Immer mehr Bauern geben infolge des tiefen Milchpreises ihre Milchproduktion auf und satteln auf die Mutterkuhhaltung um. Waren es im Jahr 2006 noch fast 29'000 Betriebe, so sind es jetzt nur noch gut 20'000 Milchlieferanten.

Anstatt die Kühe selber zu melken, bedienen sich nun die Kälber an den Eutern. Diese werden dann meistens mit zehn Monaten geschlachtet und das Fleisch als Natura-Beef verkauft. Einer dieser Umstellungsbetriebe ist jener von Pirmin Adler, der mit seinen Eltern, Elisabeth und Hans in Oberrüti AG einen 22 ha grossen Betrieb bewirtschaftet.


Eine einfache Entscheidung


Nicht Pirmin Adler selber, der den Betrieb seit dem 1. Januar übernommen hat, sondern seine Eltern haben die Betriebsumstellung schon vor zwölf Jahren vollzogen. «Stallbauliche Massnahmen, ein zu kleines Güllenloch und ein Sbrinz-Kontingent von ‹nur› 130'000 kg Milch stellte uns vor die Entscheidung, mit der Milchproduktion aufzuhören oder in einen grossen Laufstall zu investieren», sagt der

Senior-Chef.

Dem ehemaligen erfolgreichen Brown-Swiss-Züchter fiel die Entscheidung damals nicht sonderlich schwer. Vorsorglich wurden schon einige Kühe mit Maststieren besamt. «Der Milchpreis war schon damals im Sinkflug», sagt Hans Adler.


Zuerst investieren


Die Umstellung von der Milch- auf die Mutterkuhhaltung sei aber mit Kosten verbunden und müsse gut geplant werden, warnt die Familie. Oftmals seien auch bauliche Massnahmen notwendig. «Auch wir mussten in diesem Bereich zuerst investieren», gibt Pirmin Adler zu bedenken. So wurde eine neue Liegehalle mit Jauchegrube und Futterachse erstellt und der alte Stall für die Jungtiere umfunktioniert.

Will man mit reinen Fleischrassentieren beginnen, müssen auch die Milchkühe ersetzt werden. «So eine gut ausgewiesene reine Mutterkuh kostet aber gut und gerne um die 5000 Franken», sagt der Junglandwirt. Bei 20 Kühen seien das schon 100'000 Franken. Demnach sei eine Erstellung eines vernünftigen Businessplanes zwingend notwendig. «Nur so kann sichergestellt werden, dass stets genügend Liquidität vorhanden ist und die Investitionen finanziert und getragen werden kann», so der Junglandwirt.

Anlässlich einer Velotour 
besuchten Hans und Elisabeth Adler vor der Umstellung verschiedene Mutterkuhbetriebe. «Bis ins Graubünden ging die Reise», lachen beide. Man war sich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einig, mit welcher Rasse man züchten wollte. Der Entschluss fiel auf die Rasse Limousin. Einige reine Tiere wurden zugekauft und bei den bestehenden Milchkühen F1-Kreuzungen durchgeführt.

Heute besteht die Herde fast zu 100 Prozent aus reinem Limousin-Blut. «Da wir die Kälber als Natura-Beef vermarkten, passt diese Rasse perfekt zu unserer Betriebsstrategie». Auf dem Hof werden zirka 85 Tiere, davon 38 Mutterkühe gehalten.


Mehr Flexibilität erreicht


«Wir bereuen bis heute keinen einzigen Tag, diesen Schritt vollzogen zu haben», sagt Familie Adler. Neben der zeitlichen Flexibilität sei auch die Lebensqualität markant gestiegen. «Natürlich war die erste Zeit herausfordernd. Denn es vergeht beinahe ein Jahr, bis man die ersten Tiere schlachten und so das erste Einkommen generieren kann». Dies müsse man bei der Umstellung klar mitberücksichtigen.

Ebenso die Entwicklung der Direktzahlungen. Das neue Direktzahlungsregime, welches mit der Agrarpolitik 2014–17 eingeführt wurde, komme vielen Mutterkuhbetrieben nicht entgegen. «Durch die Umlagerung der tierbezogenen Beiträge haben wir Direktzahlungen im zweistelligen Prozentbereich verloren», bedauert Pirmin Adler.


Ideale Direktvermarktung

Um eine möglichst grosse Wertschöpfung zu erzielen, wird ein Grossteil des Fleisches über die Direktvermarktung verkauft. Ohne viel Werbung, nur mit einem eigenen Webauftritt  konnte mit der Zeit eine gute Stammkundschaft aufgebaut werden. «Auch die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert hervorragend», so der einheilige Tenor am Küchentisch. Zwischen zwei und dreimal jährlich bezieht ein Kunde Fleisch bei ihnen, ein Mischpaket von mindestens 13 kg Fleisch.


Um in der Direktvermarktung erfolgreich zu sein, brauche es auch eine gute Metzgerei im Hintergrund. Und diesen Partner hat die Familie Adler in der 
von René Klausner und Urs Stocker geführten Dorfmetzgerei gefunden. Nach der Schlachtung wird das Fleisch bei ihnen gelagert, geschnitten und vakuumverpackt. «Wir sind stolz auf diese erfolgreiche Partnerschaft», sagt die Familie Adler bestimmt.

Peter Fankhauser

Zur Webseite des Betriebs von Familie Adler