Der Vorstand und das Team der Geschäftsstelle hatten an der GV letzten Samstag einen schweren Stand. Es war eine Versammlung, bei der die Emotionen hochgingen. Eine Handvoll der 40 anwesenden Mitglieder äusserte sich sehr skeptisch zu den Entscheiden in den operativen Geschäften. Drei Anträge zur Kompetenzeinschränkung des Vorstands wurden jedoch deutlich abgelehnt.
Markt wird zum Reizthema
Es begann bereits beim Jahresbericht, als Karin Angehrn die Strategie im Bereich Märkte vorstellte. Sie rechnete den Anwesenden vor, dass sich der Verkauf von Kagfreiland-Produkten für Bioreformhäuser finanziell fast nicht lohne. Angehrn sieht hingegen Marktchancen bei Discountern wie Lidl. Dieser würde den von Kagfreiland vorgeschlagenen Fleischpreis ohne Wenn und Aber akzeptieren und würde auch Kleinstmengen ins Angebot aufnehmen. Ausserdem müsste man sich – im Gegensatz zu Coop und Migros – nicht erst einkaufen.
Diese Aussage sorgte bei einigen Produzenten für rote Köpfe. Einer bezeichnete diesen Schritt als «Ging» ans Bein aller Direktvermarkter. Man habe mit grossem Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass der Vorstand im Alleingang eine Zusammenarbeit von Kagfreiland mit dem Discounter Lidl in Erwägung ziehe, meinte ein anderer Produzent.
Es entstand eine emotionale Diskussion darüber, ob Kagfreiland weiterhin in einem kleinen Markt agieren oder den Schritt in den Detailhandel – verbunden mit entsprechendem Wachstum – wagen soll. Hier verhärteten sich die Fronten immer mehr, so dass die Diskussion schliesslich abgebrochen wurde.
Seit Jahren tiefrote Zahlen
Nächster Zankapfel waren die Finanzen. Seit 2009 ist das Eigenkapital rückläufig. Aus der Jahresrechnung 2015 resultierte ein Verlust von 30000 Franken. Ohne ein Legat in namhafter Höhe wäre der Verein letztes Jahr noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Einige Mitglieder warfen dem Vorstand daher vor, er würde die Zahlen beschönigen. Nicht viel besser sieht es für das laufende Jahr aus: das Budget weist einen Verlust von 97000 Franken aus. Die Diskussion gipfelte darin, dass eine Versammlungsteilnehmerin vorschlug, die 100000 Franken bei den Personalkosten einzusparen.
Stefanie Giger
(vollständiger Bericht in der aktuellen Ausgabe der BauernZeitung)