Aus dem Tenn auf dem Hof von Familie Uebelhard dringt fröhliches Lachen. Mitglieder der Trachtengruppe Neuendorf, die Franziska Uebelhard seit drei Jahren präsidiert, sind zusammengekommen, um Moos-Adventskränze und vorweihnächtliche Kreationen zu gestalten. Das Material haben die Bäuerin und der Bauer im Wald gesammelt, sie haben Kerzen und Dekorationsartikel eingekauft und übersichtlich ausgebreitet auf Holztischen.
Adventskränze für die Tombola
Die Kränze sind nicht nur für den Eigengebrauch bestimmt, sondern darunter befinden sich zwölf, die in der Tombola des Trachtenabends 2015 gewonnen und rechtzeitig auf den 1. Advent abgeholt werden konnten. «Wir haben dieses Jahr, neben anderen selbst geschaffenen Lospreisen, Adventskränze verschenkt», erklärt die Bäuerin. Das sei gut angekommen bei der Fangemeinde. «Vielleicht deshalb, weil unsere Kränze keine Nadeln verlieren und sich weniger in Brand setzen», sinniert sie.
Die Trachtengruppe ist ein Teil von Franziskas Leben, denn sie ist seit 20 Jahren Tanzleiterin. Noch wichtiger ist, dass sie dort als 17-Jährige ihren zukünftigen Mann Rolf getroffen hat. Er ist seit Jahren der einzige aktive Mann in der Gruppe und fühlt sich so richtig als Hahn im Korb. Alle zwei Jahre lernen die beiden lange Texte auswendig, denn sie treten stets auf im lustigen Theaterstück, das geboten wird.
Franziska Uebelhard stammt aus einer nichtbäuerlichen Familie aus Neuendorf und reiste nach der Schule nach Leysin VD, um die französische Sprache zu lernen. Sie lacht: «Französisch habe ich kaum gelernt in unserer fröhlichen Mädchen-WG, aber ich habe mich von daheim abgenabelt.»
Sie liess sich im Kantonsspital Olten zur Pflegefachfrau ausbilden, kam vor 23 Jahren auf den Hof und arbeitete im Alters- und Pflegeheim in Niederbuchsiten. Sie gebar drei Kinder, nämlich Matias (22), der Hofnachfolger, der sich auf dem Weg befindet zum Betriebsleiter; Martin (20), der Zimmermann, und Jasmin (18), welche die KV-Lehre absolviert. Alle drei Kinder wohnten noch daheim, sagt die Mutter strahlend, denn das Familienleben bedeute ihr und ihrem Mann viel.
Sie arbeitete vor allem als Nachtwache auswärts bis vor zwölf Jahren, als ihr Schwager, plötzlich starb. Er hatte zusammen mit Rolf und der Schwiegermutter von Franziska Uebelhard den Hof geführt. Rolfs Vater war früh gestorben. Die Mutter wohnt weiterhin in der Wohnung im Erdgeschoss und benötigt immer mehr Hilfe in ihrem Alltag. «Es ist ein Geben und Nehmen», sagt Franziska Uebelhard. «Früher kümmerte sich Grosi – die ganze Familie nennt sie so – um den Hausgarten und kochte für uns, jetzt isst sie bei uns.»
Im Herbst sind jeweils Kürbisse angesagt
Uebelhards betreiben Milchwirtschaft und Munimast und pflanzen Futtermais und Getreide an. Vor rund 20 Jahren machte die Bäuerin erste Versuche mit Kürbissen. Sie verkaufte sie für Gerichte, aber auch dekoriert und verziert für die «Räbeliechtlizyt.» Ihre Schwiegermutter sei nicht begeistert gewesen, als sie diese auf dem Hofplatz präsentierte und Preisetikettchen daran heftete. Denn was einfach so wachse, verschenke man. Sie habe dann allerdings bald eingesehen, dass der kleine Handel mit den vielen Sorten der Bäuerin einen willkommenen Taschengeldzustupf beschere.
Ihre Leidenschaft ist das Dekorieren. Auf dem grossen Hofplatz, im Garten, an jedem Fenster, in der Wohnung, überall sind neckische und wunderbare Dekorationen zu bestaunen. Anfangs habe ihr Mann das alles etwas übertrieben gefunden. Doch dann habe es ihm den Ärmel hereingenommen und er bringe manchmal eine antike Tür oder ein altes Fenster, um «etwas daraus zu machen».
Vor allem im Hinblick auf die nächste Generation hofft sie, dass Bauernfamilien, die ja meistens Hofeigentümer seien, wieder vermehrt selbst bestimmen könnten. «Ich träume weiterhin davon, dass wir die Direktzahlungen nicht mehr benötigen, weil wir für unsere Produkte einen fairen Preis erhalten», meint sie.
Benildis Bentolila