Den Namen «Muniflüsterer» hat er sich nicht selber gegeben. «Den haben mir die Medien verpasst.» Das sagt Armon Fliri, Landwirt in Unterengstrigen im zürcherischen Limmattal. An der Beef 15 vom 28. bis zum 30. August in Schaffhausen wird Fliri aber trotzdem zwei Auftritte als Muniflüsterer haben. Und zwar am Sonntag, 30. August, um 11.30 Uhr sowie um 15 Uhr.

Umgang der Tiere ist auch ein «Miteinander»


Armon Fliri will den Besucherinnen und Besuchern der Beef 15 zeigen, wie man den Umgang und den Kontakt mit Rindern pflegt und deren Vertrauen gewinnt. Wie man sich Respekt verschafft. Wie man es zum Beispiel schafft, die Tiere an einen bestimmten Ort zu treiben. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung erfahren, dass der Umgang mit den Tieren auch ein «Miteinander» ist, in dem die Tiere respektiert werden sollen. Vor Rinderzüchtern besteht Fliris «Paradedisziplin» jeweils da­rin, ein unbekanntes Tier innert einer halben Stunde zum ersten Mal an die Halfter zu nehmen.

Viele Gemeinsamkeiten zwischen Rindern und Pferden


Zu seinem Markenzeichen «Muniflüsterer» ist Armon Fliri über den Pferdeflüsterer Monty Roberts gekommen. Er hat dessen Buch und Methoden genau studiert. Zuerst hat er sie an Pferden geprüft und geübt. Danach hat er die Methode auf Rinder übertragen und systematisiert. Nicht alles, was bei Pferden funktioniere, funktioniere im Massstab 1:1 bei Rindern sagt Fliri.

Da gebe es schon gewisse Unterschiede. So sei etwa bei Pferden die Fluchtdistanz mit 400 Metern doppelt so lang wie bei den etwas trägeren Rindern, die sich zudem mit ihrer Masse und ihren Hörnern verteidigen könnten. Aber vieles sei auch ähnlich. Pferde wie Rinder sind Fluchttiere. Beides sind Herdentiere mit einer bestimmten Hierachie, beides sind Freilauftiere.

Grosse Routine im Umgang mit Rindern


Fliri ist ein Routinier im Umgang mit Rindern. Während acht Jahren hat er etwa auf einer Alp gearbeitet. Er war zudem beruflich auf dem ETH-Versuchsbetrieb in Weisenstein am Albulapass tätig. Da kam es immer wieder vor, dass er ein ihm kaum bekanntes Tier einfangen und an die Halfter nehmen musste. An grossen Viehschauen hat Fliri die Tiere für den Auftritt bereitgemacht. Da ist ein natürlicher Umgang mit Rindern ein zentrales Element.

Das meiste, was er bei Monty Roberts nachgelesen habe, sei ihm nicht neu gewesen, sagt Armon Fliri. Vieles habe er bereits unbewusst so gemacht. Über die intensive Beschäftigung mit dem Pferdeflüsterer habe er dieses Wissen aber systematisiert. Vielen Leuten gehe es so, wie es bei ihm der Fall sei: Sie würden sich instinktiv richtig gegenüber Rindern verhalten. Andere müssten sich dieses Wissen Schritt für Schritt aneignen und systematisch in der Praxis üben.

Wichtig im Umgang mit Tieren sei die Körpersprache – die bewusste und unbewusste. Durch ein bestimmtes Auftreten müsse man zeigen, wer der Chef in der Herde sei, sagt Armon Fliri. Es gelte aber auch, sich Zeit zu nehmen und ruhig mit den Tieren zu kommunizieren. Mit einem Hauruck-Verfahren löse man nur Abwehrreflexe aus.


Am Plantahof erstmals als Muniflüsterer aufgetreten


Durch das Aufkommen der Mutterkuhhaltung, der Freilaufweiden, aber auch durch das vermehrte Aufkommen von grossen Freilaufställen in Milchviehbetrieben ist der Kontakt zwischen den Rindern und deren Haltern seltener geworden. Die Tiere sind weniger auf den Menschen bezogen. Deshalb ist Fliris Wissen im Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft sehr gefragt.

Erstmals öffentlich als Muniflüsterer aufgetreten ist Fliri im Jahr 2004 am Plantahof: Vor etwa 150 Fleischrinderbauern demonstrierte er seine Methode und verblüffte, mit welcher Leichtigkeit er es verstand, innert einer halben Stunde Muni an 
die Halfter zu nehmen. Seither haben verschiedene Landwirtschaftliche Schulen die Methode von Armon Fliri aufgegriffen und bieten Muniflüsterer-Kurse an.


Vielseitiger Biobetrieb gepachtet

Und das ist auch gut so. Denn über unendlich Zeit verfügt Armon Fliri nicht, um sein Wissen in zahhlosen Kursen weiterzugeben. Das von Fliri gepachtete «Gut Sonnenberg» in Unterengstringen umfasst 35 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche. 12 Hektaren davon sind offene Ackerflächen, auf denen der Biobauer Weizen, Hirse, Soja und Dinkel anbaut. Den Wein aus dem 40 Aren grossen Rebberg vermarktet Fliri selber.

Der Tierbestand besteht aus 28 Mutterkühen. Dazu kommen Kälber und Aufzuchtrinder. Insgesamt sind es etwa 60 Angus-Tiere. Der grösste Teil dieser Rinder  befindet sich gegenwärtig auf der Alp. Ergänzt wird der Tierbestand durch 16 Pensionspferde und ein knappes Dutzend Schafen. Diesen Betrieb zusammen mit seiner Frau Johanna und einer Hilfskraft mit einem 25-Prozent-Pensum im Schuss zu halten ist Arbeit genug. Da sind Auftritte als Muniflüsterer wie an der Beef 15 die Ausnahme.

Christian Weber