Die Mercedes-Kleinbusse sind mit einer Nummer ausgestattet und fahren jeweils eine bestimmte Strecke ab. Für die Regelmässigkeit und Häufigkeit muss man mit der Zeit ein Gespür bekommen, da keine offiziellen Fahrpläne existieren.

Das russische Wort Marschrutka entstammt der uns bekannten «Marsch-Route». Mit einem Handwinken kann man sie anhalten, auch wenn man sich nicht an der Haltestelle befindet, ebenso kann man (fast) überall aussteigen. Für umgerechnet etwa 17 Rappen kann man in der Stadt in diesem Kleinbus bleiben, bis man am Ziel ist oder umsteigt. Meistens sind zwischen 10 und 16 Sitzplätze eingebaut, sobald diese besetzt sind, stehen die Leute und halten sich an eingebauten Eisenstangen fest.


Wenn wir als Familie unterwegs sind, haben wir den Vorteil, dass uns mit kleinen Kindern meist ein Sitzplatz frei gemacht wird. Ansonsten gilt die Regel «Alter vor Schönheit», was hier sehr ernst genommen wird, ausser es ist so eng, dass man sich kaum noch bewegen kann. Das Fassungsvermögen dieser Kleinbusse hat uns schon einige Male erstaunt. Wenn es sich aus unserer schweizerischen Sicht langsam richtig eng und voll anfühlt, kann es ohne Weiteres sein, dass immer noch zehn oder mehr Leute einsteigen. Wir haben in diesen Marschrutkas schon deutlich über 30 Personen gezählt. Auch für Überlandfahrten werden diese Busse eingesetzt, da werden jedoch nur die Sitzplätze gefüllt. Für etwa 3 Franken kann man eineinhalb Stunden in die nächste Stadt fahren.


Autowerkstätten haben einen hohen Spezialisierungsgrad
Mittlerweile sind wir aus Zeitgründen vor allem mit dem 
privaten Auto unterwegs. Da ist man mit ein paar anderen Herausforderungen konfrontiert. Neben der Art und Weise wie gefahren wird, was ein Thema für sich wäre, haben die Autos meistens schon ein stolzes Alter, und die Strassen sind holprig und löchrig. Logischerweise gehören allerlei Reparaturen zum täglichen Leben. Die russischen Modelle sind am einfachsten zu reparieren, denn die Ersatzteile sind vorhanden und günstig. Der Nachteil ist, dass man mit diesen Fahrzeugen deutlich häufiger ein Problem hat als bei europäischen und japanischen Modellen. Die Autowerkstätten und die Arbeiter haben einen hohen Spezialisierungsgrad. Der eine flickt und reinigt nur den Vergaser, ein weiterer ist nur für das Elektrische von Autos zuständig, einer wechselt nur Scheiben, ein weiterer ist wiederum nur für das Tönen von Scheiben verantwortlich usw. Die Pneus kauft man an einem Ort und an einem anderen Ort werden sie montiert und ausgewuchtet.


Der viele Staub, die trockene Luft und wenig asphaltierte Strassen lassen das Auto in kurzer Zeit dreckig aussehen. Für die Bevölkerung ist es aber sehr wichtig, ein sauberes Auto zu haben, weil das zum persönlichen «Sauberkeitsempfinden» gehört. Automatische Waschanlagen gibt es nicht, aber für ein paar Franken kann man sich das Auto in einer Stunde waschen lassen (aussen und innen geputzt!). Viele Leute waschen ihre Autos auch an Flüssen und Kanälen. Da für uns die Sauberkeit des Autos nicht die höchste Priorität hat, ist unser Auto manchmal schlicht und einfach am Verschmutzungsgrad zu erkennen.


Die Aufkleber sind immer 
noch auf den Autos
Autos werden hier am Autobasar feilgeboten. Am meisten erstaunte uns der hohe Preis, den man hier für alte, gebrauchte Autos bezahlt. Dieser kann je nach Zustand des Autos und je nach Autoklasse für in Europa gefahrene Autos um die 5000 US Dollar und mehr sein. Aber auch Autos, die alt sind und so viele Probleme haben, dass sie kaum noch fahrbar sind, kosten noch gut und gerne 2000 US Dollar.


Oft kommt es vor, dass die auf dem Tacho angezeigten km nicht der Tatsache entsprechen. Als unser Auto vor zwei Jahren gekauft wurde, zeigte das Tacho um die 140 00 km an. Im Service Handbuch einer Garage aus Deutschland war der Eintrag des letzten Services jedoch bei 240 00 km. Lustig ist, dass viele Fahrzeuge mit interessanten deutschen Beschriftungen unterwegs sind (das geht von der Schreinerei über die Tiefkühlprodukte, den Namen des Kindes, der Lieblingsmusikgruppe oder einfach einen coolen Spruch, den hier keiner versteht), und wenn wir zwischendurch ein Auto mit einem CH-Kleber entdecken oder der Aufschrift «Urner Power», dann ist das für uns wie ein Gruss aus der Heimat.     

Tobias Gerber