Seit 22 Jahren sorgt die Landhausmode in Kollbrunn ZH, dass Frauen hierzulande mit dem Dirndl eine perfekte Figur zeigen. Nicole Klauser ist Geschäftsfrau pur. Mit frisch gebügelter blauer Bluse und dazu passender blauer Hose sitzt sie bereit zum Gespräch. Der trendige Kurzhaarschnitt und die dunkle Brille lassen sie jünger erscheinen. Zwei Tage pro Woche arbeitet die Mutter einer Tochter in der Landhausmode in Kollbrunn, die übrigen Tage leitet sie ihr Geschäft für Snowboard-, Surf- und Freitzeitmode in Winterthur. Zwei Welten, eine Chefin? Nicole Klauser lacht. «Genau so ist es.»


Auch Snowboarder tragen den klassichen «Chüeligurt»


Doch einfach so ergeben hatsich diese Konstellation nicht, erzählt die 42-jährige Nicole Klauser und schildert, wie ihr Vater damals, vor 23 Jahren, sein Modegeschäft für Bergsport in Winterthur aufgab und im Töss­tal die Landhausmode eröffnet habe. Fast gleichzeitig sei sie durch glückliche Umstände, gleich nach der Lehre als Sportartikelverkäuferin, zu ihrem eigenen Geschäft in Winterthur gekommen.

Im Lauf der vergangenen Jahre habe sie immer öfters festgestellt, dass sich ihre peppige Snowboardmode und die neuesten Trends der Dirndl-, Lederhosen und «Sennechuteli»-Mode gleichen. Den traditionellen «Chüeligurt», der seit Jahrzenten zur schweizerischen Landhausmode gehört, wurde schon längst von ihren Kunden in der Snowboard- und Surfszene getragen. «Ethno-Look», heisse das im Modejargon. Was nichts weiter heisse als Folklorespirit und ein Mix aus Verschiedenem, erklärt die Modefachfrau.


So kam es, wie es kommen musste. Nicole Klausers 70-jähriger Vater wollte aus Alters- und Gesundheitsgründen kürzer treten. Und so entschied sich die Tochter, in die Landhausmode einzusteigen. «Aufgeben kam nicht in Frage», sagt sie klar. «Dafür haben meine Eltern ein Leben lang gearbeitet und etwas aufgebaut, das einzigartig ist in der Schweiz.» In Insiderkreisen wird Paul Klauser heute noch als Landhaus- und Trachtenmodekönig bezeichnet.

Aus Folklore ist ein Trend geworden


Den Namen Landhausmode hat Paul Klauser landauf und landab über Jahrzehnte hinweg an Schwing-, Jodler- und Trachtenfesten, sowie an Schlagerparaden und Openairs zementiert. Aus der einstigen Folklore habe sich längst ein richtiger Trend entwickelt, der immer mehr Jung und Alt vereint, sagt Nicole Klauser weiter. «Fesche Dirndl und flotte Lederhosen, Trachten aller Art, ‹Sennechuteli› und Bauernhemden, dazu die vielfältigen Accessoires werden heute von ausnahmslos allen Generationen gleichermassen gerne getragen.» Zudem haben die traditionellen Stücke, wie beispielsweise die Herrenhemden und Damenblusen in Vichykaros, längst die angesagten Modehäuser erreicht und sind seit Jahren alltagstauglich, bequem und kommen kaum aus der Mode.

Dass die Landhausmode nicht nur bei der typischen Landbevölkerung mit landwirtschaftlich geprägtem Hintergrund steckengeblieben sei, habe auch stark mit der Musikszene zu tun, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt habe, sagt Nicole Klauser weiter. Wären da nicht die äusserst erfolgreichen Interpreten wie Andreas Gabalier, der Volks-Rock’n’Roller mit der klassischen Elvis-Tolle, Helene Fischer, Stefanie Hertel oder auch die bekannten Schweizer Interpretinnen Francine Jordi, Béatrice Egli, Monique, Sarah-Jane oder der Rapper Bligg gewesen, wäre die Entwicklung vielleicht anders verlaufen.

Für Nicole Klauser hat diese Szene auch etwas mit Bodenständigkeit, mit Naturverbundenheit, Heimat­liebe und Gemütlichkeit zu tun. «Und ist es denn nicht genau das, wonach sich heute viele junge Menschen wieder sehnen?»


Es muss das passende Dirndl sein


Auf die Frage, weshalb Liebhaberinnen von Dirndls bei Landhausmode einkaufen sollen, statt bequem im Katalog zu bestellen oder sich bei günstigen Modeketten einzudecken, hat die junge Geschäftsfrau nur ein Achselzucken übrig. «Eine Frau sieht in einem Dirndl wunderbar aus, aber nur, wenn es passt.»

Ihre Verkäuferinnen sind detailverliebte Vollprofis und dank ihrer jahrelangen Erfahrung wissen sie genau, was zu einer bestimmten Frau passt, was ihre Besonderheiten betont, welche Farben in Frage kommen und welche Accessoires für ein perfektes Aussehen nötig sind. Sie sorgen mit Garantie dafür, dass junge Frauen nicht mit einer falsch gebundenen Schleife auf den Tanz gehen. Zudem führt die Landhausmode die Damengrössen 32 bis 52/54, und auch für Kinder werden die Grössen 80 bis 164 angeboten, ein kräftiger Herr kann sich mit Hemden bis Grösse 4-mal XL eindecken.


Auch bei den Preisen seien sie voll dabei und könnten gar mit Grosskonzernen der Modebranche konkurrenzieren, verrät die junge Chefin. Die riesige Auswahl, die hochstehende Beratung, die familiäre Atmosphäre und nicht zuletzt die Gratisparkplätze machen es aus, dass sie immer wieder Ziel von Freundinnenreisen sind, die sich einen schönen Tag in ihrem Geschäft gönnen und sich mit den neusten Trends vertraut machen.

Ruth Bossert