«Lueged! Da blüiet Skabiose», erkläre ich meinen beiden jüngsten Buben. «Gäll, näbedra, das isch Salbei?», fragt Joachim. Und Jonatas juchzt: «Ich gseh Margrite!» Nach den ersehnten Regentagen scheint heute wieder die Sonne. Ich bin mit Hund und Kindern unterwegs auf unserem Hausspazifizottel ums Dorf. Es strahlt alles, vom Himmel bis hin zu den Kieselsteinen auf dem Weg. Geputzt und entstaubt.


Wir betrachten die Zuckerrübenpflanzen, entdecken Buchweizenkeimlinge auf dem Feld daneben. Joachim schaut nach ersten Ähren im Weizen. Genüsslich saugen wir zwischendurch an den gepflückten Suurampferestängeln. Jonatas versucht, Bläulinge einzufangen. Wir sind eingebettet in zirpende und pfeifende Töne. Pures, pulsierendes Leben.

Auf der Anhöhe blicke ich kritisch meine geschnittenen Bäume an. Da und dort, befinde ich, wären Anpassungen vorteilhafter gewesen. Ich murmle nur: «Das kann auch noch im nächsten Winter korrigiert werden.» Ich höre die beiden Wildfänge, bereits auf dem Waldweg, rufen: «Was sind das für chlini Büscheli am Bode?» Sie stehen inmitten von verblühten Buchenblüten. Daneben leuchten Waldmeister.


Diese intensive Farbenpracht berührt mich jedes Jahr aufs Neue. Es wirkt alles so leicht und beschwingt. Das zarte frühlingsgrün der Laubbäume, der Tannenschösslinge wird noch verstärkt durch die prachtvollen Farbtöne auf den Blumenwiesen. Da fliegt ein Schwalbenschwanz an uns vorbei. «Jetzt schon?», denke ich.

Im Wald klettert Joachim geschwind auf «seinen» Baum. Die junge Buche wächst seit seinen ersten Kletterversuchen mit ihm. Die unteren Seitenäste wurden vom Waldbesitzer gerade so zurechtgestutzt, dass Joachims Füsse noch Platz haben, um sich raufzuhangeln.

Sein Mut, so hoch wie möglich zu klettern, wird mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Jonatas erobert indessen die Baumstämme, die am Wegrand liegen.


Dann hören wir Traktorenlärm. Beide Buben spitzen die Ohren. Ein Mähwerk singt. Sie wissen, welche Bauern am Arbeiten sind. Nur ein Rätsel ist, was der zweite Traktor macht. Sie hüpfen und springen auf dem Weg zum Waldrand. Da erblicken wir die Lösung. Unser Nachbar ist am Pflügen. «Är wott sicher no Mais säie!» sagt Joachim. Im nächsten Augenblick ruft er, sein Götti komme. Ich höre und sehe noch gar nichts. Da taucht er auf, der Hoflader. In der Schaufel liegt Gras vom Ackerrand.


Joachim darf seinen ersten selbstständigen Fahrversuch starten. Langsam fährt er zwischen den frisch gemähten Grasmaden durch, und sein Götti verteilt nebenher laufend den Inhalt mit der Gabel.


Jonatas packt mich am Arm: «Da obe hets Milane!» Und wenig später zeigt er mir begeistert einen Bussard. Verblüfft betrachte ich ihn. Woher kennt er die Vögel schon so gut?

Sie kreisen über der frisch aufgeworfenen Erde. Tief. Um dann blitzschnell nach unten zu stürzen und Fressbares zu erhaschen. Der Duft von frisch gemähtem Gras und Ackererde umweht uns. Und es wird mir eng und weit im Herzen zugleich. Unbändige Freude, Wehmut und Dankbarkeit fluten mein Inneres.

Sabine Nussbaumer