Schweinebauer Marcel Scherer war Mitinitiant für einen Golfplatz bei der Stadelmatt in Hünenberg, das war schon 1984. Die Zeit war jedoch noch nicht reif. Das Projekt scheiterte, auch am Widerstand der Behörden, und die Umzonung wurde an der Urne abgelehnt. Golfen habe ihn immer fasziniert. Und als ihm ein Freund in den USA eine tolle Ausrüstung besorgte, begann er diese Sportart 1985 aktiv auszuüben. Zuerst auf verschiedenen Plätzen der Region, mit der Eröffnung des Migros-Golfparkes in Holzhäusern bei Rotkreuz 1995 dann intensiv in der nächsten Umgebung. So wurde er auch Mitglied im Golfclub Ennetsee mit über 900 Mitgliedern, der Gastclub des Golfpark.

Internationale Kontakte
Draussen in der Natur zu sein und dabei Leute mit gleichen Interessen zu treffen, das fasziniere ihn am Golfen, erzählt Scherer. Auch während seiner Zeit als SVP-Nationalrat (1999 bis 2011) wollte er diesen Sport nicht lassen. Das sei zwar manchmal schon etwas viel gewesen, neben diesem Hobby und dem politischen Mandat noch den grossen Schweinezuchtbetrieb zu führen. Das nationale und internationale Beziehungsnetz, das er dank dem Golfen aufbauen konnte, schätzt er bis heute. Er war 12 Jahre lang Captain der golfenden Parlamentarier. Und er spielt beim "Meat-Cup", ein Turnier der Fleischbranche, das durchaus auch nutzbringende Kontakte für das eigene Geschäft bringe. Und erst kürzlich war der Alt-Nationalrat an einem europäischen Turnier in Litauen mit der parlamentarischen Gruppe Golf, bei der er noch immer mitmacht. Einen Pokal für den dritten Rang holten die Schweizer heim.

Golfen ist breiter akzeptiert
Klar habe es immer Diskussionen gegeben: "Was, du spielst als Bauer Golf?" Inzwischen kenne er aber einige golfende Berufskollegen. Vor allem in nichtbäuerlichen Kreisen würden die sehr geachtet und geniessen viel Wertschätzung, stellt Scherer fest. Heute spielt der 65-Jährige, der Anfang Jahr den Betrieb an Sohn Peter übergeben hat, rund zweimal pro Woche je vier bis fünf Stunden. Golfen sei für ihn die zeitfüllende Beschäftigung, neben seiner 40-Prozent-Tätigkeit auf dem Schweinehaltungsbetrieb seines Sohnes.

In guten Zeiten schaffte er beim Abschlag über 200 Meter, jetzt noch 180 Meter, erzählt der Bauer beim Fototermin im Golfpark. Der Rundgang auf dem grossen und perfekt gepflegten Gelände in Holzhäusern beeindruckt. Marcel Scherer zeigt das neue Clubrestaurant, "alles in Schweizer Holz gebaut." Ihm zuliebe spiele übrigens auch seine Frau Elsbeth seit einiger Zeit Golf. Gerade jetzt schätze er das Netzwerk und die vielen Kontaktmöglichkeiten auf dem Golfplatz sehr. Über den Winter hat Marcel Scherer eine halbjährige Krebstherapie hinter sich gebracht, da bedeute ihm der Ausgleich Golfen zur Erholung sehr viel. Ausgleich bringe ihm auch der Männerchor Hünenberg, wo er seit 30 Jahren mitmacht und diesen seit einigen Jahren präsidiert. Sehr viel bedeutet dem ehemaligen Präsidenten der Suisseporcs Zentralschweiz nach wie vor auch die Schweinehaltung. Den Betrieb Stadelmatt hat er seit der Übernahme von seinem Vater stark entwickelt.

Umwälzung Schweinemarkt
Nun wird dieser vom Sohn umstrukturiert, was allerdings gemeinsam schon seit Jahren geplant wurde. Bisher wurden auf dem spezialisierten Zuchtbetrieb 550 Muttersauen gehalten. Künftig werden es noch 250 sein, dafür werden alle Ferkel neu selber ausgemästet. Das sei für den Schweizer Markt nicht ganz unbedeutend, sagt Scherer. "Immerhin kommen ab nächstem Jahr aus unserem Betrieb etwa 10 000 Ferkel weniger in den Handel." Grund für die Umstellung sei der stark schwankende Ferkelpreis und die anstehenden Veränderungen beim Tierschutz für Mastschweine, die mehr Platz benötigen. Das werde zu einem Stau bei den Zuchtplätzen führen, und überhaupt zu einem starken Strukturwandel. Scherer rät deshalb grundsätzlich, dass Züchter ihre Schweine vermehrt selber ausmästen sollten. Das verbessere auch die gesundheitliche Situation mit weniger Antibiotikaeinsatz. Und das sei auch wirtschaftlicher, was wohl die Vermarktungsorganisationen und der Handel nicht gerne hörten.

js

Die Zentralschweizer Ausgabe der BauernZeitung porträtiert in den nächsten Ausgaben im Rahmen der Sommerserie Bäuerinnen und Bauern mit aussergewöhnlichen Hobbys.