Die zweijährige Anna ist am Spielen und hat keine Zeit für ein Foto. Und den fünfjährigen Samuel müsse man gar nicht fragen, schmunzelt seine Mutter. Ihm ist die Lust vergangen seit einem ausgedehnten Fotoshooting, das Familie Hochuli der Auszeichnung als Holstein-Meisterzüchter vor einem Jahr verdankte. So steht die Bäuerin dieses Mal allein auf dem Bild – ihretwegen ist die Journalistin schliesslich auch gekommen.
Keine Spur von langweilig
Andrea Hochuli ist eine der Aargauerinnen, die den Fachkurs Bäuerin am LZ Liebegg besucht und im November den Fachausweis erworben hat. "Eine Weltklasse-Ausbildung", schwärmt sie. Module wie Gartenbau oder Betriebslehre, die sie nicht interessiert oder abgeschreckt hatten, wurden dank der Verknüpfung mit ihrem Alltag spannend und nützlich. Andrea und Samuel Hochuli führen den Langacherhof in Küttigen mit Milchwirtschaft, Ackerbau, Kälbermast, Feldrandkompostierung und Bed & Breakfast. Die Eltern Hochuli arbeiten auch nach der Hofübergabe vor vier Jahren voll mit. "Das ist mein Ding", sagt die junge Frau über ihr Leben als Bäuerin. Es ist ihr nicht zugefallen – ihren Platz auf dem Betrieb hat sie gesucht und gestaltet.
Fachfrau für den Service
Die junge Frau hat sich nach einer Lehre im Service bis zum Wirtepatent und Lehrmeisterin weitergebildet. Gerne hat sie die Verantwortung für das Bed & Breakfast von der Schwiegermutter übernommen; sie liebt Kochen und Haushalten mit den Kindern um sich herum, mag die Arbeit im Stall, Hof und Feld. Gerade wegen dieser Vielseitigkeit setzt sie sich Grenzen: "Ich möchte von allen Bereichen mindestens eine Ahnung haben. Damit ich im Ernstfall einen Moment allein zurechtkomme. Aber das heisst nicht, dass ich deswegen auch im Alltag alles mache." Als ihr Mann nach einem Unfall mit der Ambulanz abtransportiert wurde, konnte er zum Glück bald wieder nach Hause. Aber was, wenn nicht? Und was, wenn die Schwiegereltern mit der Zeit kürzertreten? "Das luege mer de", diese Antwort befriedigte die Bäuerin nicht. «Wir sind bei Normalbetrieb schon nahe am Limit der Arbeitsbelastung.» Und so wurde die Entlastung der Schwiegereltern zum Thema ihrer Arbeit für den Fachausweis Bäuerin. Wann und wie stark wünscht die ältere Generation abgelöst zu werden? Wer übernimmt welche Anteile? Wie teilen sich die Bäuerin und ihr Mann Haus- und Betriebsarbeit auf? Was bedeutet eine externe Arbeitskraft für das Familienleben, was finanziell? Dank Andrea Hochulis Projektarbeit formulierten alle Beteiligten ihre Bedürfnisse offen.
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Ausführlicher Artikel in der BauernZeitung Zentralschweiz und Aargau vom 13. Januar.