Idyllischer könnte die Kulisse in der Besenbeiz Degenberg in Ibach kaum sein: Das Glockengeläut der zufrieden grasenden Braunviehherde, das alte Schwyzer Bauernhaus und dahinter erheben sich die Mythen in den wolkenverhangenen Himmel. Mittendrin steht Hedi Tschümperlin in ihrer Sonntagstracht. "Diese habe ich 1987 in der Bäuerinnenschule in Pfäffikon selber genäht", gibt sie später zu Protokoll.

Hart erarbeiteter Lohn
Die Bäuerin ist fasziniert vom Handwerk, sie klöppelt, stickt und näht gerne. Früher verzierte sie mit ihren geschickten Händen viele hölzerne Erinnerungsstücke mit Brandmalerei – vor allem als Ehrengaben von Vereinen. Heute seien diese weniger beliebt. Und das Sticken sei fast nur im Winter möglich, "im Sommer sind meine Finger zu rau, dann bleibt der feine Seidenfaden hängen." Seit zehn Jahren führen Hedi und Franz Tschümperlin auf dem 18 ha grossen Milchwirtschaftsbetrieb auch eine Besenbeiz. Auf Voranmeldung verköstigt die aufgestellte Schwyzerin Familien, Vereine oder Musikanlässe. "Ich mag es, in der grossen Pfanne rühren zu können", lacht sie. Gelernt habe sie dies im Kloster Ingenbohl, wo sie nach der Schulzeit arbeitete. Bis zu 400 Personen seien dort täglich verpflegt worden, erinnert sich Hedi Tschümperlin zurück. Als Bergbauerntochter machte sie keine Lehre: "Ich habe vier Sommer zu Hause gearbeitet, im Winter als Haushalthilfe. Mit 18 Jahren bekam ich von meinem Vater meine erste Werktagstracht als Heuerlohn."

Vielseitig engagiert
Seit 1986 ist sie Mitglied in der Trachtengruppe "Tallüt vo Schwyz", davon 15 Jahre Präsidentin und zehn Jahre Tanzleiterin. Dazu kommen nochmals zehn Jahre in der kantonalen Trachtenkommission, unter anderem ebenfalls als Präsidentin. "Mit dem Trachtenkleid sind alle gleich, vom Doktor bis zum Handwerker." Und es gebe immer Gesprächsstoff, egal wo.
In ihre Amtszeit fiel auch eine Ausstellung in zwei grossen Einkaufscentern der Region. "Das war einmalig und wahnsinnig interessant", so das Fazit der Bäuerin. Während je zwei Wochen wurden die 70 verschiedenen Trachten des Kantons gezeigt, verbunden mit Tanz, Handwerk und Musik. Die Mutter von vier Töchtern, die bereits zweifache Grossmutter ist, hält fest: "Die Zusammenarbeit untereinander ist noch fast wertvoller als der Anlass selbst."


Den Ruf als kompetente Ansprechperson hat die 49-Jährige über ihre Amtsdauer hinaus bewahrt. Sie schätzt, dass in ihren zwei Schränken über 30 Trachten hängen. Heimweh-Schwyzer leihen sich gerne mal eine davon für spezielle Anlässe aus oder Erbstücke finden mangels Verwendung den Weg in ihren Schrank. "Ich habe ja genug Platz", scherzt die fröhliche Biobäuerin. Und wenn Hedi Tschümperlin wieder eine solche Kiste voller Trachten-Zubehör erhält, dann versinkt sie in ihrer eigenen Welt: "Ich stelle mir die Geschichten zur Tracht und den Leuten vor und staune gleichzeitig über die feine Handarbeit."

ag

Die BauernZeitung Zentralschweiz und Aargau stellt in einer Serie die Trachten der Kantone Aargau, Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri und Zug vor.