Es sind besondere, glückliche Momente, wenn Christine Gerber mit ihren beiden Grosstöchter Emma und Julia zusammen ist. Als aktive Grossmutter und Bäuerin gibt es aber in ihrem Leben nicht nur Kinder, Küche und den Betrieb.


Nicht auf einem Bauernhof, aber in einer Familie mit Kindern ist Christine Gerber im Berner Seeland aufgewachsen. Schon dort hat sie gelernt, wie wichtig es ist, Traditionen zu leben, Werte zu erhalten, aber auch stets Neuem gegenüber offen zu sein. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung.

Als Niklaus Gerber in ihrem Leben einen grossen Platz einnahm, wurde die «Bürofrau» zur Bäuerin und Mutter. Mit den sechs Kindern Stefan, Damaris, Bronsen, Timo, Nick und Silvan gab es eine fröhliche Familie, und die Tage von Christine Gerber waren mit Arbeit in Haus und Hof voll ausgefüllt.

Ein weiter Blick über den Tellerrand


Durch die Unterstützung von Niklaus war es Christine Gerber auch möglich, sich ausserhalb der eigenen vier Wände zu engagieren. Mit viel Freude war sie einige Jahre als Sekretärin der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten tätig. Die Zusammenarbeit mit Bauern aus der ganzen Schweiz ermöglichte Christine Gerber einen weiten Blick über den Tellerrand. Zudem konnte sie sich bereits ein erstes Netzwerk knüpfen.

Dieses wurde noch viel dichter, als sie Präsidentin des Verbands bernischer Landfrauenvereine war. Die Arbeit mit den Frauen vom Land machte der aktiven Führungsfrau viel Spass. Im Kanton Bern ist diese besonders vielfältig, da bei den Landfrauen alle Berufsgattungen vertreten sind, von der Bäuerin über die KMU-Frau bis zu den Angestellten und Führungskräften.

Ein Anliegen war und ist der Lehrerstochter Christine Gerber die Ausbildung, speziell diejenige der Frauen. Sie engagierte sich stark im Bildungsjahr Hauswirtschaft (BJHW), einem sinnvollen Zwischenjahr für Jugendliche, das vom Verband bernischer Landfrauenvereine getragen wird. Neu wird sie als Chefexpertin bei den Berufsprüfungen für Bäuerinnen auf schweizerischer Ebene wirken. Sicher kann sie den jungen Berufsfrauen aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz viel mit auf den Lebensweg geben.

Viel von ihrem breiten Wissen gibt Christine Gerber auch als Vizepräsidentin des Gemeinderats Radelfingen und als Vizepräsidentin der Lobag (Landwirtschaftliche Organisation Bern und angrenzender Gebiete) weiter.

Eine gute Aufgabenteilung ist wichtig

Dank einer guten Aufgabenteilung ist es Christine Gerber möglich, ihre diversen «Ämtli» zu machen. Sie schätzt den Zusammenhalt in der Familie, besonders mit den erwachsenen Kindern, sehr. «Ich bin auch stolz auf meine Schwiegertöchter, denn es gibt mit Damaris und ihnen andere Gespräche als mit den Männern», meint Christine Gerber schmunzelnd. Gerne unternimmt sie mit allen Familienmitgliedern spannende Aktivitäten, geniesst es aber auch, nur mit ihrem Mann zusammenzusein.


Denn so schön die grosse Familie auch ist, manchmal sind die Nerven dünn, und da ist es wichtig, einen Freiraum zu haben. «Oft ist es sehr hilfreich und manchmal auch nervig, wenn alle ihre Wünsche deponieren», stellt Christine Gerber fest. Mit dem Gespräch und der gegenseitigen Anerkennung ist es aber immer wieder möglich, sich zu finden. So ist es beispielsweise auch für die kommenden Weihnachten eher schwer, dass alle am gleichen Tag daheim sein können.

In den verschiedenen Berufen wird teilweise auch an den Feiertagen gearbeitet. War früher der 25. Dezember ganz selbstverständlich für alle der Tag des Zusammenseins, müssen nun die besten Lösungen gesucht werden.

Zusammensein und einander helfen


Eine gute Abstimmung untereinander ist für die Grossmutter auch beim Hüten der beiden Grosstöchter wichtig. «Ich schätze es, wenn ich den Hütedienst auswählen kann, so macht es mir, der Tochter, der Schwiegertochter und den Jüngsten Freude», stellt Christine Gerber fest. Wie wichtig das gegenseitige Absprechen und Austauschen ist, stellten auch schon Susanne Gerber-Zwygart und Damaris Hofer-Gerber fest. Die beiden jungen Frauen haben mit dem Nachwuchs zurzeit genügend gemeinsamen Gesprächsstoff und können sich über ihre weitere berufliche Ausrichtung ebenfalls Gedanken machen.


In aller Ruhe wird Christine Gerber aber sicher das gemeinsame Weihnachtsfest mit ihrer Familie verbringen. «Sich etwas verwöhnen zu lassen, vor allem das Zusammensein und die Nähe zu geniessen wird herrlich sein», gibt die Mutter, Grossmutter und Bäuerin freudig zu.


Barbara Heiniger