Zu bester Sendezeit verblüffte die «Multishow» in Brasilien Millionen von TV-Zuschauern. Didi Wagner, die kecke Auslandreporterin, war für ihre Sendung «Lugar Incomum» (aussergewöhnlicher Ort) in ein weitentferntes Land namens Suiça (Schweiz) gereist. Und dann präsentierte sie sich der staunenden Nation vor den Bildschirmen auf einer saftig-grünen Alpwiese vor spektakulärer Heidi-Bergkulisse in einer grossen hölzernen Bütte – mit Milchschaum auf der Haut. Milch – so waren die brasilianischen Kinder bis dahin überzeugt – würde doch für Joghurt-Drinks und für ihre Schokoriegel gebraucht. Gerschnialp heisse dieser traumhafte Ort oberhalb des Klosterdorfes Engelberg, vernahmen die staunenden Landsleute von Didi Wagner. Und der eingeborene, weissgewandete Käser- und Bademeister namens Sälmi Töngi instruierte das Milchbad à la Kleopatra im Holzzuber beim Klang von bimmelnden Kuhglocken. Es ist ja nicht pure Milch, in der gebadet wird: Molke ist die Flüssigkeit, die beim Käsen übrig bleibt. Sälmi Töngi erklärte es der brasilianischen Moderatorin ausführlich und in urchigem Englisch, wie es sich für einen weitgereisten Schweizer gehört. Sie besteht zu 94 Prozent aus Wasser, diese Molke, zu vier Prozent aus Milchzucker – und sie enthält Milchsäure, Vitamine und Mineralstoffe. Die Idee, darin zu baden, entstand in der Schweiz im 18. Jahrhundert. Die Milch- respektive Molkenkur galt als probates Mittel gegen Lungenleiden, speziell Tuberkulose. Ausserdem wurde sie als Heilmittel verordnet bei Gicht, Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten sowie auch bei Magen- und Darmbeschwerden.

Karl Horat/BauZ