Tina Sturzenegger aus Zug ist mit Leib und Seele Porträt- und Lebensmittelfotografin. Ihre Fotos haben etwas Künstlerisches, sind sehr ausdrucksstark und erzählen richtiggehend Geschichten, obwohl oder gerade weil sie bis ins Detail inszeniert sind. Ihre Arbeiten erscheinen in Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Jahresberichten und Werbung – genau dort, wo ein modernes Bild benötigt wird.
Im Auftrag die Welt bereisen
Tina Sturzenegger liebt Essen, Menschen, Tiere und Licht und schätzt es im Auftrag die Welt zu bereisen. Ganz verrückt ist sie nach grossen asiatischen Städten. Tina Sturzenegger fotografiert aber auch für Ausstellungen oder Projekte. Dann kommen ihr nicht selten Tiere vor die Linse, so auch für die Serie «Flower and Love».
Da kann sich die Fotografin auch für idyllische Bündner Bergdörfer begeistern. So landete sie etwa für ihre Tierporträts im bündnerischen Schlans bei Bauer Silvio Pfister und seiner Partnerin Najat Zinbi. Die BauernZeitung war dabei, als sie im Nachbardorf Dardin deren Schafe auf wunderbare und spezielle Art und Weise ins Bild rückte.
Fotoshooting im Stall
Es dunkelt schon langsam ein, als die viel beschäftigte Fotografin in Schlans ankommt. Dies ist jedoch egal, denn Tina Sturzenegger will sowieso im Stall in Dardin fotografieren und nicht auf der Wiese. Im Gepäck hat sie ihre Kameras, Stative, Leuchten, Hintergrundsysteme und vieles mehr, das zu einer professionellen Fotografenausrüstung gehört.
Für die Inszenierung der Tiere im Flower-Power-Stil holt Tina Sturzenegger wunderschöne Blumenkränze aus ihrem Auto. Diese sind von einer Floristin eigens so geflochten, dass sie auf die Köpfe der Schafe passen und befestigt werden können. Sobald alles installiert ist, kommen die Schafe und Lämmer in Aktion. Zusammen mit dem Bauern sucht Surzenegger ihre Protagonisten aus und mit Najat Zinbis Hilfe wird der Kopfschmuck montiert. Im Scheinwerferlicht entwickeln die Schafe sich zu wahrhaften «Topmodels», während Pfister sie an einem Strick festhält.
Weder Zwang noch Gewalt
Wie die Fotografin erklärt, ist es ihr bei der Arbeit mit Tieren wichtig, dass es keinen Zwang gibt, nur um ein Foto zu machen. Eine wichtige Voraussetzung sei auch, dass die Tiere an Menschen gewöhnt sind und artgerecht gehalten werden. «Wenn man gut gehaltene und sozialisierte Tiere vor der Kamera hat, hat man schon gewonnen,» so Sturzenegger.
Bei den Schafen hatte sie zuerst Bedenken, dass sie durch die viele Wolle etwas an Mimik verlieren könnten: «Dies war aber nicht der Fall, denn sie waren Supermodels.» Eine besondere Herausforderung sei es die Tiere in Position zu bringen. Manchmal wollten sie nicht stillhalten und manchmal seien sie aber sogar zu still.
Wie man an den Fotos sieht, hatten es die Bündner Schafe drauf und es entstanden wunderbare, ästhetische Bilder mit ausdrucksstarker Schafs-Mimik. Die Bilder sprechen für sich und wären vielleicht sogar für eine neue Werbekampagne von «Gut, gibt’s die Schweizer Bauern» geeignet – oder?
Gute Vorbereitung
«Bevor ich eine Aufnahme einer Person mache, recherchiere ich die Person und das Umfeld in der diese tätig ist. Dann kann ich bei meinen Überlegungen bereits einen Plan erstellen, wie ich die Person inszenieren möchte. Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete», verrät die Profifotografin. Sollte dies einmal nicht möglich sein, kann sie auf ihre Erfahrung und Kreativität zurückgreifen, um ein gutes Bild umzusetzen. «Mit der Zeit versteht man, was funktioniert oder eben auch nicht und kann schnell entscheiden und arbeiten», so Sturzenegger. Doch wie bringt Tina Sturzenegger es fertig, dass (fast) alle Porträtierten eine positive glückliche Ausstrahlung haben?
Offen auf Menschen zugehen
«Die meisten Personen sind sehr nett und positiv eingestellt. Ich versuche, offen auf die Menschen zuzugehen und interessiere mich für sie und ihre Arbeit», so die Fotografin. Während sie mit jemandem zusammenarbeiten, wolle sie eine gute Zeit bieten und gemeinsam ein spannendes Bild gestalten. Wie sie erklärt, ist die Abwechslung das Schönste an ihrem Beruf: «An einem Tag fotografiere ich einen Topbanker in einem Glaspalast und am nächsten Tag mache ich eine Reportage über einen Kartoffelproduzenten. Beides macht mir unheimlich viel Spass.»
Was braucht es denn alles, um das perfekte Bild zu machen? «Ich glaube, ein Bild kann in den Augen eines Fotografen nie perfekt sein. Es kann Spannung haben, ein Top-Setting, eine aussergewöhnliche Gestaltung. Aber sobald es in der Bearbeitung ist, findet man immer wieder Kleinigkeiten, die man optimieren könnte – et voilà, das ewige Streben nach der Perfektion», so Sturzenegger.
Susi Rothmund
Weitere Informationen über Tina Sturzenegger und ihre Fotografien