Machst du mit?» Als Christoph Brütsch dies seine Rahel fragte, ging es nicht um Ferien oder einen Kanukurs. Sondern um den Familienbetrieb im Schaffhauser Grenzdorf Barzheim, den der Zweiundzwanzigjährige übernehmen konnte. Denn die Eltern hatten gerade einen anderen Hof zur Pacht zugeschlagen bekommen. Was für eine Chance für den Jungbauern! Seine Freundin war allerdings erst achtzehn, gelernte Köchin auf dem Weg zur Berufsmatura – und doch sagte sie Ja.


Das Gewerbe wächst stetig


Der Betrieb wuchs, Mitarbeiter wurden eingestellt. Christoph Brütsch absolvierte die Meisterprüfung und bildet seither Lehrlinge aus. 12 ha des Nutzlandes werden für den Kartoffelbau genutzt. Der Futtermais ist für die rund 500 Mastmuni bestimmt. Diese kommen meist als Kleinkälber auf den Hof und brauchen am Anfang viel Betreuung.


Mit den Schwiegereltern führt das Ehepaar eine GmbH, die für Gemeinden und Gärtnereien Grünabfälle kompostiert. Daneben vertreibt die Firma Kürbisprodukte: Öl sowie Kerne. Einen Teil der Kürbisse stellen Brütsch selbst, den Rest bauen Dritte im Auftrag für sie an.

Ein weiterer Entscheid zugunsten des Betriebs


Und die junge Bäuerin? Für sie bedeuteten die Jahre des Wachstums eine intensive Lehrzeit auf dem Betrieb. Daneben aber hielt sie an ihren Ausbildungszielen fest. Sie absolvierte die Berufs-matura, begann einen Lehrgang zur Ernährungsberaterin. «Meine Schwiegermutter hat mich sehr unterstützt», sagt sie dankbar. «Ich war so jung, bin zudem auch nicht auf einem Hof aufgewachsen.» Und doch. Die Arbeit auf dem Betrieb stand mehr und mehr in Konkurrenz zur Ausbildung. Schliesslich gab eine Teilzeitstelle als Köchin den Ausschlag, den Lehrgang im Gesundheitswesen abzubrechen.


Die Privatsphäre braucht Pflege


Für Rahel Brütsch ist dies nach wie vor ein richtiger Entscheid. Denn er ermöglichte mit, dass der Betrieb weiter ausgebaut werden konnte. Seit einiger Zeit arbeitet sie nicht mehr auswärts. Die Kälber nehmen sie in Anspruch, die umfangreiche Büroarbeit ebenfalls.

Zudem haben die Angestellten Familienanschluss. Bis zu zwölf Leute essen jede Mahlzeit mit. Das Kochen braucht Zeit, und natürlich will dafür auch eingekauft sein. Doch hier geht Rahel Brütsch moderne Wege. Einen grossen Teil der Lebensmittel bezieht sie über einen Online-Lieferdienst. Das spart Zeit, die sie lieber für andere nutzt: Für Tochter Yela und Sohn Nils. Die beiden geniessen die Zeit mit ihrer Mutter. Und sie freuen sich auch über die vielen Menschen am Tisch.

«Wir haben ein sehr gutes Team», sagt Rahel Brütsch. Trotzdem ist es ihr und ihrem Mann wichtig, als Familie regelmässig nur unter sich zu sein: an den Sonntagen und auch in den Ferien.

«Es muss für einen selbst stimmen»


Die Bäuerin ist zufrieden mit mit dem Werdegang des Betriebs. Doch ein Patentrezept ist diese Entwicklung für sie nicht: «Es ist wichtig für junge Leute, den eigenen Weg zu finden. Jeder Hof ist anders, hat eigene Strukturen, Bedürfnisse. Ich werde nächstes Jahr dreissig. Viele Frauen kommen in diesem Alter erst auf den Betrieb. Immer wieder werde ich gefragt, wie man das Leben auf einem Hof am besten gestalte. Ich bin der Meinung, dass man es so machen muss, wie man es selber möchte. Es muss für einen selbst und den Partner stimmen, man muss offen sein, damit alle auf dem Betrieb ihre Position finden können. Aber man kann nicht alles, und schliesslich erledigt man die Arbeit ja selbst. Die nimmt einem keiner ab.»

Bei den Landfrauen aktiv


Der Austausch mit anderen Menschen ist für Rahel Brütsch zentral. Darum arbeitet sie seit einigen Jahren im Vorstand der Schaffhauser Landfrauen mit. Mittlerweile ist sie Präsidentin dieser Institution und sitzt als Vertreterin der Bäuerinnen auch im Vorstand des Schaffhauser Bauernverbands ein. «Ich brauche diese Zeit auswärts», erklärt die lebhafte junge Frau. «Nicht  dass es mir langweilig wäre. Arbeit habe ich zu Hause immer. Aber ich will mir den Horizont offenhalten, Leute kennenlernen. Das gibt mir viel.»


Sanna Bührer Winiger