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Es ist vier Uhr morgens, und es herrscht schon emsiges Treiben auf dem Betrieb von René und Astrid Späni in Studen im Kanton Schwyz, denn heute ist Alpauffahrt. Die Kühe sind gemolken, und die Helfer verpassen ihnen noch den letzten Schliff, denn schliesslich will man mit sauberen Tieren z Alp. Zirka 45 Stück Vieh verbringen dieses Jahr den Sommer auf der Alp Oberschrot auf 1400 m ü. M. Diese 17 ha grosse Alp mit Sicht auf den Sihlsee ist im Eigentum der Familie Späni. 

Mit strammen Schritten geht es bergwärts

René Späni und sein Vater Walter wissen genau, welche Trychle (Klopfä) zu welcher Kuh am besten passt. «Diese Kuh verträgt eine grössere und diesem Rind müsst ihr eine kleinere umhängen», geben sie ihren Helfern die nötigen Anweisungen.

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Um 5.30 Uhr geht es los, denn man will die Morgenfrische nutzen, damit das Veh weniger ins Schwitzen kommt. So war es auch letzten Samstag. Bei leichtem Regen und bei Morgendämmerung zieht die Herde durchs Dorf. Mit ihren dumpfen Tönen sind die Trychle schon von Weither hörbar. Spätestens jetzt ist jeder Dorfbewohner aus seinen Träumen erwacht, und überall gehen die Fenster auf. Man will ja schiesslich wissen, wer ihnen den Schlaf geraubt hat. Von überall winken die Leute der «Züglete» zu und wünschen den Beteiligten einen schönen Alpsommer.

Mit strammen Schritten geht es Richtung Unteriberg SZ zu. Die Kühe vorne weg, die Rinder am Schluss. Komfortabler haben es da die kleinen Kälber und der viereinhalbjährige Stier Simon, denn sie werden chauffiert. Im wahrsten Sinne des Wortes gibt die 13-jährige Leitkuh Zerca den Ton an. Nicht nur ihr Kopfschmuck ist eindrücklich, auch ihr Fundament ist trotz ihrem Alter immer noch einwandfrei. «Ein solches Gangwerk hat nur das Braunvieh», gibt der Betriebsleiter mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Mit zügigem Tempo geht sie vorne weg, ihre grosse Trychle schwingt sie im Takt. «Ja, sie würde den Weg auch alleine finden», meinen alle nickend. Nach gut einer Stunde wird der Weg steiler, und es geht bergauf. Nicht nur das Veh, auch die Helferinnen und Helfer kommen langsam ins Schwitzen. Das Tempo wird gemächlicher, denn Tieren wird ab und zu eine Pause gegönnt.

Fast zwei Stunden ist man schon unterwegs, normalerweise bewältigt man die 13 km in 3,5 Stunden. Um 9 Uhr treffen die ersten Kühe und Rinder auf der Alp Oberschrot ein. Auf der Alp werden die Tiere im Vorsommer, wegen des Ungeziefers, nur nachts geweidet. Da der Betrieb viele Tiere im Aufzuchtvertrag hält, wird die Milch nicht verkäst, sondern den Kälbern vertränkt. 

Eine Alpauffahrt per Lastwagen kommt nicht in Frage

Die Rollen bei Spänis sind genau aufgeilt. Die Eltern versorgen im Sommer die Tiere auf der Alp, währenddessen das Betriebsleiterehepaar mit ihren Töchtern den 15 ha grossen Talbetrieb bewirtschaftet. «Seit Generationen gehen wir z Alp», sagen sie. Für den Vater Walter war es die 65. Alp-
auffahrt. Auf der Alp Oberschrot ist es für die Familie Späni den 38. Alpsommer. Später am Küchentisch ist man froh, dass dieses Jahr wieder alles gut gegangen ist. Auf die Frage, warum man die Tiere nicht mit dem Lastwagen auf die Alp bringe, kam die einheillige Antwort: «Nein niemals, das hier ist Tradition und das Trychleglüt geht einem durch Mark und Bein.» Obwohl der Innerschweizer und der Berner Dialekt vom Besucher der «BauernZeitung» manchmal zu Missverständnissen führte, verstand man sich spätestens wieder bei einem Schnupf Tabak.

Peter Fankhauser