Der 35-jährige Pirmin Bucheli hat sich den Entscheid nicht leicht gemacht. Die Anfangsphase mit den Investitionen in den 2000er-Legehennenstall und die ersten grossen Rechnungen für Tiere und Futter haben ihm einige schlaflose Nächte bereitet, wie er zugibt. Nach dem ersten Jahr Produktion blickt er aber zufrieden zurück.


Stark befahrene Strasse erschwerte Mutterkuhhaltung


Die Aufgabe seines Nebenerwerbs, den Abbau der Mutterkuhhaltung und die Investition in die Bio-Eierproduktion haben sich für ihn und seine Familie als richtig herausgestellt. Bucheli, der den elterlichen Biobetrieb Anfang 2013 übernahm und davor während zwölf Jahren bei den SBB Projekte betreute, wollte zu 100 Prozent auf dem eigenen Hof arbeiten.

Sein Vater hatte bereits vor 20 Jahren auf Biomutterkuhhaltung umgestellt. Was damals noch Pionierarbeit war, stellte sich mit der Zeit als Knackpunkt heraus. Denn ein grösserer Teil der Weidefläche befindet sich jenseits einer stark befahrenen Hauptstrasse. An der unübersichtlichen Stelle kam es zu mehreren brenzligen Situationen, Warnschildern und Leuchtwesten zum Trotz.

Weniger Futterfläche benötigt

«Mir war nicht mehr wohl dabei, das Risiko wurde zu gross», argumentiert Bucheli. Dann kam die Idee mit den Biohennen im neueren, rund 20-jährigen Mutterkuhstall. Die Mutterkuhherde hat er seitdem von 25 auf noch 6 Kühe heruntergefahren, und die Kühe finden Platz in der alten Scheune. Auf der Weide hat das Vieh einen

Unterstand. So, dass die Strasse nur noch vereinzelt überquert werden muss.


Ein weiterer Vorteil der ganzen Umstellerei ist für Bucheli, dass er jetzt weniger Futterbaufläche braucht. Und dies entspricht dem passionierten Ackerbaubauern, der aktuell Urdinkel, Speisehafer, Futtertriticale, Brotweizen und Soja in Bioqualität produziert. Dazu wird die reduzierte Bodenbearbeitung verfolgt und umgesetzt. Der Hühnermist, teils auf dem Hof kompostiert, ist für Bucheli dabei ein wertvoller Dünger.


Fünfjahresvertrag mit ­Abnehmer gibt Sicherheit


Und jetzt hält er – bereits im 2. Umtrieb – 2000 Biolegehennen. Gerade so viel, dass ein Lastwagen zweimal pro Woche die Eier abholen kommt und er sich nicht um die Logistik kümmern muss. Mit dem Abnehmer Hosberg AG hat Bucheli einen Fünfjahresvertrag. Der Preis orientiere sich am Richtpreis für Bio-Eier, also rund 45 Rappen aktuell. Seine Produktion geht vorwiegend in den Migros-AdR-Kanal. Dank teils bestehender Gebäudehülle und Berufskollegen, die bei der Montage mithalfen, konnte er etwas günstiger bauen als die sonst üblichen 500 00 bis 550 00 Franken für einen Biolegehennenstall dieser Grössenordnung.


2000 Biolegehennen wollen versorgt sein. Bucheli rechnet mit rund 1600 Stunden pro Jahr. Minimalbetrieb sei am Sonntag mit zwei Stunden. Eier einsammeln am Fliessband oder auch das Auflesen der Bodeneier mag Bucheli. «Diese Arbeit im Hühnerstall am Morgen hat für mich fast schon etwas Meditatives», begründet er. Rund drei Stunden dauert die Routinearbeit, dabei höre er Musik und studiere an Betriebsabläufen und möglichen Verbesserungen herum.

Mit einem Lichtprogramm bringt er die Legehennen dazu, dass sie zwischen 4 und spätestens 11 Uhr legen. Dazu brauche es strikte Abläufe. Um 18 Uhr müssen die Tiere vom grosszügigen (1 a) und strukturierten (mind. 50% der Fläche) Auslauf in den Stall zur Nachtruhe. Bei den Weissen klappe dies sehr gut, die braunen Hühner würden am liebsten den Sonnenuntergang abwarten und brauchen etwas Nachhilfe.


Der Traum vom eigenen Aufzuchtstall


Neben einer längeren Haltedauer (siehe Kasten) möchte Bucheli den Auslauf weiter optimieren. Etwa den Vogelschutz, Flexi-Zäune gegen den Fuchs und noch mehr Strukturen. Und mittelfristig träumt der minuziös planende  Bucheli von einem nächsten Projekt. Gerne hätte er einen eigenen Aufzuchtstall für die Hennen, diese würden dann nach dem Schlüpfen auf den Betrieb kommen. «Das ist arbeitswirtschaftlich eine Herausforderung», gibt er sich realistisch. Dazu bräuchte Pirmin Bucheli Mithilfe, zum Beispiel in Form eines Lernenden.


Armin Emmenegger