Früher wurden unerwünschte und kranke Katzen ihrem Schicksal überlassen oder bereits im Alter von wenigen Wochen getötet. Das war auf Bauernhöfen gang und gäbe. In den vergangenen 15 Jahren hat der Schweizer Tierschutz (STS) insgesamt beinahe vier Millionen Franken für Katzenkastrationen aufgewendet. «Das ist viel Geld», sagt Hansueli Huber, Geschäftsführer STS. Er hofft, dass in Zusammenarbeit mit dem NetAP (Network for Animal Protection) ein neuer Weg der Nachhaltigkeit beschritten werden kann, um dem Katzenelend Einhalt zu bieten.
In kurzer Zeit eine beinahe unüberschaubare Kolonie
Mathias Vetsch aus Sevelen und seine Lebenspartnerin Corinne Gabathuler nahmen ihre Verantwortung wahr, nachdem sich in kurzer Zeit auf ihrem Hof eine beinahe unüberschaubare Katzenkolonie entwickelte. Mathias Vetsch wollte nicht mehr junge Kätzchen – kaum waren sie geboren – töten.
Hilfe wurde ihnen vom hiesigen Tierschutzverein in Zusammenarbeit mit dem STS und dem NetAP zuteil. Der Schweizer Tierschutz übernahm die Kosten, NetAP stellte Tierärztinnen, Assistentinnen und Helferinnen zur Verfügung und organisierte mit lokaler Unterstützung eine reibungslose Durchführung der Aktion.
Die Katzen mit frischer Milch versorgt
Gut einen Monat vor dem anberaumten Termin für die Kastration hat Corinne Gabathuler jeden Tag – jeweils zur Melkzeit – die Katzen mit frischer Kuhmilch im leer stehenden Stall versorgt. Es hat nur kurze Zeit gedauert, bis die verwilderten, scheuen Katzen kapiert haben, dass jeweils zur selben Zeit frische Milch aufgetischt wurde. Kaum wurde die Melkmaschine in Betrieb genommen, kamen die Katzen aus allen Löchern heraus. «Ich staunte nicht schlecht als ich sah, wie viele Katzen um unseren Hof herum leben», stellte Corinne Gabathuler überrascht fest.
Keinen grossen Stress für die Katzen
Am Tag vor der Kastration gab es keinen grossen Stress für die Katzen. Sie folgten der Bäuerin freiwillig in den Stall, schlürften die frische, kuhwarme Milch und verbrachten die Nacht ausnahmsweise einzeln in einer Katzentransportkiste, damit sie nüchtern, narkotisiert und tierärztlich versorgt die Kastration über sich ergehen lassen konnten.
Der Startschuss für die Aktion Katzenkastration fand am Welttiertag, dem 4. Oktober, um 9 Uhr statt. Tierärztinnen, Praxisassistentinnen, Esther Geiser, Präsidentin des NetAP, und Monika Gmeiner, Verantwortliche für das Katzenressort beim Tierschutzverein Sargans-Werdeberg (TSW), Buchs, mit ihren Helferinnen waren pünktlich vor Ort.
Rund 20 Beteiligte, unter ihnen freiwillige Helferinnen aus den umliegenden Kantonen GR/AR/GL/LU/TG waren an ihrem freien Samstag bereit für den Einsatz, um der unkontrollierten Katzenvermehrung Einhalt zu gebieten. Die engagierten Frauen wissen, dass mit ihrem Einsatz nur gerade die Spitze eines Eisbergs gekappt werden kann. Sie sind jedoch überzeugt, dass eine derartige, konzertierte Aktion nachhaltig sein wird zur Reduktion unkontrollierter Katzenvermehrung.
Ein erfolgreicher Abschluss der Katzenaktion
Die Bilanz des Einsatzes: Es wurden 17 weibliche Katzen und 12 Kater kastriert und ein etwa sechs Wochen altes Büsi wurde von der Auffangstation des TSW aufgenommen, weil es noch nicht kastriert werden konnte. Das Kätzchen wird zu gegebener Zeit vermittelt – mit der Auflage, dass es termingerecht kastriert wird. Alle anderen Katzen wurden wieder dort ausgesetzt, wo sie eingefangen wurden. Sie werden sich nicht weitervermehren können.
Heidy Beyeler