In der Studie hat das Michael-Otto-Institut im Naturschutzbund Deutschland (NABU) im Auftrag der Michael-Otto-Stiftung für Umweltschutz die Verluste biologischer Vielfalt in der Agrarlandschaft am Beispiel der Pflanzen und Vögel analysiert hat.
Wie der Leiter des Instituts, Hermann Hötker, gestern Dienstag in Berlin berichtete, ist die Fläche des artenreichen mittelfeuchten Grünlands und des Feuchtgrünlands in Norddeutschland seit 1950 um rund 85 % zurückgegangen. Im Ackerland habe sich die potentiell für Ackerwildkräuter besiedelbare Fläche sogar um etwa 95 % verringert.
In der Folge seien beispielsweise die Bestände von 15 der 20 typischen Brutvögel in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen kontinuierlich zurückgegangen; bei drei Arten habe sich der Bestand seit 1980 sogar mehr als halbiert.
Ackerrandstreifen gehen verloren
Hauptsächlich verantwortlich für die Abnahme der Biodiversität ist nach Einschätzung Hötkers die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft. So habe die Arrondierung kleinerer Ackerflächen für einen Rückgang von 75 % der als Biotop wichtigen Ackerrandstreifen gesorgt.
Die Produktionsförderung für nachwachsende Rohstoffe und die hohe Nachfrage nach Grundstoffen zur Herstellung regenerativer Energieträger wie Biokraftstoffe oder Biogas heizten den Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche noch an und gefährdeten so die letzten Refugien der Biodiversität.
Massnahmen ungenügend
Die bisherigen Maßnahmen gegen den Artenverlust sind laut Hötker keinesfalls ausreichend. Der aktuelle Umfang von Agrarumweltmaßnahmen (AUM) ist ihm zufolge in Deutschland viel zu gering, als dass messbare Auswirkungen auf die Bestandsentwicklung der Ackervögel zu erwarten wären.
Die Lösung könnte nach Einschätzung des Wissenschaftlers in alternativen Bewirtschaftungsformen liegen, welche die herkömmliche Agrarwirtschaft mit effektiven Naturschutzmaßnahmen verbinden. Mit solchen Biotop-Management-Maßnahmen hätten Demonstrationsbetriebe bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt, ohne dass die Wirtschaftlichkeit des Hofes hierdurch gefährdet worden sei.
20-Punkte-Plan
Darüber hinaus hat die Michael-Otto-Stiftung einen 20-Punkte-Plan vorgelegt, mit dem nach ihrer Einschätzung die Biodiversität im Agrarbereich gesichert werden könnte. Wesentliche Punkte sind die Untergliederung großer Ackerflächen für mehr Strukturvielfalt, die vermehrte extensive Nutzung von Dauergrünland, eine verstärkte Förderung des ökologischen Landbaus und die Ausweisung von Vorrangflächen für die Biodiversität im Acker- und Grünland.
AgE