Dinkel, Weizen, Lein und Kartoffeln. Das sind die Kulturen, die auf den 4,5 ha Ackerfläche von Christian und Monika Müller aus Hemberg SG wachsen. Das tönt nicht aussergewöhnlich. Doch der Betrieb liegt in der Bergzone II, 800 m ü. M. «Die grösste Herausforderung im Bergackerbau ist die verkürzte Vegetationszeit», sagt der 38-jährige Betriebsleiter.

Seit 2014 Bio

Christian und Monika Müller übernahmen den Betrieb 2004 von Christians Eltern. Sie stiegen aus der Milchproduktion aus und stellten auf Mutterkuhhaltung um. 2012 erfolgte die Umstellung auf biologischen Landbau. Christian Müller sagt zu diesem Schritt: «Bio ist ein Stück weit eine Einstellungssache. Uns ist wichtig, dass unser Betrieb in einem geschlossenen Kreislauf funktioniert.» So wird beispielsweise kein Futter zugekauft, der Mist wird kompostiert, die Gülle aufbereitet. Ackerbau war für Müller Neuland. «Ich war mir bewusst, dass Bergackerbau –und dann noch bio – anspruchsvoll ist. Aber man entwickelt sich auch weiter.» Viele hätten gesagt: Biomais in dieser Lage, das funktioniert nicht. Dasselbe bei den Kartoffeln. «Für mich war das immer ein Ansporn, es erst recht zu versuchen», sagt der Betriebsleiter. 

Geohobel statt Pflug

Christian Müller ist überzeugt von der flachen Bodenbearbeitung. Seit drei Jahren verzichtet er auf den Pflug und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Einen übermässigen Unkrautdruck habe er dadurch nicht. «Manchmal ist bei der Unkrautbekämpfung weniger fast mehr.» 

Die Bodenbearbeitung erfolgt mit einem Geohobel (siehe Kasten). Müller hat die Maschine dieses Jahr gekauft – zuvor hatte er einen gemietet – und ist absolut begeistert. Er erklärt: «Dank den Hobelmessern wird der Boden nur aufgeworfen. Es entsteht keine Pflugsohle oder Schmierschicht. Der Boden bleibt schwammig, die Nährstoff- und Wasserversorgung ist optimal und die Pflanzen vitaler.» Ein weiterer Vorteil ist, dass mit der aufgebauten Sämaschine gleichzeitig die nächste Frucht eingesät werden kann. Das reduziert die Anzahl Arbeitsgänge, schont den Boden und fördert Bodenleben und Humusaufbau. 

Bei den Kartoffeln

Zum Einsatz kam der Geohobel dieses Jahr beim Lein. Der Geohobel sei zur wichtigsten Maschine auf dem Betrieb geworden, sagt Müller. «Ich werde ihn nächstes Jahr sicher für die Saatbettzubereitung der Kartoffeln brauchen.» Theoretisch wäre eine Arbeitstiefe bis 10 cm möglich, so tief werde er die Maschine nicht einstellen müssen, glaubt er. 

Dieses Jahr erfolgte die Bodenbearbeitung für das Kartoffelfeld noch mit der Fräse – diese hat Müller mittlerweile verkauft. Die Kartoffeln, die Mitte Mai gesetzt wurden, sind schön aufgelaufen. Inzwischen wurden sie angehäufelt. «Pilzkrankheiten kenne ich bei meinen Kartoffeln eigentlich nicht», sagt der Biobauer draussen auf dem Feld. Auch letztes Jahr, als der Mai und Juni so nass waren, hatte er keine Probleme mit Kraut- und Knollenfäule, dafür mit Alternaria. «Die Knollen der letztjährigen Ernte waren klein, aber die Qualität war einwandfrei.»

Neben Land- auch Gastwirt

Erstmals baut Christian Müller dieses Jahr Lein für die Ölproduktion an. «Lange Zeit sah man gar nichts, das war fast zum Verzweifeln. Aber als es warm wurde, ist er dann zackig aufgelaufen», lautet sein erstes Fazit. Die nächste Arbeit, die im Ackerbau ansteht, ist die Abschlussbehandlung des Getreides mit Komposttee. Mitte Juni gehen alle Kühe samt Muni ins Puschlav auf die Alp. 

Zu tun haben Christian und Monika Müller, die Eltern von vier Kindern sind, mehr als genug. Zum Landwirtschaftsbetrieb gehört auch die Gastwirtschaft Frohwies. Hier hat Monika Müller die Fäden in der Hand. Und dann geht dieses Wochenende das Bergrennen Hemberg über die Bühne, bei dessen Vorbereitung und Durchführung Landwirt Müller im OK an vorderster Front dabei ist.

Stefanie Giger