Kürzlich habe ich einen Artikel von einem Tierschützer gelesen, der behauptete, das Tragen einer Glocke sei für eine Kuh eine Qual. Ich glaube, der Verfasser des besagten Artikels war noch nie z’Alp! Die Kuhglocke hat eine lange Tradition und macht durchaus Sinn – eben als Älplerin rede ich aus Erfahrung. Den Klang unserer Herde – ist übrigens nach Anzahl Kühe und Art der Glocken jedes Jahr ein anderer Klang – kenne ich und kann ihn sofort vom Klang einer fremden Herde unterscheiden. Auch höre ich, ob ein Teil der Kühe fehlt, das heisst, wenn der Klang anders ist. Ich kenne auch gewisse Kühe am Klang ihrer Glocke. Und vor allem, wenn die eine oder andere fehlt, finde ich sie auch mit dem Ohr! Sogar die Kühe selbst orientieren sich am Klang ihrer Kolleginnen. Dies habe ich bei dichtem Nebel beobachtet: Die Kühe sahen fast nichts und lauschten, wo die anderen Glocken sind. Und wehe, man muss einer Kuh die Glocke für eine Zeit lang wegnehmen. Dann geht sie anders und es scheint als sei sie etwas traurig. Dies steht im Gegensatz zum Alpabzug, wo den Kühen die grossen Treicheln umgehängt werden. Trotz des Gewichtes gehen die Kühe stolzer denn je.

Übrigens Glocke ist nicht gleich Glocke. Das weiss jeder, der die Geschichte vom Schellen-Ursli kennt. Ich kenne die Namen der verschiedenen Versionen in deutscher Sprache nicht genau – es gibt da die Schelle, die Glocke, die Chläpfe, die Treichel… Auf Romanisch heissen sie eigentlich genau so wie sie tönen - auf der Zeichmimg sind es folgende von links nach rechts:

  • la plumpa – gross und tiefer warmer Ton
  • il taloc – eckig - dumpfer Ton – ta-loc-ta-loc… (klingt eigentlich nicht)
  • la s-chella – ovale Form, schöner warmer Glockenklang
  • il zampuogn – runde Form, klingt etwas dumpfer als die S-chella
  • la brunzina – kegelförmig, heller klarer etwas giftiger Klang
  • il rol – eher für kleine Tiere oder und vor allem als Pferdegeschell gebraucht

Für eine Hirtin gibt es übrigens nichts (oder fast nichts) Schöneres, als am Abend nach getaner Arbeit den Kühen auf der Weide zuzuhören – vor allem, wenn sie eine frische Nachtweide haben. Dann hört man am Klang, dass es ihnen schmeckt!!

Im kurzen Film seht oder hört ihr viel mehr den Klang unserer Herde am ersten Abend auf der Alp! Wunderschön oder nicht?

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Braida Nesa