Das UNO-Jahr 2014 der bäuerlichen Familienbetriebe geht langsam zu Ende. 30 Bauernfamilien aus der ganzen Schweiz haben mehrmals wöchentlich über ihre Arbeit auf dem Betrieb, ihre Erlebnisse in Haus und Hof sowie den Alltag der Familie auf Facebook mitgeteilt.

Eine dieser Familien, die mitgemacht hat, ist die Familie von Rita und Hansruedi Gfeller aus Herbligen BE,die zusammen mit ihrem Sohn Christian und der Schwiegertochter Isabelle ihren Betrieb in einer Generationengemeinschaft führen. Der Betrieb bewirtschaftet 27 ha mit den Hauptbetriebszweigen Milchwirtschaft, Ackerbau und Obstbau. «Für uns war es eine tolle Erfahrung beim UNO-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe als auserwählter Betrieb mitmachen zu dürfen», sagen Rita und Hansruedi Gfeller bestimmt.

Und: «Wir haben bei dieser Aktion viele unterschiedliche Leute kennenlernen dürfen, die oftmals unsere Bilder oder Berichte auf Facebook kommentierten.» Ein grosses Anliegen der Familie Gfeller war es, dass ihre Beiträge authentisch sind und sie als Bauernfamilie echt rüberkommen.

Familienrat einberufen


Als die Bauernfamilie Gfeller vor einem Jahr von der Lobag angefragt wurden, ob sie beim Projekt «Mein Bauer. Meine Bäuerin.» im Rahmen des internationalen Jahres der Familienbetriebe der UNO für den Kanton Bern mitmachen wollten, mussten sie nicht lange überlegen. «Wir haben bis dahin schon Erfahrung mit Facebook gehabt. Für uns war dieses Medium nicht ganz neu», sagen Rita und Hansruedi Gfeller. Da aber die ganze Familie in diesem Projekt involviert war, musste zuerst der Familienrat einberufen werden.

«Rückblickend dürfen wir sagen, dass wir uns damals schon ein wenig geehrt fühlten, dass wir zu den auserwählten Familienbetrieben gehören sollten.» Da der Schweizer Bauernverband die Federführung hatte, mussten Gfellers, wie alle anderen Betriebe auch, einen kleinen Vertrag unterschreiben und sich verpflichten, auch regelmässig Neuigkeiten auf Facebook zu stellen.

Eine gewisse Privatsphäre bewahren


So posteten Gfellers das ganze Jahr hinweg bis zu fünfmal pro Woche aktuelle Neuigkeiten wie zum Beispiel von Arbeiten auf ihrem Betrieb. Aber eines war von Anfang an klar: «Für uns gab es eine Grenze, wenn es um Familienangelegenheiten ging, welche nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.»

Sehr grosse Reaktionen gab es jeweils, wenn Bilder von Tieren oder Tiergeschichten aufgeschaltet wurden. So kam es vor, dass diese News drei- bis viertausendmal angeklickt wurden. «Wenn zum Beispiel ein Kuhkalb auf die Welt kam und wir für dieses über Facebook einen Namen suchten, kamen da immer sehr viele Rückmeldungen mit Namensvorschlägen zurück», lachen Gfellers. Übrigens heisst das jüngste Mitglied im Kuhstall jetzt Tichuana. «Oder: Als unser Lehrling zum ersten Mal einen Baum im Wald fällte und wir dies mit einem kurzen Video festhielten, löste das sehr viele positive Reaktionen aus.»

Auch negatives Feedback gehört dazu


Gab es dabei auch negative Kommentare? «Ja, die gab es. Aber wir haben die beste Erfahrung gemacht, diese nicht gross zu kommentieren.» Die zusätzliche Arbeit, welche die Bauernfamilien mit dem Erstellen und Verfassen der Einträge auf sich nahmen, darf man nicht unterschätzen.

Und wer war bei Gfellers die treibende Kraft, ihre Facebook-Seite aktuell zu halten? «Wir dürfen sagen, dass die ganze Familie mitgemacht hat. Aber meine Frau Rita war es, die uns immer wieder ermunterte, dass es an der Zeit wäre, wieder mal Bilder und News aufzuschalten», sagt Hansruedi Gfeller.

Neben der persönlichen Erfahrung und Bereicherung hat diese Aktion auch einen grossen Werbeeffekt für Gfellers Hofladen ausgelöst. «Viele Leute, die uns auf Facebook besuchen, sind nicht nur Berufskollegen oder Bekannte, auch wildfremde Menschen zählen zu unseren grössten Fans, die jetzt zu uns auf den Hof kommen, um einzukaufen.»

Die städtische Bevölkerung hätte mehr mitmachen dürfen

Wenn man momentan auf Gfellers Facebook-Seite zugreift, sieht man viele Bilder aus Australien. «Ja unser Sohn Christian und seine Frau Isabelle befinden sich auf ihrer Hochzeitsreise und schreiben über ihre Erlebnisse auf Facebook.»

Gibt es über die Kampagne auch kritische Punkte zu sagen? «Sicher hätten wir uns gewünscht, dass die städtische Bevölkerung noch mehr mitmachen würde. Vielleicht hätte man dazu im Vorfeld mehr Werbung in der nicht-landwirtschftlichen Presse machen sollen», geben Gfellers einen kleinen Kritikpunkt ab.

«Aber wir hoffen trotzdem, mit unserer Arbeit ein Stück beigetragen zu haben, um die Schweizer Landwirtschaft in ein noch besseres Licht zu rücken.»

Peter Fankhauser