Schönholzerswilen «Alles begann mit einem Pony», erzählt die 31-jährige Manuela Kuster. Ihre Eltern waren anfangs nicht bereit, ihr den grössten Wunsch nach einem Pony zu erfüllen. Sie wusste sich zu helfen, adoptierte quasi ein Pony einer anderen Familie und verbrachte jede freie Minute mit dem Tier. Dass diese Liebesgeschichte auch ihr weiteres Leben stark beeinflussen sollte, wusste sie damals noch nicht.
Das Pony blieb auf dem Hof. Manuela Kuster machte eine Ausbildung im Detailhandel, wechselte den Job und übernahm in der Landi Weinfelden TG eine verantwortungsvolle Stelle. «Ich bin ein Landikind», lacht sie und erinnert sich, dass sie auch wegen dem Pony ihren zukünftigen Mann kennenlernte. Albert Kuster hatte zu diesem Zeitpunkt zwei Pferde auf dem elterlichen Bauernhof. «Als das eine Pferd in den Militärdienst einrücken musste, opferte ich mein Pony Siera als Gesellschafterin für das zweite Pferd von Albert», erzählt sie. Und ja, so habe auch ihre zweite Liebesgeschichte ihren Anfang genommen.
Traum ging in Erfüllung
«Wir fühlten uns wie Lottomillionäre, als wir vor fünf Jahren angefragt wurden, ob wir den
21 Hektaren grossen Betrieb hier in Schönholzerswilen TG übernehmen möchten», erzählt Manuela Kuster in ihrer gemütlichen Küche. Der Traum von einem eigenen Pferdebetrieb ging in Erfüllung. Im 2012 startete das junge Paar mit sechs Pferden. Heute haben Kusters zwischen 20 und 25 eigene Pferde, alles Freiberger. Dazu kommen eine grosse Menge Fohlen ab sechs Monaten, junge Reitpferde, Pensions- und Ferienpferde.
Bevor der Pferdebetrieb Wirklichkeit wurde, führte Albert Kuster als gelernter Forstwart sein eigenes Unternehmen «Forst und Natur». Seit sie zusammen den Pferdebetrieb bewirtschaften, arbeitet ein Vollzeit-Angestellter mit, sowohl mit den Pferden wie auch in seinem Forstbetrieb. Manuela Kuster, die sich neben den Pferden gerne um Büroarbeiten kümmert, ist derweil für beide Buchhaltungen, die Website und sonst für alles Schriftliche verantwortlich. «Ich bin die Strategin und Albert ist der Verkäufer und der Mann fürs Grobe», erzählt sie. Zusammen seien sie ein eingespieltes Team, die Arbeit gehe ihnen leicht von der Hand und bei Engpässen können sie auf die Unterstützung von Eltern und Geschwistern zählen.
Seit einem Jahr produzieren sie mit jeweils vier Stuten Stutenmilch auf ihrem Hof. Die Produktion geschieht nach einem speziell entwickelten Label
«Fair Horse». Die Milch wird zu hochstehenden kosmetischen Produkten weiterverarbeitet.
Kinder und Pferde
An diesem sonnigen Herbsttag tummelt sich die Mehrheit der insgesamt 60 Pferde auf der saftigen Weide vor dem Wohnhaus. Auf den sechs Hektaren Ackerfläche produziert das Ehepaar das eigene Stroh und den eigenen Mais für seine Pferde.
Je mehr Pferde auf dem Hof waren, desto mehr Lust hatte Manuela Kuster, Kindern Ausritte und den Kontakt mit Pferden zu ermöglichen. Und so begann sie, zuerst sachte, mit ein paar einzelnen Kindern. Heute kommen wöchentlich an sechs Nachmittagen um die 60 Kinder, vorwiegend Mädchen, zu ihr auf den Hof. Sie lernen den Umgang mit den Tieren, die Pflege und das Reiten.
Kinder und Pferde, das tönt nach sehr grosser Verantwortung? Die Bäuerin ist sich dieser Verantwortung bewusst und erzählt, dass es sehr wichtig sei, das richtige Pferd dem richtigen Kind zuzuordnen. Viele der Kinder, meist zwischen 9 und 14 Jahre alt, seien schon von Beginn mit dabei und hätten die Regeln, die auf dem Hof gelten, längst intus. «Ich will, dass sich die Eltern und die Kinder voll auf mich und meine Arbeit verlassen können. Dabei ist es wichtig, dass wir den Tieren und die Tiere uns voll vertrauen.»
Vor einem Jahr kam Söhnchen Andrin zu Welt. Er ist der Sonnenschein der kleinen Familie. «Unser Glück ist perfekt», sagt Manuela Kuster. Andrin sei ein pflegeleichtes Kind und so lasse sich der oft hektische und überfüllte Alltag mit einer Teilzeitangestellten, die jeweils am Nachmittag auf den Hof kommt und Manuela Kuster dort unterstützt, wo es am nötigsten ist, gut bewerkstelligen.
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Ruth Bossert