Endlich Feierabend. Doch nein, die Läden haben bereits ihre Türen geschlossen. Dabei hat sich für heute Abend spontan Besuch angekündigt. Ein Fertig-Fondue aus dem Tankstellen-Shop kommt nicht in Frage, exklusiver muss es sein. Doch wo soll um diese Uhrzeit noch Fondue gekauft werden?
Kein Problem, zumindest nicht in Bad Ragaz. Dort bietet die Milchzentrale unmittelbar neben ihrem Laden kochfertige Fondue-Mischungen an – und zwar in einem Automaten, rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Hinter dem Angebot steht Peter Signer. Der Käsermeister und Geschäftsführer der Milchzentrale schaffte vor rund zwei Jahren einen solchen Fondue-Automaten an, um das wachsende Bedürfnis, ausserhalb der normalen Öffnungszeiten einzukaufen, zu befriedigen.
Erfolg mit Fondue
Mit Erfolg: Der Fondue-Absatz nahm markant zu. „Wir haben im letzten Winter inklusiv Ladenverkauf vier Tonnen abgesetzt, zuvor waren es nur zwei”, erklärt Signer. Der Automat habe in der Region viel zu reden gegeben, die lokalen Medien hätten über diesen unkonventionellen Verkaufskanal berichtet.
Das Angebot umfasst vier verschiedene Fonduemischungen in unterschiedlichen Portionen. Besonders am Freitag- und Samstagabend werde der Automat rege benutzt. Signer muss denn auch hin und wieder an einem Wochenende den Automaten auffüllen. „Aber diesen Mehraufwand nehme ich gerne in Kauf”, erklärt Signer lachend.
Früchte kaufen – rund um die Uhr
Läden, Grossküchen, Wochenmärkte oder Hofladen: Kaspar Hunziker verkauft sein Obst über diverse Kanäle. Ende 2013 kam noch ein weiterer dazu – ein Automat. Darin bietet er derzeit verschiedene Apfelsorten, Trockenfrüchte, Eier und Süssmost feil. „Meine Frau und ich hatten zunächst Bedenken, ob sich so ein Automat rechnet”, erklärt Hunziker, der in Feldbach ZH einen Obstbetrieb führt. Angeschafft haben sie ihn schlussendlich gleichwohl, um für die Kunden attraktiver zu sein. „Nun können wir an 365 Tagen und während 24 Stunden unsere Produkte anbieten”, so Hunziker.
Dank des Automaten können auch Leute direkt auf dem Betrieb einkaufen, die während der Öffnungszeiten des bedienten Hofladens keine Zeit haben. Der Automat erspart Hunziker auch viel Aufwand. Früher musste er sein Obst, das er tagsüber in Selbstbedienung auf dem Hof anbot, abends wieder rein räumen – wegen Diebstahlgefahr. Im Sommer war es oft zu heiss und im Winter zu kalt, so dass die Früchte nicht draussen zum Verkauf angeboten werden konnten. Mit dem Automaten, der gleichbleibende Temperaturen garantiert, ist Hunziker diese Sorge nun los. Der Obstbauer kann sämtliche Hofprodukte im Automaten anbieten – ausser dem Perlwein. Denn der Verkauf von Alkohol in Selbstbedienung ist gesetzlich verboten.
Bio-Milch aus dem Automaten
Seit zehn Jahren verkauft Urs Büeler, Landwirt aus Aesch BL, einen Teil seiner Bio-Milch direkt ab Hof. Jeweils morgens und abends hat er seine Kunden bedient. Irgendwann sei der Aufwand zu gross geworden. Vor drei Jahren entschied er sich deshalb für einen Automaten. Zu Beginn sei die Nachfrage noch bescheiden gewesen, erklärt der Bio-Bauer. Mittlerweile verkauft er monatlich rund 1‘000 Liter Milch per Automat. Mit der Auslastung ist Büeler zufrieden.
Frischen Süssmost zapfen
Zufrieden ist auch Landwirt Ruedi Brunner. Der Mutterkuhhalter aus Muttenz BL, der jeweils im Herbst Äpfel mostet, hat bereits seit 2002 einen Automaten auf seinem Betrieb im Einsatz. Rund 20‘000 Liter Süssmost verkauft er von Ende August bis Weihnachten über diesen Kanal. Und zwar frischen, unpasteurisierten Süssmost – ein spezielles Geschmackserlebnis, so Brunner. Nur wenige Mostereien böten unpasteurisierten Apfelsaft an. Möglich mache dies der Automat, der den Süssmost konstant auf ein Grad Celsius herunter kühlt, damit er nicht zu gären beginnt.
Brunners Hof liegt im Einzugsgebiet der Stadt Basel sowie an einer stark frequentierten Strasse. Das garantiert Kundschaft. Der Automat ist rund um die Uhr in Betrieb. Auch mitten in der Nacht würden Kunden Süssmost beziehen, so Brunner. Nebst dem 24-Stunden-Betrieb hat der Automat noch einen weiteren Vorteil: „Er stellt sicher, dass jeder Liter, der bezogen wird, auch bezahlt ist”, erklärt Brunner.
Michael Wahl, LID