Anlässlich einer Medienorientierung, mitorganisiert vom Informationsdienst des Kantons Thurgau,  luden Christa Fritschi, Leitung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit an der Kartause, und Stefanie Hoch, Kuratorin des Kunstmuseums Thurgau, zunächst in den facet-

tenreichen Rundgang durch die Ausstellung «Gartenträume – Traumgärten». Diese erstreckt sich bis in den Aussenraum der Kartause Ittingen und führt zu zeitlosen Gärten der Kunst.


Gärten als Spiegel vo 
Wunschträumen


«Gartenträume – Traumgärten» offenbart Gegensätze. Einerseits wird in den meisten Gärten die Natur domestiziert. Andererseits ist der Garten in der Kunst ein Spiegel für die Bildung individueller und kollektiver Mythen, Ahnungen und Wunschträume. In der Ausstellung können zahlreiche Werke zeitge
nössischer Künstlerinnen und Künstler entdeckt werden.

Unter anderem sind auch Werke von Adolf Dietrich (1877–1957), Berlingen, ausgestellt, welche eine weniger bekannte Seite seines Schaffens zeigen. Das barocke Gärtchen, das Dietrich aus dem Fenster seiner Wohnstube überblickte, war ­eines seiner beliebtesten Sujets. Neben Dutzenden von Bildern hat er den Garten nach 1925 auch immer wieder fotografiert. Lange Zeit wurde die Bedeutung des Mediums Fotografie für das Werk Dietrichs unterschätzt. «Heute weiss man, dass ihm eigene Fotografien seiner Umgebung als Grundlagen für Gemälde dienten», sagte Stefanie Hoch.


Für den allein lebenden Kleinbauern Adolf Dietrich spielte sich im Garten gegenüber ein Familienleben ab, wie er es selbst nicht hatte. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die reich blühenden Blumenbeete durch Rasen ersetzt, von diesem Zeitpunkt an malte Dietrich das Gärtchen nicht mehr. An der Stätte seines Wirkens erstrahlt dieser Garten in Berlingen heute wieder wie zu Lebzeiten des Künstlers in eleganter Schönheit.


1000 Rosenstöcke müssen gehegt und gepflegt werden


Während Dietrichs Darstellungen seines umzäunten Nachbarsgärtchens für die Faszina­tion an der geordneten und gestalteten Natur steht, zerbricht in der Gegenwartskunst das Idyll. Die Pflege und der Unterhalt der verschiedenen Gärten innerhalb und in unmittelbarer Nähe der Klosteranlage in Ittingen wird in zwei Bereichen vom Heim und Werkbetrieb der Stiftung Kartause Ittingen ausgeführt.

Einerseits ist dies die Abteilung Gärtnerei, die in traditioneller Weise auf die Herstellung von Tee, Kräutern, Gemüse und Beeren sowie deren Veredelung ausgerichtet ist. In der angegliederten Floristik werden Gebinde, Gestecke und verschiedene Dekorationen für Anlässe gefertigt. Sämtliche Produkte, welche die Gärtnerei oder die Abteilung «Umgebung und Gewässer» produziert, werden intern direkt an die Hotel-/Restaurantküche abgesetzt oder im Klosterladen verkauft.

Die Rosengesellschaft Winterthur ist seit Jahren aktiv engagiert bei der arbeitsintensiven Pflege der über 1000 Rosenstöcke aus 250 meist historischen Rosensorten. Die Mitglieder leisten grosse Einsätze bei der Pflege der Rosen, in enger Zusammenarbeit mit dem Gärtnereiteam der Kartause Ittingen.


Ein (Rück-)Blick in die Geschichte des Gutsbetriebs


Christa Fritschi führte durch die zweite Ausstellung am Ittinger Museum unter dem Titel «Säen und ernten – Nahrungsmittelproduktion in der Kartause Ittingen gestern und heute». Diese zeigt unter anderem, wie Victor Fehr (1846–1938) den Ausbau und die Mechanisierung seines Gutsbetriebs vorantrieb. «Säen und ernten» thematisiert anschaulich, wie sich die ­Nahrungsmittelproduktion der Kartause Ittingen vom 18. Jahr-

hundert bis heute entwickelte.


Es stehen noch weitere Veranstaltungen im Rahmen dieser Ausstellung bevor. Am 13. November folgt von Peter Bretscher ein Vortrag zur Mechanisierung und Motorisierung der Thurgauer Landwirtschaft. Am 12. März 2015 steht eine Podiumsdiskussion mit Hansjörg Walter zum Thema «Landwirtschaftsproduktion Schweiz – wohin?» auf dem Programm.

Isabelle Schwander