Rot und Blau schmücken das Weizenfeld. Mohn, Kornblumen, Venusspiegel blühen darin und nicht zu vergessen, Veilchen. Nur dank Letzteren tanzt über dem Feld der Kleine Perlmuttfalter. Seinen Namen verdankt der Schmetterling den perlmuttgleich schimmernden Flügeln. Auf das Veilchen ist er als Futterpflanze angewiesen. Ein schönes Bild auf dem Biobetrieb von Andreas Lanz im bernischen Steffisburg. Hierhin lud Bio Suisse vergangenen Freitag, um das Beratungsprojekt «Knospe-Biodiversität für mehr Lebensqualität» vorzustellen. 

Betriebe müssen zwölf Massnahmen erfüllen

Seinen Ursprung hat das Projekt in einem Entscheid der Delegiertenversammlung im Jahr 2011. Damals verankerten die Delegierten die Biodiversitätsförderung in den Richtlinien. Daraufhin wurde ein Katalog mit 110 Massnahmen erarbeitet – darunter hat es welche für alle Betriebstypen. Ab 2015 müssen Knospe-Betriebe mindestens zwölf dieser Massnahmen erfüllen. Bisher hat sich gezeigt, dass die Betriebe im Schnitt rund 20 Massnahmen erfüllen. Auf www.biodiversitaets-check.ch können die Betriebe ihre Massnahmen erfassen. 

Mit dem Projekt wollte Bio Suisse die Einführung der neuen Richtlinien begleiten und die Betriebsleiterfamilien für das Thema Biodiversität sensibilisieren. Diese befinde sich zwar schon in der «betrieblichen DNA von Biobetrieben», so Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli, «aber die Gesellschaft verlangt konkrete Resultate.» Schliesslich habe erst kürzlich eine Studie gezeigt, dass die Schweiz weit davon entfernt sei, die Biodiversitätsverluste zu stoppen. Und: «Der Nutzen von Biodiversität lässt sich laut der EU-Kommission sogar in Geld ausdrücken.»

Qualität der Flächen deutlich gesteigert

In der ersten Phase des Projekts wurden 70 Betriebe durch Experten der Forschungsanstalt für biologischen Landbau (FiBL) beraten. Diese Betriebe konnten den Anteil der Biodiversitätsförderflächen (BFF) an der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) um durchschnittlich sieben Prozent steigern. Gleichzeitig erhöhten sich die Qualität der BFF deutlich. Die Betriebe legten 52 a neue Hecken und Blumenwiesen an und konnten ihre Direktzahlungen im Schnitt um 4300 Franken pro Jahr steigern. 

Beratung von Landwirt zu Landwirt

In der zweiten Phase kam die Beratung von Bauer zu Bauer zum Zug. 17 Biobauern konnten als Berater gewonnen werden. Dafür wurden sie von einem FiBL-Coach geschult. Die Bauern, die als Berater fungierten, besuchten ihre Berufskollegen auf dem Betrieb. Dort machten sie einen Rundgang und erarbeiteten schliesslich einen Vorschlag, welche Massnahmen der Betrieb umsetzen könnte. Der Landwirt unterschrieb schliesslich eine Vereinbarung. Bei der Umsetzung erhielt er weiterhin Unterstützung. Bis heute wurden rund 120 Beratungen durchgeführt. Bis nächstes Jahr sollen es 150 sein. 

Im Rahmen des Projekts führten Bio Suisse und das FiBL zwischen 2013 bis 2015 jährlich zehn Flurbegehungen durch. «Das Thema interessiert, in den ersten zwei Jahren haben über 1000 Biobauern die Flurbegehungen besucht», so Thomas Pliska, er leitet den Bereich Landwirtschaft bei Bio Suisse. 

Die Resultate lassen sich sehen

Als «Zückerli» flossen für die Umsetzung von Massnahmen auch Förderbeiträge. Diese ermöglichten bisher 1000 Meter Hecke, 650 neue Hochstammbäume und 16 Hektaren neue Blumenwiesen und Buntbrachen. Das entspricht 23 Fussballfeldern. Am Projekt waren auch der Schweizer Vogelschutz SVS/Birdlife Schweiz und Coop mit seinem Fonds für Nachhaltigkeit beteiligt. 

Als Erfolgskontrolle wird auf 20 Betrieben ein Monitoring durchgeführt. So zählte FiBL-Experte Lukas Pfiffner dank der Ackerflora im Weizen von Andreas Lanz 20 Tagfalterarten. Als weitere Massnahmen pflegt der Steffisburger Biolandwirt u.a. einen Baumgarten mit Hochstämmen und lässt zwischen seinenReben Blühsteifen stehen. 

Jeanne Woodtli