Die im Juni gemachte Ernteschätzung von 190 00 Tonnen Gerste wird kaum erreicht werden, prognostiziert Hansjörg Reiss, Leiter Geschäftsbereich Futtermittel-Rohprodukte der Fenaco.
Sammelstellen melden sehr unterschiedliche Erträge. Von unter 50 dt/ha bis 70 dt/ha sei alles vorhanden. 2015 lag der durchschnittliche Wintergerstenertrag bei 70 dt/ha. Im Spitzenjahr 2014 waren es sogar 74,8 dt/ha.
Extenso-Gerste litt besonders
Frost, Staunässe und Hagel führte dieses Jahr in manchen Gebieten der Schweiz zu Kulturschäden. Ein Landwirt aus Fisibach AG berichtet, dass ein heftiger Hagelschlag im Juni die Ährenoberseite der Gerste mehrheitlich zerstörte und die Hoffnung auf grosse Erträge zunichte machte. Landwirt und Lohnunternehmer Daniel Stüdi aus Deitingen SO berichtet, dass durch den Frost Ende April die Ähren teilweise nicht gefüllt waren.
Auf seiner eigenen Extenso-Parzelle hat er rund 48 kg gedroschen bei einem Hektolitergewicht von unter 60 kg. Erschwerend kam hinzu, dass die Sorte Meridian dem nassen Wetter nicht standhielt und zum Teil abknickte. Besser lief es Markus Ryser, Lohnunternehmer aus Richenthal LU. Mit seiner Intensiv-Sorte Nova Casa konnte er 90 kg einfahren.
Die etwas höhere Lage und der leichte Boden führten zu diesem guten Ergebnis. Aber auch er stellte schlechte Extenso-Eträge bei seinen Kunden fest und ergänzte, dass die Ware
zum Teil sogar fürs Futter zu schlecht sei.
Feuchtigkeitsgehalt eingehalten
Dank den sonnigen Tagen während der Erntezeit konnten die meisten Produzenten den maximalen Feuchtigkeitsgehalt von 14,5% einhalten. Lohnunternehmer Hanspeter Ryser meldet, dass nahezu die gesamte Gerste seiner Kunden trocken abgeliefert werden konnte. Schwieriger war es wegen den nassen Böden Fahrspuren zu vermeiden. Daniel Stüdi hatte mit demselben Problem zu kämpfen und musste sogar einzelne Parzellenabschnitte stehen lassen, um ein Absinken des Dreschers zu verhindern.
Hektolitergewicht 61–65 kg
Nach den ersten Erntetagen war gesamtschweizerisch die Rede von sehr schlechten Hektolitergewichten. Mittlerweile hat sich die Lage etwas stabilisiert. In der Westschweiz sind die Werte aber tiefer als in der Ostschweiz. Gemäss Hansjörg Reiss zeigt sich dieses Phänomen besonders in extremen Wetterjahren und ist auf die
Bodenbeschaffenheit zurückzuführen.
Das Gros der Gerstenernte 2016 dürfte Hektolitergewichte von 61 bis 65 kg/hl aufweisen. Den vollen Preis erhalten Landwirte für 65 bis 66,9 kg/hl. Reiss empfiehlt den Produzenten, dem Bedürfnis der Futtermühlen nach einem höheren Hektolitergewicht Rechnung zu tragen, denn leichte Gerste sei nur schwer zu vermarkten.
Es kann also wirtschaftlich sinnvoll sein, sich an die empfohlenen Sorten zu halten, die das genetische Potential für ein höheres Hektolitergewicht erreichen.
Wootan und KWS Kosmos
Für die Ernte 2017 werden die zwei neuen sechszeiligen Sorten KWS Kosmos und Wootan empfohlen. KWS Kosmos weist ein sehr gutes Ertragspotential auf, vergleichbar mit demjenigen der Sorte KWS Meridian. Sie hat ein gutes Krankheitsresistenzprofil und Hektolitergewicht. Ihr Proteingehalt ist
mittelmässig und ihr PUI (mehrfach ungesättigten Fettsäuren-Index) wird als tief bis mittel eingestuft.
Die neue Hybridsorte Wootan ist provisorisch in der Liste aufgenommen. Ihr Ertragspotenzial unter ÖLN-Bedingungen ist sehr gut, aber die Ergebnisse basieren auf nur einem Versuchsjahr. Die Sorte scheint auch interessant unter Extenso-Bedingungen. Wootan ist vergleichbar mit Hobbit, obwohl sie punkto Hektolitergewicht nicht mithalten kann. Sie ist ziemlich resistent gegenüber Krankheiten, während der PUI tief ist.
Petra Gasser, SBV