Wegen des Klimawandels sind Landwirtinnen und Landwirte in vielfältiger Weise gefordert. Sie sollen Treibhausgasemissionen reduzieren und gleichzeitig mehr produzieren. Gemäss der Mitteilung von Agroscope bestehen eine Möglichkeit dazu in der Agroforstwirtschaft.

Klimaschutz dank Agroforstwirtschaft

Lebens- und Futtermittel produzieren und gleichzeitig das Klima schützen – geht das? Ja, eine Möglichkeit ist die Agroforstwirtschaft, die Kombination von Landwirtschaft mit der Nutzung von Bäumen auf gleicher Fläche. Würde die Agroforstwirtschaft auf rund 9 % der europäischen Landwirtschaftsfläche etabliert, liessen sich bis zu 43 % der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen kompensieren. Zu diesem Ergebnis kommen Agroscope-Fachleute zusammen mit internationalen Partnern.

Spagat der Landwirtschaft

Dieser Spagat erfordert Anpassungen und Innovationen – beispielsweise mittels moderner Agroforstsysteme. Im Rahmen des EU-Projekts Agforward haben Agroscope-Fachleute in ganz Europa nach Standorten mit Umwelt-Defiziten gesucht, die von Agroforstsystemen profitieren würden. Die Agroforstwirtschaft entfaltet nämlich ein erhebliches Potenzial für den Klima- und Umweltschutz. Die Bäume speichern Kohlenstoff, reduzieren Bodenerosion sowie Nitratverluste und bieten Habitate für viele Tierarten. Letzteres wirkt sich unter anderem positiv auf Bestäuber und Nützlinge aus.

Intensive Ackerbau-Regionen in Europa würden profitieren

Die EU-Studie mit Agroscope-Beteiligung kommt zum Schluss, dass auf einem Viertel der Landwirtschaftsfläche Europas kaum Umwelt-Defizite bestehen. Doch auf rund 9% der Fläche sind die untersuchten Defizite enorm. Es geht um folgende Regionen:

  • Intensive Ackerbaugebiete im Nordwesten Frankreichs, im Norden und Südwesten Italiens, in Zentralspanien, in Dänemark und in Griechenland sowie im Osten von Rumänien.
  • Graslandregionen in Dänemark und Grossbritannien.

Agroforstsysteme auf diesen 9 % der Landwirtschaftsfläche könnten bis zu 43 % der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen in Europa kompensieren. Die Nahrungs- und Futtermittelproduktion liesse sich weiterführen.

In der Schweiz hat die Agroforstwirtschaft Tradition

Bekannt und verbreitet in der Schweiz sind Hochstamm-Feldobstbau, Kastanien-Selven oder Wytweiden. Nun erleben Agroforstsysteme sowohl im Ackerbau als auch in der Viehhaltung ein Comeback. Dabei sind die Systeme mannigfaltig:

  • Ackerbau-Fruchtfolge mit Wildobst zur Wertholzproduktion
  • Gemüsebau mit Tafel- und Mostobst
  • Hennen-Freilandhaltung mit Nussbäumen

Landwirtinnen und Landwirte können dabei mehrfach profitieren:

  • eine grössere Produktepalette für den Markt
  • mehr Bestäuber und Nützlinge
  • weniger Erosion und Nitratverluste
  • aktiver Beitrag zum Klimaschutz
  • Zahlungen für Umweltleistungen aus der Biodiversitäts- oder Klimaschutzförderung

Auch in der Schweiz treten regional Umwelt-Defizite in der Landwirtschaft auf, die von modernen Agroforstsystemen gemindert werden könnten. Eine Karte zeigt Details zu Defiziten und deren regionale Verteilung.

Um moderne Agroforstsysteme in die Praxis zu bringen, vernetzt die Interessengemeinschaft Agroforst Schweiz unter der Leitung von Agridea Agroforstpioniere, Beratung und Forschung.