«Bio macht man nicht wegen dem Geld. Bio muss im Kopf wachsen», stellt Daniel Steiner aus Reitnau AG klar. Als sogenannter Umstellungsbetrieb im zweiten Jahr muss Steiner seinen Betrieb schon jetzt nach den Bio-Richtlinien bewirtschaften. Ab 2018 ist er dann endgültig Bio-zertifiziert.


Einen Abnehmer suchen


«Bevor man auf Bio umstellt, heisst es zuerst, einen Abnehmer suchen. Und dies ist für einen Umstellungsbetrieb nicht gerade einfach. Denn nicht jede Firma ist bereit, Produkte aus solchen Umstellungsbetrieben zu verarbeiten», weiss der Meisterlandwirt. Diese zwei Jahre seien schwierig, aber es werde einem finanziell geholfen. So stellt der Kanton Aargau zinslose Agrarkredite in Aussicht. Um einen solchen Überbrückungskredit zu erhalten, muss man neben der Standardarbeitskraft (SAK) die Buchhaltung offenlegen und auch die Dauer der Rückzahlung des Darlehens werde mit einem Berater genau abgeklärt.


Nischenproduktion


Vor allem Kartoffeln, Getreide und Karotten pflanzt Daniel Steiner auf seinen 14 ha an. «Da wir einen kleinen Betrieb bewirtschaften, sind wir fokussiert auf die Nischenproduktion», sagt der Landwirt. «Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal Pastinaken angebaut», erzählt er stolz.

Äusserlich sieht dieses Wurzelgemüse wie eine lang gezogene Zuckerrübe aus. Geschmacklich ähnelt es aber einer Karotte. Pastinaken sind sehr reich an Vitamin C, Eisen und Magnesium. Im Gegensatz zur Karotte ist ihre Oberfläche eher weich. «Da wir die Pastinaken von Hand ernten, darf man dabei den Arbeitsaufwand nicht unterschätzen», gibt Steiner zu.

Viele Ideen im Kopf

Neben den Pastinaken hat der Meisterlandwirt noch andere Ideen im Kopf. «Wir werden sehen», lacht er verschmitzt. Daniel Steiner hat den konventionell geführten Betrieb 2003 von seinen Eltern übernommen. «Damals habe ich überhaupt nicht an Bio gedacht», gibt er zu.

Im 2016 war es dann soweit: Nach einer gescheiterten Betriebsgemeinschaft war der Meisterlandwirt voller Überzeugung, seinen Betrieb nur noch nach den Bio-Richtlinien zu bewirtschaften. Ein Schlüsselerlebnis bestärkte ihn in seiner Entscheidung: «Ich arbeite seit Jahren mit einem Biobauern aus unserem Dorf zusammen. Dabei fiel mir immer mehr auf, dass seine Äcker gegenüber meinen anders waren. Sie waren voller Lebewesen, z.B. Würmer, wohin man schaute», erinnerte er sich.


Richtige Bewirtschaftung?


Diese Erkenntnis löste bei ihm die Frage aus: «Ist meine Bewirtschaftungsform noch richtig?» Das Thema Bio rückte bei Daniel Steiner immer mehr in den Vordergrund. Aber einfach ohne Vorkenntnisse auf Bio umzustellen, kam für den Landwirten nicht in Frage. «Wichtig ist, dass man sich vorgängig informiert», sagt Daniel Steiner. Auch Bioberater und Einsteigekurse geben einem umfassende Einblicke in die Richtlinien und die Grundsätze des Biolandbaus. «Nur schon der Austausch unter Berufskollegen ist sehr wertvoll», ist er überzeugt.


Den Entschluss nie bereut

Um den Anforderungen an den Biolandbau gerecht zu werden, kann ein konventionell geführter Betrieb nicht einfach von heute auf morgen auf Bio wechseln. Zwei Jahre dauert die Umstellungsphase, bis er die Bioknospe führen darf. Der Betrieb von Daniel Steiner hat nun das erste Jahr hinter sich. «Ich habe meinen Entschluss bis heute nicht bereut», sagt er. Aber: «Die Umstellung auf die biologische Bewirtschaftung erfordert ein grundlegendes Umdenken und ein Einlassen auf die Grundsätze des Biolandbaus.»


Hofdünger sind wichtig

Da die ökologische Landwirtschaft auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger verzichtet, wird dem Einsatz von Hofdünger grosse Beachtung geschenkt. Auf dem Betrieb von Steiners wurde die Milchviehhaltung schon lange aufgegeben, daher bezieht der Landwirt die Gülle von einem Berufskollegen.

Auch die Fruchtfolge werde wichtiger denn je. «Um den Krankheitsdruck möglichst gering zu halten, schaue ich auch extrem auf die Sortenwahl. Bei den Kartoffeln habe ich dieses Jahr die Sorten Erika, Vitabella und Jelly angepflanzt. Dabei hatte ich nur Krautfäule-Probleme bei der Sorte Erika. Die Vitabella hingegen waren sehr krankheitsresistent», erzählt der Meisterlandwirt.

Ernten, was übrig bleibt

Da wegen den Bio-Vorschriften nur Kupfer zur Vorbeugung gegen die Krautfäule eingesetzt werden darf, sei es schon schwierig bei schlechten Wetterverhältnissen, den Schutz aufrechterhalten zu können. «Manchmal muss man der Natur ihren Lauf lassen und das ernten, was noch übrig bleibt», lacht er. Wenn man Bio produziert, dürfe man die Erträge sowieso nicht auf ein Jahr reduzieren. «Man muss den Durchschnitt von mehreren Jahren sehen», stellt Daniel Steiner fest.


Obwohl er für seine Kartoffeln zirka 99 Fr./100 kg (konventionelle zirka 50 Fr./100 kg) erhält, sollte man bei Bio nicht nur ans Geld denken. Gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung seien die Erträge manchmal nur halb so hoch, das müsse man auch berücksichtigen. Betreffend den Aufzeichnungen und den Kontrollen sieht der Meisterlandwirt bei Bio den gleich hohen Aufwand wie bei einer konventionellen Bewirtschaftung.


Herausforderungen anpacken


«Bei Bio kann es aber schon zu Problemen führen, wenn der Feldnachbar beim Spritzen den Abstand nicht einhält oder den Abdrift nicht vermeidet.» Da jedes Jahr mehr Bauern auf Bio umstellen, sieht Steiner auch für den Absatz eine grosse Herausforderung für die Branche.

«Beim Bioraps und bei der Biomilch haben wir heute schon das Problem einer tendenziellen Überproduktion. Ich hoffe, dass in Zukunft dadurch nicht ein Preisdruck entstehen wird», hält Daniel Steiner fest.

Peter Fankhauser

Mehr zum Thema in der BauernZeitung vom 13. Januar 2016