Am Freitag und Samstag der vergangenen Woche fand in Glovelier JU die jährliche nationale Hengstselektion der Freiberger statt. Von den insgesamt 65 angemeldeten Anwärtern schaffte es rund ein Drittel durch die Selektion. Die 21 Junghengste werden am 19. Januar zum 40-tägigen Stationstest in Avenches VD antreten. Erst wenn sie diesen bestehen, können sie offiziell zur Zucht eingesetzt werden.

Eine Klasse besser als die anderen

Longines du Clos Virat – so heisst der grosse Sieger der Hengstselektion. Die bekannte Züchterfamilie Juillard-Pape aus Damvant JU bewies wieder einmal ein glückliches Händchen. Ihr Hengst aus Eigenzucht Longines (Vater Libero, Muttervater Nagano) holte sich die Traumnoten 9 (Typ)/8 (Körperbau)/7,17 (Gänge). Longines du Clos Virat ist an Typstärke kaum zu übertreffen. Sein hervorragendes Exterieur rundet das Gesamtbild ab. Martin Stegmann, Präsident der Selektionskommission, kam daher aus dem Schwärmen kaum noch heraus: «Dieser Hengst verkörpert den Rassentyp. Es ist ein Freibgerhengst, wie er im Lehrbuch steht.» Er sei schlicht eine Klasse besser gewesen als die anderen. Einziger Wermutstropfen: Die Gänge sind lediglich durchschnittlich.

Alles andere als durchschnittliche Gänge hat der zweitplatzierte Traumtänzer Hold'Up des Zoués von Jean Chêne, ebenfalls aus Damvant JU. Hold'Up (V: Hermitage; MV: Nagano) landete mit lediglich 0,17 Punkten Rückstand hinter dem Sieger und überzeugte vor allem mit seinen traumhaften Gängen. Kein Wunder, erteilten ihm die Richter für dieses Merkmal eine glatte 9. Im Typ erhielt er die Note 8 und im Körperbau eine 7. Auf den letzten Podestplatz schaffte es wiederum ein Jurassier. Lionel (V: Lordon, MV: Népal) im Besitz von Marc Froidevaux aus Saignelégier JU erhielt die Noten 8/7,33/8.

Eine ausgeglichene Auswahl an Junghengsten

Alles in allem präsentierte sich in Glovelier ein starker Jahrgang.  «Der beste Jahrgang der letzten drei Jahre», so die klare Meinung von Martin Stegmann. Vor allem beim Rassentyp und den Gängen sei dieser Jahrgang positiv aufgefallen. Er habe sehr viele ausgeglichene und komplette Junghengste beruteilen können. Verbesserungsbedarf sieht Stegmann insbesondere beim Fundament: «Ich habe selten ein schönes Sprunggelenk gesehen.»

Bei den nun ausgewählten  Junghengsten hat es für jeden etwas dabei. Vom sportlich eleganten bis hin zum starken Freiberger, von Fuchs bis ganz dunkel – die Auswahl ist ausgeglichen. Damit sollen laut Verband die sehr vielfältigen Ansprüche des aktuellen Markts besser befriedigt werden können. Am meisten Hengste wurden mit jeweils sechs Hengsten aus der H- und N-Linie ausgewählt. Vier L-Hengste, zwei E- und jeweils ein Hengst aus der C-, V- und Don-Linie schafften es ebenfalls. Weniger Glück hatten die Vertreter der ebenfalls anwesenden Q- und R-Linien. Der Fremdblutanteil der 21 Junghenste beträgt rund 11 Prozent. Wiederum erfolgreich war die Selektion für Hengstzüchter Pierre Koller aus Bellelay BE. Gleich drei seiner Hengste schafften es durch die Selektion. Mit dem Housten-Sohn Honey von Wilma Rota aus Italien und dem Niro-Sohn Nintendo von Max und Daniela Strasser aus Deutschland schafften es zudem auch zwei ausländische Kandidaten.

Neues Körverfahren findet Anklang

Besonders erfreulich: Keiner der angemeldeten Hengste war Träger der Caroli Leberfibrose (CLF). «Die Massnahmen zur Ausmerzung tragen Früchte», zeigt sich auch der Verband in seiner Mitteilung überzeugt.

Bewährt hat sich ausserdem auch das neue Körungsverfahren. Anstatt dass alle Hengste während der Rangverteilung ununterbrochen im Vorführring sind, wurde jeder Hengst einzeln aufgerufen und verliess nach einer Ehrenrunde den Ring wieder. Erst am Schluss präsentierten sich sämtliche Hengste noch einmal zusammen. Insbesondere aus sicherheitstechnischen Gründen hat sich dieses neue System bewährt, da ansonsten die Junghengste oftmals ungeduldig wurden.           

Julia Schwery

 

Die vollständige Rangliste finden Sie unter www.fm-ch.ch.
Mehr Bilder zur Selektion unter www.bauernzeitung.ch -> Bildergalerie.