Sie sehen niedlich aus, räubern aber Nester gefährderter Vogelarten, klauen Obst und Trauben oder machen sich über Mülltonnen her. Waschbären sind in Deutschland auf dem Vormarsch und diese Ausbreitung hält laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) an. Die pelzigen Plagegeister kommen inzwischen in 43 Prozent der teilnehmenden Jagdreviere vor, wie letzten Frühling aus einer Verbandsauswertung hervorging. Dafür wurden Daten von 2006 bis 2015 aus 24'000 Jagdrevieren ausgewertet, wie «welt.de» berichtete.

Aus Pelzfarmen ausgebrochen

In der Jagdsaison 2015/2016 meldeten die deutschen Jäger mit 128'000 Tieren bereits einen Rekordabschuss. Das Vorkommen von Waschbären in Deutschland geht auf Aussetzungen und Ausbrüche aus Pelzfarmen zurück. Die EU-Kommission hatte die aus Nordamerika stammenden Kleinbären bereits im vergangenen Sommer auf eine Liste unerwünschter Tier- und Pflanzenarten gesetzt. Wie viele Waschbären es in unserem Nachbarland wirklich gibt, ist allerdings unbekannt und lässt sich laut DJV nicht seriös schätzen.

Landesweite Studie

Nun reagieren die Agrarminister auf die flauschige Invasion, wie die Nachrichtenagentur Agra-Europe berichtet. Die Ausbreitung des Waschbären sowie mögliche Bekämpfungsstrategien sollen Gegenstand einer bundesweiten Studie werden. Das hat die Agrarministerkonferenz am vergangenen Freitag auf Antrag Sachsens beschlossen.

Konkret sollen die Auswirkungen des Waschbären auf geschützte und stark bedrohte Arten untersucht werden. Daneben geht es um «anwendungsfähige, über die jagdlichen Methoden hinausgehende Massnahmen zur langfristigen Verringerung des Gesamtpopulation des Waschbären in Deutschland», wie es in dem Beschluss heisst. Vorliegen soll der Bericht in einem Jahr.

Grosse Schäden in Obst- und Weinbau

«Das Problem des dynamischen Anstieges des Waschbären ist in nahezu allen Bundesländern vorhanden», erklärte der sächsische Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt laut Agra-Europe. Durch das vermehrte Aufkommen von Waschbären seien grosse Schäden an Gebäuden sowie im Obst- und Weinbau zu beobachten.

Noch nicht ausreichend erforscht seien auch Massnahmen, wie die Ausbreitung des Waschbären wirkungsvoll verlangsamt werden könne, hiess es vom sächsischen Agrarminister. Schmidt wies darauf hin, dass der Waschbar in Deutschland keine natürlichen Feinde habe. Neben der Studie soll es einen Erfahrungsaustausch zwischen den Bundesländern geben.

jw