Der Weisse Germer (Veratrum album) ist eine äusserst interessante und hochgiftige Alpenpflanze. Im Mittelalter sollen damit Leute vergiftet worden sein. Heute wird er als lästige Problempflanze angesehen und muss gemäss Direktzahlungsverordnung bekämpft werden. Anlässlich eines FiBL-Kurses 2017 wurden drei unterschiedliche Bekämpfungsmassnahmen durchgeführt:
- Mit der Sense abmähen,
- Mit einem scharfen Stechspaten einige Zentimeter unter dem Boden abschneiden,
- Stehen lassen.
Egal welche Methode
Das Ergebnis war überraschend. Egal, welche Methode - die Germer wuchsen nicht mehr nach oder verdorrten im Verlauf des Sommers, ohne Blüten zu bilden. Diese Beobachtung wurde im ganzen Alpenraum gemacht. Vereinzelt gingen zwar Meldungen ein, die sich aber stets als blühende gelbe Enziane entpuppten. Kein Wunder, dass in alten Büchern vor der tödlichen Verwechslungsgefahr mit Enzian für das Schnapsbrennen gewarnt wurde. Germer war ausserdem als «Lauswurz» bekannt: Ein Wurzelsud wurde gegen Läuse angewendet. Warum der Weisse Germer wie 2017 bisweilen Jahre hat, in denen er gar nicht blüht, aber dann wie 2016 und 2018 wieder grosse Blütejahre hat, konnte man nicht eruieren.
Regelmässig mähen
Gemäss Erfahrungsberichten kann der Weisse Germer mit gegelmässigem Mähen kurz vor der Blüte zurückgedrängt, aber nicht ausgerottet werden. Wie bei den meisten Wiesenproblempflanzen auf Alpen helfen eine frühe schonende Beweidung und ein dichter Wiesenbestand. Der Germer bevorzugt feuchte Böden, beim pH ist er nicht wählerisch. Das Abschneiden unter der Bodenoberfläche hat den Vorteil, dass Regenwasser eindringt und so zumindest ein Teil des Wurzelstocks verfault. Die gleiche Wirkung soll auch das händische Ausreissen mit Abdrehen bewirken, dabei müssen aber wegen des Giftes unbedingt Handschuhe getragen werden. Es wird auch empfohlen die gemähten oder ausgerissenen Pflanzen zu entsorgen. Denn vor allem bei Jungtieren besteht die Gefahr, dass sie die angedorrten Blätter fressen. Eine neue Methode, die man dieses Jahr testet, ist ein Gerät, wie es bei Mausfallen gebraucht wird. Mit diesem wird mitten ins «Wurzelherz» ein Loch herausgestanzt und dann mit Sägemehl aufgefüllt damit es feucht bleibt und die Wurzeln verfaulen (s. Bild).
Franz Josef Steiner, FiBL