"Über 300'000 Franken an jeden 'vergoldeten' Bauernhof" titelte gestern der Zürcher "Tages-Anzeiger" nicht ohne Polemik. Der Autor hat die Direktzahlungsstatistik ausgewertet und dabei wenig überraschend herausgefunden, dass die hohen Direktzahlungen zugenommen haben: Während 2013 noch 34 Betriebe über 300'000 Fr. erhalten hatten, waren es vorletztes Jahr bereits deren 61. Auch die Betriebe mit 200'000 bis 300'000 Fr. haben zugelegt, von 223 auf 357. Umgekehrt gebe es am anderen Ende der Skala 14 Betriebe die keine 500 Fr. erhalten hätten, schreibt der TA.

Bauernverband will abwarten

Die Zahlen hätten das Potenzial, Zwietracht unter den Bauern zu säen, prognostiziert der Artikel. Zum Beweis werden Kleinbauernvereinigung und Tierschutz zitiert. "Die Auswüchse nach oben sind problematisch, sie gefährden die gesellschaftliche Akzeptanz der Direktzahlungen", lässt sich Kleinbauern-Präsidentin Regina Fuhrer zitieren. Sie bekräftigte die vor rund zwei Jahren erstmals gestellte Forderung ihres Verbands nach einem Direktzahlungsplafond bei 150'000 Franken pro Betrieb.

Besorgt zeigt sich auch der Tierschutz (STS): "Die Millionenbeträge für grosse und reiche Betriebe fehlen, um kleine und mittlere Betriebe zu unterstützen und das Tierwohl zu fördern", lässt sich STS-Geschäftsführer Hansuli Huber vernehmen. Dabei verkennt er allerdings, dass ein Kleinbetrieb keineswegs gleichbedeutend sein muss mit einem Tierschutz-Paradies. Der STS unterstützt die Kleinbauern in der Plafonierungsforderung, während SBV-Präsident Markus Ritter erklärt, man müsse vor allfälligen Forderungen die Evaluation des Bundesrates zur AP 14-17 abwarten.

BLW: "Folge des erwünschten Strukturwandels

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hingegen wehrt sich klar gegen den Begriff der "vergoldeten" Höfe. Davon könne keine Rede sein. Bei den meisten Betrieben machten die Markterlöse deutlich höhere Beträge aus, als die Direktzahlungen. Diese seien deshalb nur als Ergänzung zu sehen.

Zum vom Tagi angeprangerten Grossbetrieb mit dem Rekord-Betrag von 582'000 Fr. Direktzahlungen erklärt das BLW, diese habe nicht ein Einzelbetrieb erhalten, sondern eine Betriebsgemeinschaft mit vier Höfen. Das sei eine Folge des Strukturwandels und somit erwünscht, erklärt das BLW. Es zeige sich auch, dass das Berggebiet und der Biolandbau überdurchschnittliche Zuwachse hätten, dies ist ebenfalls ein beabsichtigter Effekt.

Das BLW wird sich schon bald äussern müssen zu den Details. Laut "Tages-Anzeiger" hat der Grüne Nationalrat Louis Schelbert (LU) diese Woche eine Interpellation eingereicht, in der er unter anderem wissen will, ober der Bundersrat aufgrund der Zunahme grosser Direktzahlungsbezüger die breite Akzeptanz des Systems gefährdet sehe.

akr