Unser Alltag ist geprägt von der Sorge um genügend Regen. Wir mussten sogar unsere Zier- und Fruchtbäume ums Haus herum giessen. In der Regenzeit eine aussergewöhnliche Tätigkeit.

Es hat zwar nach längerer Pause wieder geregnet, aber wahrscheinlich zu spät und zu spärlich für einen guten Mais- und Bohnenertrag. Auch die Weiden wachsen schlecht nach. Zudem sind zwei Bächlein ausgetrocknet, bei welchen die Kühe vorher getränkt wurden. Wir haben begonnen sowohl Milchkühe wie auch Rinder zum Verkauf zu selektionieren. Zum Glück füllt sich unser kleiner Trinkwasserstausee bei der zweiten Quelle immer noch genügend schnell.

Im Nachbardorf Esquipulas scheinen sie wenig unter Trockenheit gelitten zu haben, denn Freunde von mir haben uns eine grosse Menge „frijoles camahues“ geschenkt. Das sind Bohnen, die nicht mehr grün, aber auch noch nicht reif zum Dreschen sind. Sie sind zwar sehr lecker, müssen aber wie Erbsen mühsam aus ihrer Hülse gelöst werden.

Einer allein kommt nicht vom Fleck. Dadurch entsteht einmal mehr ein gesellschaftlicher Event, weil Helfershelfer gesucht werden und jeder solidarisch mithilft, wenn er gerade da ist. Sogar Dario und das Nachbarsmädchen Bianka helfen tatkräftig mit (siehe Foto).

Dario und Bianka wollen überhaupt überall mithelfen. Am liebsten lesen sie vor dem Haus die leckeren Früchtchen einer Rankenpflanze vom Boden auf, die ihnen gerade in die Hand passen. Es ist eine wilde Art der Passionsfruchtpflanze, deren Früchte aber um ein Vielfaches süsser sind. Nach dem Aufbrechen der harten Schale sind sie der reinste Gaumenschmaus. Deshalb ist es nicht weiter erstaunlich, dass unsere Nachbarn oder unsere Arbeiter möglicherweise mehr ernten als wir selbst.

In den letzten Tagen hatten wir immer viel Betrieb ums Haus. Wir richteten neben dem Haus einen Materialraum ein. Die dafür nötigen Bretter wurden von umgestürzten Bäumen zugesägt. Zum Glück haben wir einen tüchtigen Arbeiter, der mit diesen Brettern gemeinsam mit einem Handlanger selbständig Wände, Türen und Gestelle herstellen kann. In diesem verschliessbaren Raum können nun Pflanzenschutzmittel, verschiedene Tierarzneimittel, Werkzeuge etc. geordnet und geschützt aufbewahrt werden.

 

Mirka Lötscher