Die meisten Besucher, die ins ehemalige Treibhaus des Topfpflanzengärtners Georg Jäggin treten, wissen wohl nicht, wohin sie zuerst schauen sollen. Hier stellt nämlich der Grunder Schorsch, wie er in Kreisen der «Freunde alter Landmaschinen» genannt wird, eine ansehnliche Sammlung von Bodenfräsen, Motormähern, Kartoffel-Schleudergrabern und legendären Grunder-Traktoren aus. Es gab sie damals mit Benzin- oder Dieselmotor. In bäuerlichen Kreisen wird heute noch vom «Grunderli» erzählt, der ihr erster Traktor überhaupt gewesen sei. Jäggins Modelle stammen hauptsächlich von der 1919 gegründeten «Kommanditgesellschaft A. Grunder Co. Industriegesellschaft für Motor-Gartenfräsen in Basel und Binningen». Neben den Maschinen zieht seine Frau Lotti – von Grunder Schorsch liebevoll «Lotti die Flotti» genannt – weiterhin Gemüse und Pflanzen, was der Szene zusätzliche Besonderheit verschafft. Zu Besuch beim Ehepaar Jäggin ist Walter Grunder, der Sohn von August Grunder (1880 bis 1957), dem Pionier der grunderschen Motorkultur. Die beiden 85-jährigen Männer präsentieren die ehrwürdigen Maschinen, schwärmen von deren ausgeklügelter Technik, erinnern sich an die Anfänge im Gartenbau und überbieten einander geradezu im Rühmen. Die BauernZeitung wollte wissen, was den an den «Grunderli» so besonders ist, dass man heute noch davon schwärmt.

Wie und wann haben Sie sich kennengelernt?

Walter Grunder: Das wissen wir nicht mehr. Es gibt in der Schweiz ein paar Grunder-Sammler, die man stets trifft an Anlässen der «Freunde alter Landmaschinen». So traf ich Grunder Schorsch, der eine der schönsten Ausstellungen besitzt. Sicher die bemerkenswertere als ich selbst. Ich war ausgebildeter Fotograf und interessierte mich wenig für Vaters Gewerbe, obwohl meine Geschwister und ich am Esstisch viel von seiner Leidenschaft und seinem Geschäft mitbekommen haben. Meine verstorbene Schwester war Ärztin und mein Bruder, der in Amerika lebt, ist Physiker. Es war schliesslich meine Frau, die mich animierte, Grunder-Geräte zu kaufen. Sie meinte, ausgerechnet du als ein Grunder besitzt keine davon.

Wie beginnt Ihre Grunder-Geschichte?

Grunder Schorsch alias Georg Jäggin: Ich kenne die Grunder Bodenfräsen seit meiner Schulzeit. Mein Vater, der eine Gärtnerei betrieb, setzte sie während der Anbauschlacht ein. Ständig war er unterwegs mit Ross und Wagen und unterstützte die Bauern beim Fräsen. Ich erinnere mich, dass Vater oft schimpfte über das Ersatzbenzin, das nicht viel taugte. Die Motoren liefen schlecht – aber Grunder-Maschinen waren nicht kaputt zu kriegen. Ich bin nicht wenig stolz darauf, dass fast alle meine Maschinen und Geräte hier, egal welchen Alters, funktionstüchtig sind. Als Beweis werde ich gleich ein paar anwerfen, also aufziehen mit einem Lederriemen oder mit einem Hebel per Muskelkraft.

Wenn über die Anfänge des Biolandbaus gesprochen wird, fällt oft der Name Grunder. Warum ist das so?

Walter Grunder: Für meinen Vater als Gartenarchitekt war es wichtig, den Boden biologisch zu bearbeiten und sich für die Gründüngung einzusetzen. Die Grunder-Bodenfräse war dafür geradezu ideal, denn sie liess alle Tiere im Boden, die ihr in die Quere kamen, am Leben. Das hatte auch Mina Hofstetter (1883 bis 1967) aus Ebmatingen, eine der ersten Biobäuerinnen, so gesehen. Sie war eine bemerkenswerte Frau, Vegetarierin und führte ihren viehlosen Bauernbetrieb selbstständig – und mithilfe einer Grunder-Bodenfräse.

Grunder Schorsch: Praktisch war auch, dass man mit einem Motor mehrere Bodenbearbeitungsgeräte betreiben konnte, beispielsweise eine Mähmaschine und eine Bodenfräse. Das war zu jener Zeit wichtig, schliesslich verfügten nicht alle über die Mittel, zwei Motoren zu kaufen. Gerade mal vier Schrauben musste man lösen, damit der Motor ans nächste Gerät angeschraubt werden konnte.

Sie erzählen von den vielen Vorteilen, die Grunder Maschinen boten. Wieso sind sie denn verschwunden?

Walter Grunder: 1939 wurde die erste Serie von 50 Stück Grunder-Traktoren mit einem Chevrolet-Industriemotor hergestellt. Nach dem Krieg gab es Versuche, dort anzuknüpfen, die jedoch nicht erfolgreich waren. 1958 wurde Grunder von einer deutschen Firma übernommen, welche sie 1965 stilllegte. Zudem brauchte es angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen grössere Maschinen, um den landwirtschaftlichen Boden zu bearbeiten.

Weitere Informationen: www.grunder-schorsch.ch