Zehn Kinder sitzen auf Strohballen, die kreisförmig angeordnet in der grossen Scheune auf dem Betrieb von Doris und Stefan Ramp in Gundetswil ZH liegen. Es gibt Kuchen und Apfelsaft, und zwischendurch klauben die Kinder mit ihren Fingern Strohbüschel aus den Ballen, um sich damit gegenseitig zu bewerfen. Ein fröhliches, friedliches Getümmel; Lärm und Unordnung sind erlaubt, und es ist viel Platz zum Austoben da. Und nun dürfen die Kinder drüben im Stall beim Melken zuschauen. Sie rennen los und rufen: «Mega läss!»

Später werden sich die Kinder mit leuchtenden Augen bei Doris Ramp verabschieden und diesen Nachmittag wohl lange in Erinnerung behalten.

Programm nach den eigenen Stärken gestalten

Begonnen hat alles vor drei Jahren. Doris Ramp meldete sich zu einem Kurs über die Organisation von Kindergeburtstagen an. Die eigenen drei Kinder, Marion (18), Katja (16), Tobias (14), waren bereits ziemlich selbständig, und so verfügte sie wieder über einige Freiheiten. Der Kurs wurde schliesslich mangels Teilnehmer nicht durchgeführt, doch die Bäuerin sagte sich: «Ich beginne trotzdem» und entwarf ein 3-Stunden-Programm für Kinder zwischen fünf und zehn Jahren. 

Die Begrüssung mit anschliessendem Besuch bei den Kühen, Kälbern, Ziegen, Hasen, Katzen und dem Hund sowie das Kuchenessen mit Geschenke auspacken gehören immer zum Programm. Der Bauernhof-Parcours mit Wettspielen wie beispielsweise Hufeisen werfen, Stiefelweitwurf oder Sackhüpfen passt sie dem Alter der Kinder an. Doch auch die Betriebsbesichtigung gestaltet sich je nach Jahreszeit und Wetter ganz unterschiedlich. Mal können die Kinder Schwalben beobachten, mal dürfen sie Kirschen direkt vom Baum pflücken, mal wollen sie genau wissen, warum Kühe Milch geben. 

In der Jugendzeit war Doris Ramp Leiterin in der Jungwacht und dem Blauring, danach kamen die eigenen Kinder. «Ich habe immer gerne mit Kindern etwas unternommen, sie sind so ehrlich und dankbar», sagt sie und fügt hinzu: «Für mich sind diese Geburtstagsfeste sehr bereichernd.» Sie erachtet es als wichtig, das Programm nach den eigenen Stärken zu gestalten. Will heissen: Nutzen, was der Hof bietet und nur tun, was einem selber Spass macht. Etwas kopieren funktioniere nicht, meint Doris Ramp. Wenn die Kinder ihr am Schluss um den Hals fallen und sagen: «Oh Doris, es war so schön», tue das gut, erzählt sie begeistert. 

Werbung für die Kindergeburtstage macht Doris Ramp wenig, sie betreibt einzig eine Internetseite. Davon zu leben wäre schwierig, sagt sie, zumal sie die Preise so festgelegt hat, dass sich die meisten eine solche Feier leisten können. Inserate zu schalten sei im Verhältnis zum Erlös zu teuer, und Flyer an geeigneten Orten zu platzieren gar nicht so einfach.


Der Betrieb hat Vorrang

Einen erlebnisreichen und fröhlichen Nachmittag auf dem Bauernhof zu verbringen, bei Tieren und in der Natur, mit viel Platz zum Spielen ist beste Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft. Weitere Angebote wie Schule auf dem Bauernhof würden sich da anbieten, «dafür bleibt uns aber zu wenig Zeit», sagt Doris Ramp. Der Betrieb hat ohnehin Vorrang; steht die Ernte an, müssen die Feste warten. 

Doris und Stefan Ramp bewirtschaften einen Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb. Der Milchviehstall bietet 50 Kuhplätze, auf dem Feld bauen sie Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Mais und Gras an. Sie bilden zudem Lehrlinge aus. Doris Ramp arbeitet auf dem Betrieb mit, dazu kommt der Haushalt mit bis zu sechs Leuten am Esstisch. 

Wenn ihr nebst dem Gemüse- und Blumengarten etwas Zeit bleibt, bindet sie gerne mal einen Blumenstrauss oder verwöhnt die Familie mit feinem Gebäck. Einmal in der Woche nimmt sie sich Zeit für eine Walkingtour mit Kolleginnen sowie für einen Sprachkurs, um ihre Englischkenntnisse zu erweitern. 

Ursina Berger-Landolt