Wie war das genau, als meine Grosseltern den kleinen Hof kauften und so arm waren, dass das Wort Dessert ein Fremdwort und das kulinarisch absolut Höchste ein Haferflockenkuchen war?
Peter ist 33-jährig, seit kurzer Zeit verheiratet und zum ersten Mal Vater. «Früher haben mich alte Geschichten weniger interessiert, aber seit ich selber eine Tochter habe, sieht mein Leben ganz anders aus. Mein Vater, der jetzt 60-jährig ist, erzählte immer wieder, dass es in seiner Jugend kein anderes Dessert als einen eher trockenen Haferflockenkuchen gab. Warum das wohl so war?»
Fasziniert von Grossmutters Geschichte
Peter berichtet: «Meine Grossmutter ist mit ihren 84 Jahren noch sehr rüstig. Sie freute sich sehr, als ich sie nach dem Haferflockenkuchen fragte.» Sie habe sofort gewusst, von welchem Kuchen er spreche, erzählt Peter. Sie habe ihm gesagt, warum gerade ein Haferflockenkuchen über viele Jahre das einzige Dessert der Familie gewesen sei. Die Erklärung sei so logisch wie einfach gewesen: Die Grossmutter habe erzählt, dass sie sehr «schmal durch mussten» und dass Haferflocken billig waren.
Die Haferflocken seien in 10-Kilo-Stoffsäcken angeboten worden, aus denen man – wenn sie leer waren – etwas nähen konnte. Die Haferflockensäcke waren eine zusätzliche Einnahme, denn sie wurden zu Röcken und Taschentücher für meine fünf Tanten, als diese noch klein waren.
«Diese Geschichte faszinierte mich und ich sagte meiner Grossmutter, dass ich sie aufschreiben werde. Grossmutter Anna antwortete mir, dass sie ein kleines Heft habe, worin sie viele Geschichten aus längst vergangenen Zeiten notiert habe. Ich durfte das Heft anschauen. Es war so spannend! Mir ka
men oft die Tränen und ich weiss jetzt, dass die ‹gute alte Zeit› ihren Namen nicht unbedingt verdient.»
Hanni Salvisberg, eine 1923 geborene Berner Bäuerin, veröffentlichte im Jahr 1998 das Buch «Bach- u Wöschtag». Das in Mundart geschriebene Buch kam sehr gut an. Der Inhalt des Buchs: Der spannende Rückblick auf Hanni Salvisbergs Leben als Bäuerin.
Es muss kein
gedrucktes Buch sein
Die eigene Biografie zu veröffentlichen ist aber wohl in den wenigsten Fällen das Ziel. Viele ältere Menschen schreiben Erinnerungen für ihre Kinder, Grosskinder und Urgrosskinder auf. Das ist eine Bereicherung – für die schreibende Person wie für die Lesenden. Beim Schreiben erfolgt nochmals eine Auseinandersetzung mit der vergangenen Situation. Oft kann die Autorin oder der Autor eine schwierige Lage rückblickend besser verstehen. Es kann auch ein sehr gutes Gefühl aufkommen wenn man merkt, wie viele schwere Zeiten man durchgestanden hat.
Die Biografie oder auch einfach mehrere Geschichten müssen nicht unbedingt ein gedrucktes Buch werden. Eine schöne Schachtel, verschnürt mit einem farbigen Band, kann genauso reizvoll sein. Mit vielen einzelnen Geschichten kann sie riesig Freude bereiten und zu einem echten Schatzkästlein werden!
Spannende Begebenheiten herauspicken
Wer Lebenserinnerungen aufschreiben möchte, muss nicht haarklein alles erfassen. Es geht nicht darum, nüchtern Ereignisse aneinanderzureihen. Eine gute Biografie erzählt eine Geschichte, die so spannend ist wie das echte Leben. Die Schreibende oder der Schreibende berichtet nur über das aus seiner Sicht Wichtige. Dabei haben neben den Fakten auch Gedanken und Gefühle Platz. Es darf ersichtlich sein, wie schwierig es war, diese oder jene Entscheidung zu treffen.
Oft werden die Lebenserinnerungen in der richtigen Reihenfolge geschrieben. Das muss aber nicht sein. Es kann auch mit einem Schlüsselerlebnis oder mit einer Wende im Leben begonnen werden. Meist wird eine Biografie in der Ich-Form geschrieben – aber auch das ist kein Muss.
Wer die aus seiner Sicht wichtigen Lebenserinnerungen aufs Papier bringen will, tut gut daran, ein kleines Konzept zu erstellen. Das bildet das eigentliche Grundgerüst der Reise in die Vergangenheit. Wenn der «rote Faden» für die Biografie steht, wenn also klar ist, welche Ereignisse aufgeschrieben werden sollen, kann mit Elan gestartet werden. Besonders interessante Biografien enthalten Dokumente aus alter Zeit: Fotos, Briefe, Tagebuchausschnitt usw.
Kinder, Grosskinder und Urgrosskinder werden sich mit Sicherheit früher oder später an den Lebenserinnerungen erfreuen.
Agnes Schneider Wermelinger
Leben
Ein langer Blick zurück
Biografie: Wer Erlebtes aufschreibt, kann sich nochmals damit auseinandersetzen. Und seinen Nachkommen mit den Geschichten Freude bereiten.
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