Schweizer Junglandwirte reisen gerne für ein paar Monate nach Amerika, Kanada, Neuseeland oder vielleicht noch Australien. Diese Absicht hegt auch Patrick Roth aus dem Luzerner Seetal.
Der DJ möchte nach Amerika
Allerdings nicht, um in einem riesigen Melkkarussell Kühe zu melken oder Tag und Nacht Mähdrescher zu fahren. «Ich möchte in einem professionellen Tonstudio ein Praktikum absolvieren», sagt der 30-Jährige. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um sein Hobby, die Musik, zum (Neben-)Beruf zu machen. Patrick Roth – alias DJ Red Fox – konnte als etwa 13-Jähriger, so genau kann er sich nicht an die Anfänge erinnern, von einem Kollegen CD-Player mit Boxen kaufen. Mit einfachster Technik übte er sich noch im stillen Kämmerlein als DJ. Musik auswählen, mixen, für passende Übergänge sorgen. Ein paar Jahre später hatte er in einer Bar im aargauischen Mühlau seinen ersten Auftritt. «Damals war ich noch sehr offen für die verschiedenen Stilrichtungen», sagt Roth, der mit schwarzem Shirt, Baseballcap und Tattoos auch optisch ganz gut in die Musikszene passt. Auch seine Engagements als DJ an den Partys seiner Guggenmusik verlangtem von ihm eine Menge Pop und Rock. Eigentlich ist es aber die elektronische Musik (House), die ihn fasziniert. Hip Hop und «RnB» mixt er gerne dazu, das sorge für Abwechslung.
Eigene Lieder produzieren
Mit den Plattentellern und dem Mischpult wurde er immer geschickter, dies hat sich herumgesprochen. Die «Challenge» war nun, so der gelernte Schreiner, der den Landwirt EFZ als Zweitausbildner machte und Anfang 2016 den Betrieb seines Vaters übernahm, in die Städte und dort in die angesagten Clubs zu kommen. «Ein Publikum, das in erster Linie wegen der Musik und dem Tanzen ausgeht», beschreibt er sein Ziel von damals. Im Urner Hauptort Altdorf bekam er sein erstes «Booking», wie es im Jargon heisst. Das war dann anspruchsvoller, im Vergleich mit einem Dorffest «eine andere Liga». Zu solchen Bookings kommen DJs durch Mund-zu-Mund-Propaganda, Beziehungsnetz oder Zufall. Bald darauf folgte bereits der vorläufige Karriere-Höhepunkt für Roth, der Vollzeit auf Montage als Schreiner arbeitet. Während rund eineinhalb Jahren konnte er regelmässig im Vegas-Club in Luzern auflegen. «DJ Red Fox» nennt er sich seit rund zehn Jahren. Zusammen mit Kollegen habe er über seinen Künstlernamen sinniert. Das «Red» ist in Anlehnung an seinen Familiennamen (Roth).
Seit etwa zwei Jahren versucht er sich auch als Produzent, macht also seine eigene Musik. Und deswegen, nebst dem Englischen, das in der DJ-Welt so eminent wichtig sei, möchte er eben nach Amerika oder notfalls auch nach England. «Ich bin nun am Kontakte aufbauen und zuversichtlich, dass so ein Praktikum zustande kommt», sagt er. «Meine Partnerin müsste dann wieder einmal Verständnis haben», ergänzt Roth und lächelt dabei. Schon heute investiert er um die 20 Stunden pro Woche in die Musik. Dies nebst seinem Vollzeitjob als Schreiner und seiner Arbeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb (siehe Kasten unten links).
Musik und Landwirtschaft
Den Moment dazu findet er passend. «Die Club-Szene ist eher etwas rückläufig», weiss er. Beim Produzieren könne er vermehrt eigene Ideen umsetzen. Beispielsweise seine alte Bassgitarre zuspielen, die noch aus Zeiten stammt, als er in einer Band spielte. DJ war bislang auch per Definition sein Hobby. «Die Gage floss zurück in Musik und Technik», stellt er klar. Geld sei aber nicht die Motivation, sondern die Freude und das gute Gefühl, die Menge zum Tanzen zu bringen. Was seine bäuerlichen Berufskollegen von seinem Hobby halten, weiss Roth nicht. Nicht willentlich, aber als Schreiner, DJ und Ackerbauer habe er einfach sehr wenig Kontakte in die Landwirtschaft. Dafür staune man in der Musikszene, wenn er sich als Landwirt «oute». Es habe Zeiten gegeben, gibt er zu, da habe er sich vor allem als Schreiner und DJ gesehen. Künftig sei Landwirt und Musikproduzent hoffentlich mehr als eine Option.
Armin Emmenegger