Das Thünen-Institut hat eine Analyse mit möglichen Auswirkungen des Brexits auf den Agrarbereich präsentiert. Der Handel mit unverarbeiteten Nahrungsmitteln sei nur geringfügig von einem Brexit betroffen, teilt das deutsche Forschungsinstitut mit.

Grossbritannnien dürfte mehr leiden

Für den Bereich der verarbeiteten Nahrungsmittel hingegen werde es einen deutlichen Rückgang im Aussenhandel geben. Hier werde sich die Handelsbilanz von Grossbritannien für Agrarprodukte und Nahrungsmittel deutlich verschlechtern, das heisst, Grossbritannien wird laut Thünen Institut mehr unter dem Brexit leiden als die EU. Für Deutschland bedeute der Brexit einen Rückgang der Nahrungsmittelexporte in das Vereinigte Königreich von über 30 %, was einem Rückgang der Ausfuhren an Nahrungsmitteln in das Vereinigte Königreich von 1,2 Mrd. Euro entspricht.

Allerdings ist zu betonen, dass die Ausfuhren deutscher Agrarprodukte nicht in diesem vollen Umfang sinken. „Es wird Anpassungsreaktionen geben, die dazu führen, dass die Hälfte dieser nicht mehr im Vereinigten Königreich abzusetzenden Produkte Käufer auf anderen Märkten finden“, teilt das Thünen Institut mit. „Daher gehen wir davon aus, dass die gesamten Ausfuhren Deutschlands an verarbeiteten Agrarprodukten entsprechend unserer ersten Abschätzungen nur um rund 650 Mio. Euro sinken.“

Diese erste Abschätzung basiert auf einem „Worst-case-Szenario“, bei dem die verbliebenen 27 EU-Staaten keine Konzessionen gegenüber Grossbritannien machen, sondern Zölle entsprechend der WTO-Regeln erheben. Im dem wohl eher anzunehmenden Fall eines erleichtertem gegenseitigen Marktzugangs ist zu erwarten, dass die hier vorgestellten Effekte deutlich geringer ausfallen werden.

Viele Unsicherheiten für Bauern

Der britische Bauernverband betont in einer Mitteilung, dass der Austritt aus der EU mit vielen Unsicherheiten für die Farmer verbunden sei. Der Bauernverband kündigt an, sich für einen möglichst guten Zugang zum EU-Markt einzusetzen.

Laut aiz.info sind die Folgen des Brexits auf den EU-Agrarhaushalt gering. Die Briten finanzieren 10% des EU-Gesamthaushalts. Am Budget für die Landwirtschaft haben sie aber nur einen Anteil von 5%, schreibt aiz.info. Der Austritt schaffe eine Finanzierungslücke von 7 Mrd. Euro in der EU. Der Brexit habe dramatische Folgen für den britischen Agrarsektor, aber überschaubare für die Gemeinsame Agrarpolitik, zitiert aiz.info Luc Vernet von Farm Europe, einem multikulturellen Think-Tank.

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