Fenaco entwickelt sich prächtig; trotz tiefer Preise für Heizöl und Diesel, Dünger, Futter- und Pflanzenschutzmittel und eines leicht tieferen Umsatzes konnte die Genossenschaft 2016 ihren Gewinn vor Steuern und Zinsen steigern. Und zwar um 800 00 Franken, von 122,6 Millionen auf 123,4 Millionen Franken. Gleichzeitig hat die landwirtschaftliche Selbsthilfeorganisation mit dem grünen Logo in die eigene Unabhängigkeit investiert und den Eigenkapitalanteil weiter erhöht. Entsprechend aufgeräumt war auch die Stimmung der Geschäftsleitung, die am Mittwoch in Bern zur Jahresmedienkonferenz eingeladen hat.

Robuste Geschäftsfelder

So wollten die einleitenden Worte von Fenaco-CEO Martin Keller nicht so recht zur Stimmung passen: «Das letzte Jahr war nicht so sonnig.» In der Sparte Energie ist der Umsatz um satte 6,1 Prozent zurückgegangen. Grund dafür seien neben den tiefen Preisen die Erhöhung der CO2-Steuer. Ebenso haben die tiefen Preise bei Futtermitteln, Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Saatgut den Umsatz in der Sparte Agrar um 2,2 Prozent gedrückt. Und auch in der Lebensmittelindustrie sank der Umsatz um 1,3 Prozent. Gleichzeitig gelang es der Fenaco, im hart umkämpften Detailhandel Marktanteile zu gewinnen. Und selbst im Energiemarkt konnte man zulegen.

Während andere Firmen bei durchzogenen Zahlen gerne in Hektik verfallen, bleibt die Führungsspitze der Fenaco erstaunlich ruhig. Und auch von einem Investitionsstopp will man überhaupt nichts wissen. Stattdessen investiert man weiter munter in die Infrastruktur – sowohl im In- wie auch im Ausland.

Im vergangenen Jahr hat Fenaco dann gleich drei Akquisitionen getätigt: Am 1. Januar 2016 wurde die Schöpfer Landtechnik AG, am 1. Juni die Anliker Landtechnik AG und am 17. November die Dousset Matelin GmbH von der Fenaco-Tochter Serco übernommen. Die drei Firmen gehören damit neu zum Fenaco-Universum – einem weit verzweigten Netzwerk von rund 80 Unternehmen. Gerade die Akquise der französischen Firma Dousset Matelin hat dabei grössere strategische Bedeutung, dient sie doch dem Aufbau der internationalen Kompetenzen. Man will im internationalen Agrartechnikmarkt Erfahrung und Wissen sammeln. Die Auslandsaktivitäten dienen dabei zwei Zwecken: Fenaco will international konkurrenzfähig sein und bleiben und die daraus entstehenden Einkaufsvorteile den Landwirten in der Schweiz weitergeben.

Zukunft schaffen

Martin Keller hat 2012 den Vorsitz der Geschäftsleitung übernommen. Am Mittwoch erwähnte er mehrmals, dass man vor fünf Jahren strategische Weichen gestellt hatte. So hat man in die Unternehmenskommunikation investiert, eine Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgebaut. Die Mitarbeiterförderung wurde systematisch weiterentwickelt und die Markenführung überdacht. Und man hat begonnen, die Bezüge der Geschäftsleitung zu kommunizieren. Dass dabei alleine der CEO mit knapp 700 00 entlohnt wurde, sorgte für ein paar giftige Kommentare, hat die Firma aber nicht davon abgehalten, am eingeschlagenen Weg festzuhalten.

In Forschung investieren

Dabei ist die Fenaco auch bereit, in die Forschung zu investieren.  So hat Martin Keller im letzten Jahr gleich zwei Partnerschaften unterschrieben: eine mit der ETH und eine mit der Agroscope. An der ETH Zürich hat die Fenaco eine ausserordentliche Professur für molekulare Pflanzenzüchtung mit einer Donation unterstützt. Und gemeinsam mit Agroscope will Fenaco Mehrwerte von Schweizer Lebensmitteln identifizieren und weiterentwickeln.

Auffällig dabei ist der Fokus auf den Pflanzenbau. Eigentlich steht die Fenaco bei vielen Bauern im Ruf, eine auf Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz beruhende Landwirtschaft zu fördern. In der Forschung geht die Geschäftsleitung aber einen anderen Weg. Die Forschungsprojekte sollen helfen, «Alternativen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu finden», sagt Martin Keller. Vorerst aber bleibt es noch beim Bewährten. «Dass dann aber der einzelne Händler und Verkäufer von uns mit Biss an der Front sein Produkt verkauft, das unterstütze ich. Und darüber freue ich mich», fügte Keller an. Zwar möchte man mithelfen, die Landwirtschaft zu entwickeln. Man macht das aber mit Bedacht und Vorsicht und immer mit Blick auf den eigenen Grundauftrag.

Fenaco wird abstrakt

Die vielen kleinen und grossen Veränderungen haben aber auch einen Nachteil. Die Fenaco wird für die eigenen Bauern immer schwieriger fassbar, einige finden gar, dass aus der Genossenschaft ein gewinnorientiertes Unternehmen geworden sei. Die Kritik findet Martin Keller unverhältnismässig. Mit einer EBIT-Rendite von weniger als zwei Prozent sei man mit keinem börsenkotierten Unternehmen konkurrenzfähig. Ausserdem würde die Verwaltung intervenieren, wenn die Geschäftsleitung zu stark gewinnorientiert werde.  Und obwohl elf der 19 Verwaltungsmitglieder (inkl. Präsident) aktive Landwirte sind, die Fenaco laut Keller auch die kritischen Stimmen sehr ernst nehme, scheint die Distanz zwischen den verschiedenen Akteuren zu wachsen.

hja