Prüfstand und die Geflügelbranche stärker überwacht werden.

In Belgien wurden bislang zwar Höfe gesperrt, Aufforderungen an Konsumenten, bestimmte Eier wegzuwerfen, gab es bis zum Dienstag aber nicht - was mit den niedrigen gemessenen Fipronil-Werten begründet wurde. Diese Argumentation gerät nun in Zweifel. Noch am Montagabend hatte die FASNK erklärt, der bis dahin höchste gemessene Fipronil-Wert in Belgien liege bei 0,096 mg/kg.

Die Landwirte-Organisation Boerenbond, die in Bauern in Flandern und im Osten Belgiens vertritt, schätzt den Schaden für die Geflügelbranche durch die Fipronil-Krise derweil auf mindestens zehn Millionen Euro. Die Organisation forderte staatliche Unterstützung für betroffene Betriebe.

In der Wallonie im Süden des Landes will der regionale Landwirtschaftsminister René Collin Ansprechpartner für Landwirte einsetzen, die Entschädigungen beantragen wollen.

Es wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller das Insektizid dem Reinigungsmittel beigemengt hatte. Die Verwendung von Fipronil bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist in der EU verboten.

Mehr verseuchte Eier in Frankreich

Im Fipronil-Skandal haben auch fünf weiterverarbeitende Betriebe in Frankreich Eier erhalten, die mit dem Insektizid belastet sind. Das sind drei mehr, als bislang bekannt gewesen war. Die Eier seien ihnen aus den Niederlanden und Belgien geliefert worden, teilte das Landwirtschaftsministerium am Dienstagabend in Paris mit. Die Behörden prüfen derzeit, wohin möglicherweise kontaminierte Produkte geliefert worden sind.

Ausserdem hatte ein Legehennenbetrieb im Norden des Landes die Verwendung des Anti-Milben-Mittels Dega-16 gemeldet, über das Fipronil nach derzeitigem Stand in die Ställe kam. "Die Analysen (...) haben sich als positiv erwiesen, aber kein Ei aus diesem Betrieb ist auf den Markt gekommen", so das Ministerium. Die gelagerten Eier sollen zerstört werden.

Nun auch in Luxemburg

Auch in Luxemburg sind unterdessen mit Fipronil belastete Eier aufgetaucht. Die Regierung teilte am Dienstag mit, in Läden des Discounters Aldi seien zwei Chargen von Fipronil-Eiern gefunden worden. Sie seien seit dem 25. Juli im Handel und mit Haltbarkeitsdaten vom 15. und 16. August ausgezeichnet gewesen.

Bei einer Charge (Ei-Code X-NL43868-XX) handle es sich um Ware, die nicht von kleinen Kindern gegessen werden dürfe, bei der anderen (X-NL42364-XX) gebe es kein Risiko für die Konsumenten. Die Eier seien durch den Discounter im Grossherzogtum vom Markt genommen worden. Bisher waren in Luxemburg noch keine Fipronil-Eier bekannt geworden.

sda