Seit 14 Jahren organisiert Franz Meyer auf seinem Hof in Rippertschwand, Neuenkirch LU, eine Kunstausstellung. Ab und zu sind dort auch seine eigenen Werke zu bestaunen. Verschmitzt erzählt er eine Anekdote aus den Anfängen: Bei seinem ersten grösseren Bild, ein mal ein Meter auf Leinwand, habe er lange überlegt, ob er es ausstellen solle. "Meine Frau Rita fand, das sei doch noch nicht fertig." Doch des Künstlers Entscheidung war gefallen und siehe da, das Bild fand nicht nur Bewunderer, sondern wechselte auch sogleich den Besitzer. "Und es hängt noch heute beim Käufer in der Stube", schliesst Franz Meyer zufrieden und ein bisschen stolz.

Die Ruhe selbst
Da die Kunst für ihn reines Hobby ist, ist sein Lohn die Freude, wenn er eines seiner Werke in anderen Häusern entdeckt. Zur Malerei fand der Landwirt vor rund 20 Jahren, zuvor hatte er bereits viele Kostbarkeiten aus Holz geschnitzt. "Das Malen hat vor allem mit Geduld zu tun, man darf nicht gleich aufgeben wenns beim ersten Mal nicht gelingt", findet er. Den 64-Jährigen bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Und sonst kann er bei der Arbeit mit Pinsel und Farbe gut wieder abschalten.

Realistisch bis abstrakt
In seinem Arbeitszimmer sticht dem Betrachter sogleich ein Landschaftsbild ins Auge: Friedlich plätschert ein Bächlein über grosse Steine und die Stämme der Birken sehen zum Anfassen realistisch aus. Daneben präsentiert sich eine markante Kreation in Schwarz und Rot mit blauen Quadraten. Seinen Stil einzugrenzen, das versucht Franz Meyer gar nicht erst. Am liebsten sind ihm detailgetreue Landschaftsbilder, aber auch abstrakten Gemälden ist er keineswegs abgeneigt. Nur Menschen und Tiere, "das liegt mir nicht", findet der malende Bauer. Er malt auch gerne Bilder auf Auftrag. Im Winter verbringt Meyer einen bis zwei Abende pro Woche in seine Werke vertieft, im Sommer bleibt weniger freie Zeit.

Blick fürs Detail
Der bodenständige Schaffer wählt seine Worte immer mit Bedacht, auch auf die Frage nach Gemeinsamkeiten von Kunst und Landwirtschaft: "Ich entdecke einfach überall etwas Schönes. Zum Beispiel der altehrwür dige Nussbaum auf unserem Hofplatz ist ein wahres Kunstwerk." Der Neuenkircher pflegt durchaus Kontakte zur Kunstszene, doch sagt er von sich selber: "Ich zähle mich zum einfacheren Volk, das kommt auf dem Land sowieso besser an." So habe er sein teuerstes Bild für erschwingliche 400 Franken verkauft, mit Fantasiepreisen kann Franz Meyer nicht viel anfangen. "Ich möchte anderen eine Freude machen", ist seine grösste Motivation. So sei auch das Publikum an seinen Ausstellungen gemischt, die Anlässe immer geselliger Natur. Überhaupt schätzt der künstlerisch veranlagte Bauer Begegnungen aller Art, schliesslich vermieten Meyers auf ihrem Hof Gästezimmer, Partyräume und das"Hamsterhüsli", einen für Feriengäste umgebauten Ladewagen.

Auf die grosse Bühne
Die kreative Ader hat Franz Meyer seinen mittlerweile erwachsenen Kindern vererbt, das Haus und die Gästezimmer zieren Bilder und geschnitzte Werke der verschiedenen Familienmitglieder. Zwei seiner Töchter sind zudem in grafischen Berufen heimisch. In wieder andere Gefilde würde sich der Bauer mit seiner Malerei gerne noch wagen: "Eine Theaterkulisse zu kreieren wäre spannend", findet er, der solche Werke manchmal mit etwas kritischerem Auge betrachtet.

ag

Die Zentralschweizer Ausgabe der BauernZeitung porträtiert in den nächsten Ausgaben im Rahmen der Sommerserie Bäuerinnen und Bauern mit aussergewöhnlichen Hobbys.