«Für nichts auf der Welt würde ich mein Leben als Bäuerin eintauschen», so Isabelle Menoud an der heutigen Jahresmedienkonferenz des Schweizer Bauernverbandes. Klar müsse man immer präsent sein und man könne nicht einfach Familienunternehmungen planen, schliesslich komme immer irgendetwas dazwischen, hier eine Kuh, die kalbt, da ein Rind, dass den Tierarzt benötigt, neben Haus und Hof der Garten und die Kinder ...


Christian und Isabelle Menoud halten 70 Milchkühe und 120 Aufzuchttiere. Der Betrieb in den Hügeln des Greyerzerlandes (genauer im freiburgischen Romanens) ist 60 Hektaren gross. Das ist für Schweizer Verhältnisse ein relativ grosser Betrieb. Doch bäuerliche Familienbetriebe sind in der Schweizer Landwirtschaft wie in den meisten Ländern des Südens nach wie vor die Regel.

 

Weltweit produzieren sie 70 Prozent aller Lebensmittel. Um auf die Wichtigkeit der bäuerlichen Familienbetriebe, ihre Leistungen und Sorgen aufmerksam zu machen, hat die UNO 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt. Auch der SBV und die Hilfswerke Swissaid und Helvetas haben den aktuellen Situationsbericht 2013 dem Thema «Erfolgsmodell bäuerlicher Familienbetrieb» gewidmet. Dieser wurde heute auf dem Betrieb der Familie Menoud vorgestellt.

 

Beschränkte Ressourcen
Der Bericht zeigt die Bedeutung der bäuerlichen Familienbetriebe in der Schweiz wie in den Ländern des Südens auf. Eine der Stärken von Familienbetrieben ist laut SBV ihre nachhaltig ausgerichtete Produktion. «Die UNO will mit dem Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe auf deren Potential hinweisen, um den Hunger auf der Welt zu bekämpfen und die natürlichen Ressourcen zu schonen», so SBV-Präsident Markus Ritter.

 

Zudem seien Familienbetriebe das wirtschaftliche und gesellschaftliche Rückgrat vieler ländlicher Regionen. Sie verfügen aber meist über beschränkte Ressourcen (Land, Kapital). Ihre Marktposition gegenüber global operierenden Agrarkonzernen ist relativ schwach.

 

SBV-Direktor Jacques Bourgeois nutzte die Gelegenheit, um in diesem Zusammenhang etwas Werbung für die SBV-Volksinitiative für Ernährungssicherheit zu machen: «Wir müssen auf verschiedenen Ebenen ansetzen, um die Situation unserer Familienbetriebe zu verbessern und damit unsere Ernährungssouveräntiät zu erhalten.»


Landgrabbing, Klimawandel, wenig Marktzugang
In Entwicklungsländern sind die Probleme der Landwirte gross: Landgrabbing, fehlender Zugang zu Märkten, die Folgen des Klimawandels und der Konzentrationsprozess auf den Agrarmärkten. Als Gegenmittel forderte Swissaid-Präsident Rudolf Rechsteiner die Stärkung der Rechte von Bauernfamilien an ihrem eigenen Saatgut gegenüber globalen Saatgutkonzernen sowie die konsequente Umstellung auf biologische Anbaumethoden.

 

Peter Schmidt, Agronom und Abteilungsleiter bei Helvetas, wies auf die Bedeutung gerechterer Handelsbeziehungen hin, welche Bauernfamilien im Süden neue Absatzkanäle eröffneten. «Über den Kauf von Fairtrade-Produkten könnten alle etwas zu einer gerechteren Landwirtschaft und Armutsbekämpfung beitragen», sagte er.


Bauernfamilien auf Facebook
Anhand von Betrieben aus der Schweiz, Honduras, Bolivien, Tschad, Kirgistan und Indien stellt der Situationsbericht die unterschiedlichen Rahmenbedingungen sowie Lösungsansätze vor. Diese zeigen: Jeder Betrieb ist anders, ihre Probleme aber sind ähnlich. Fünf dieser Betriebe geben zusammen mit 25 weiteren Betrieben aus der ganzen Schweiz im Rahmen der facebook-Aktion «Mein Bauer. Meine Bäuerin» während des Jahres einen Einblick in ihr Leben.

Jeanne Woodtli