BauernZeitung: Claudia Herger, verraten Sie uns bitte, wo die Alp Mettenen liegt, wie gross sie ist und welches die Besonderheiten dieser Alp sind?

Claudia Herger: Wir bewirtschaften eine dreistaflige Privatalp. Das heisst, dass wir auf drei verschiedenen Höhenstufen alpen und achtmal zügeln. 

Die Korporationsalp Urnerboden befindet sich auf 1400 Metern über Meer, sie gehört zur Gemeinde Spiringen im Schächental UR. Die Alp Mettenen liegt auf 1750 Metern und die Alp Butzli auf 2000 Metern über Meer. Auf der höchsten Stufe haben wir weder Wasser noch Strom in der Hütte. Die Privatalp, dazu gehören Mettenen und Butzli, ist 110 Hektaren gross. Wir teilen sie mit drei anderen Familien. 

Von unserer Familie ist immer jemand auf der Alp. Grundsätzlich teilen sich mein Mann Robi, unsere älteste Tochter Pia und ich die Arbeiten. In den Schulferien von Ende Juni bis Mitte August ist zudem auch die jüngste Tochter Lisa auf der Alp. Die anderen Kinder gehen im Tal ihren beruflichen Tätigkeiten nach. Die Verantwortung fürs Heuen in unserem Stufenbetrieb liegt bei Robi, jene für die Alp bei mir. Das gemeinsame Arbeiten und die klaren Verantwortlichkeiten haben sich sehr bewährt. 

Wie ist es, wenn man mit 45  Jahren erstmals z Alp geht? Deckten sich Ihre Vorstellungen mit der Realität?

2017 war nicht mein erster Alpsommer. Ich ging als Kind und junge Frau schon mit meinen Eltern z Alp. Es gefiel mir immer. 

Im vergangenen Jahr war ich dann erstmals als selbstständige Älplerin unterwegs. Das ist schon etwas anderes! Es hat sich in diesen vielen Jahren einiges geändert. Die Vorschriften rund ums Käsen und die Kontrollen waren neu für mich. Ich war sehr froh, dass uns meine Schwester Madlen, die ausgebildete Milchtechnologin ist, in der ersten Zeit noch unterstützte. 

Madlen führte uns ins Käsen ein. Wir konnten jederzeit auf sie zählen und sie stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Das gab uns Sicherheit. So konnten wir den Start unbelastet angehen.

Was war beim zweiten Alpsommer anders als beim ersten? Ging es leichter oder bringt mehr Routine nicht viel?

Kurz gesagt: Routine bringt viel. Die Arbeit ging diesen Sommer deutlich leichter von der Hand. Wir verkäsen die Milch von zwei Bauernfamilien. Da war und ist es uns wichtig, dass die Produkte immer qualitativ hochstehend sind. Es darf keine Schwankungen geben. Pia und ich besuchten Milchverwertungskurse und Madlen führte uns sehr sorgfältig ins Käsen vor Ort und mit «unseren» Gegebenheiten ein – das hat sich gelohnt! Wir käsen in einem Container und der Käsekeller befindet sich im Berg.  Pia und ich können uns abwechseln beim Käsen. Das Produkt bleibt gleich. Das ist uns sehr wichtig. 

Die Arbeitsbelastung ist sehr gross. Wir haben, besonders zu Beginn der Alpzeit, 110-Stunden-Wochen. Das ist sehr viel. Wir setzen deshalb alles daran, jeden Sommer auch dann und wann einen Freitag einschalten zu können. Unsere Familien, also unsere andern Kinder und Geschwister, machen uns das möglich, das schätzen wir sehr.

Der Sommer 2018 war sehr heiss und trocken, in vielen Regionen musste als Folge der Trockenheit mitten im Sommer auf Winterfütterung umgestellt werden. Wie ging es Ihnen z Alp? Hatten sie genügend Futter und Wasser?

Ich würde diesen Sommer gleich wieder buchen! Wir hatten genügend Wasser auf der Alp. Auch das Gras wuchs gut, da wir immer wieder «sanfte» Gewitter hatten. Dass das Wetter so beständig und sonnig war, erleichterte uns zudem das Heuen massiv. Deshalb, für uns passte es so. Dafür sind wir dankbar. Uns ist aber bewusst, dass andere Alpen ganz andere Situationen hatten und dieser Sommer für viele Bauernfamilien sehr schwierig war.

Jetzt liegen beinahe zwei Alpsommer hinter Ihnen. Wenn Sie Bilanz ziehen: Was war gut, was kann noch verbessert werden? Wo sehen Sie Handlungsbedarf für die Zukunft?

Wir haben laufend Kleinigkeiten angepasst. Grundsätzlich sind wir zufrieden, auch das Käsen im Container läuft sehr gut. Sicher ist die Arbeitsbelastung mit unseren alten Alpgebäuden sehr hoch. Daran versuchen wir zu arbeiten. Wir müssen vermehrt Pausen einschalten können. 

Was wir unterschätzt hatten, war der Verkauf der Alpprodukte. Der Verkauf erledigt sich nicht von allein. Wir stellen klassischen Alpkäse, Mutschli und Weichkäse her – all diese Produkte verlangen Pflege und wollen zum richtigen Zeitpunkt verkauft werden. Das bedeutet zeitlichen Einsatz – auch im Winter. Neue Absatzkanäle öffnen sich nicht von selbst. Die muss man suchen, was wieder mit Einsatz verbunden ist. Es war mir nicht so bewusst, dass die Bewirtschaftung einer Alp beziehungsweise der Produkteverkauf auch Auswirkungen aufs Winterhalbjahr hat. Es bleibt mir im Winter weniger Zeit, meine kreative Seite auszuleben. Ich arbeite mit Wolle. So entstehen beispielsweise Bilder aus Kardwolle oder Sitzmatten und Teppiche aus Wolle. Ich muss sehr darauf achten, dass wir uns im Winter wieder etwas erholen können. 

Das Alpen macht uns grosse Freude. Im Moment streben wir eine Konsolidierungsphase an. Auch wenn die Alpgebäude sehr alt sind, gegenwärtig denken wir (noch) nicht an eine grössere Investition.

Agnes Schneider Wermelinger

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