Ronny Köhli lebt getreu dem Motto: Ganz oder gar nicht. Der 24-Jährige macht keine halben Sachen. So kann er mit einem unbestimmten «vielleicht» so gar nichts anfangen.Genauso wenig akzeptiert er diese nichtssagende Aussage von anderen Personen, seien die nun Mitarbeiter seines Spargelhofs oder aber auch Geschäftspartner. Man spürt, der ehrgeizige Junglandwirt übt seinen Beruf mit Leib und Seele aus. Zudem engagiert er sich im Vorstand der Landwirtschaftlichen Organisation Seeland. Doch zunächst sah es nicht danach aus, als ob aus dem jungen Köhli ein engagierter Landwirt werden würde, der wenige Jahre später den elterlichen Hof übernimmt.


Im Welschland den Ärmel reingezogen


Ronny Köhli wuchs mit Schwester Vanessa und den Eltern Heinz und Beatrice in Kallnach auf. Bei der Berufswahl stand nicht derjenige des Landwirts an erster Stelle. Trotzdem kam es, dass er das erste Lehrjahr der landwirtschaftlichen Grundausbildung im Waadtland in Angriff nahm. Dabei packte ihn die Liebe zum Beruf. Nach äusserst erfolgreicher Beendigung der Ausbildung sagte er: «Jetzt fangen wir an», und stieg als Mitarbeiter auf dem elterlichen Hof ein.

Zu diesem Zeitpunkt war der Vater bereits gesundheitlich angeschlagen. Nach zwei Jahren wurde eine Generatio
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fang diesesJahres nach nur vier Jahren bereits wieder aufgelöst wurde, da der Betrieb ganz an den Junior übergeben wurde. Die beiden hatten nicht ganz dieselben betrieblichen Ziele vor Augen. So wollte der Vater eher zurückfahren, Ronny jedoch intensivieren. «Win ig bi – Gring ds Bode und produziere», meint Ronny Köhli dazu lachend.


Vom Versuch zur Haupteinnahmequelle


Was Vater Heinz Köhli 1995 mit zwei Zeilen als Versuch startete, ist zur Haupteinnahmequelle des Betriebs geworden: Spargeln. Auf zehn Hektaren werden die Gemüsestangen angebaut. Der Spargelhof Köhli erntet in der rund zwei Monate dauernden Saison acht bis zehn Tonnen Bleichspargel pro ha und rund fünf Tonnen Grünspargel pro ha. Um diese Mengen zu erreichen, «muss alles stimmen», erklärt Ronny Köhli.

Auswirkungen des Wassers noch nicht sichtbar

Von den starken Niederschlägen der letzten Zeit ist auch der Spargelhof betroffen. So stand ein rund eine Hektare grosses Spargelfeld unter Wasser. Zwar können die Spargeln trotzdem noch gestochen werden, doch die Auswirkungen werden sich erst im Sommer zeigen. Sollte kein Spargelkraut wachsen, sind die Pflanzen im vielen Wasser zugrunde gegangen.


Der Verkauf der geernteten Spargeln erfolgt vor Ort im eigenen Hofladen, nach Wunsch sogar frisch maschinell geschält, an Wirte, wie auch an Marktfahrer und andere Hofläden. Dabei lautet das Motto von Ronny Köhli und seinem Spargelhof: Der Kunde ist König.

Auf dem Betrieb arbeiten während der Erntezeit nebst Ronny Köhli und Vater Heinz neun polnische Mitarbeiter und vier Teilzeitangestellte. Schwester Vanessa hilft ebenfalls bei Bedarf aus. Mutter Beatrice besorgt momentan noch die Buchhaltung und hilft ebenfalls beim Verkauf aus, wenn es ihre Arbeit als Pflegefachfrau zulässt.


Mitarbeiter leisten Knochenjob


Vater Heinz Köhli ist zuständig für die Mitarbeiter beim Stechen auf den Feldern. Er fährt den Traktor mit der Eigenkonstruktion, welche die Folie, mit der die Dämme bedeckt sind, um die Wärme im Innern des Bodens halten zu können, von den Dämmen abhebt und hinter den Arbeitern wieder ablegt. Diese Maschine erleichtert den Spargelstechern die Arbeit. Sie müssen die Folie nicht von Hand von den Dämmen heben. Trotzdem leisten diese Arbeiter einen Knochenjob, wie der junge Chef betont. Vor dem Traktor ist zu-dem eine Halterung für die vollen Spargelkisten angebracht. So müssen diese anschliessend nicht übers ganze Feld verteilt eingesammelt werden, sondern können am Feldrand nur auf den bereitstehenden Wagen geladen werden. Das bedeutet Zeitersparnis.


Gute Planung und gutes Netzwerk sind wichtig


Täglich werden auf dem Spargelhof Köhli durchschnittlich 800 bis 1000 kg Spargeln gestochen und anschliessend gewaschen und sortiert. Der junge Betriebsleiter Ronny Köhli, ist für die ganze Organisation, die Pflanzenschutzarbeiten, das Einstellen der Wasch- und Sortieranlage und auch den Verkauf zuständig. So sei gute Planung und ein gutes Netzwerk wichtig,  zeigt er sich überzeugt.

Köhli  weiss jederzeit was und wo passiert. «I gibe dr Ton a», meint er und ergänzt etwas entschuldigend, dass er schon fast ein Kontrollfreak sei. Doch um so jung bereits einen solchen Betrieb erfolgreich zu führen und sich den nötigen Respekt bei den meist um einiges älteren Mitarbeitern und Verhandlungspartnern zu verschaffen, braucht es das wohl auch. Seinen Betrieb führt Ronny Köhli mit strenger Hand, dennoch liegt ihm das Wohl aller Mitarbeitenden spürbar sehr am Herzen.

Andrea Wyss