Unsere Unterstände sind mit Maissäcken vollgestapelt. Jeweils ein Stapel von 15 bis 50 Säcken gehört zur einen Hälfte einem Arbeiter und zur anderen uns. Um diesen Sachverhalt genauer zu erklären muss ich etwas ausholen.
Für diejenigen, welche kein Land besitzen und kein Geld haben, um Land zu mieten, gibt es in Nicaragua ein spezielles System: die Aufteilung der Produktionskosten zwischen Landbesitzer und Landlosen. Dieses System wird „a media“ genannt (so ähnlich wie „je die Hälfte“).
Wir arbeiten auf diese Weise mit den meisten unserer Arbeiter. Wir, die Landbesitzer, steuern ein Stück Land, Saatgut, Dünger und Herbizide bei, und der Arbeiter leistet alle anfallenden Arbeiten von der Saat bis zur Ernte. Die Ernte wird dann durch zwei geteilt. Es ist ein System, bei dem beide Parteien gewinnen. Wir profitieren, weil wir den Mais relativ günstig produzieren können und der Landlose kann mit diesem System, auch ohne Geld zu haben, sein Grundnahrungsmittel selber erarbeiten.
Unsere Arbeiter lassen wir frei wählen, ob sie Land mieten oder „a media“ mit uns arbeiten wollen. Bei der Landmiete ist klar, dass er auch alle Produktionsmittel selber finanziert und die ganze Ernte ihm gehört. Von Ernte zu Ernte wird wieder neu bestimmt, wer auf welchem Stück Land mit welchem System säen wird.
Weil wir so viel „a media“ Mais haben, entschieden wir uns, eine Dreschmaschine zu kaufen, welche sogar mit Motor läuft und nicht von Hand angetrieben werden muss. Leider scheint sie mit einem zu schwachen Motor ausgerüstet zu sein. Er stellt häufig ab, weil z.B. Spindelstücke steckenbleiben. Wir werden die Maschine mit einem stärkeren Motor ausrüsten müssen. Wahrscheinlich können wir das mit einem kleinen Aufpreis über die Garantie laufen lassen. Wenn das funktioniert, werden alle Arbeiter ihren Mais bei uns auskernen und leisten dafür ihren Arbeitseinsatz. Zusätzlich werden wir die Maschine auch an andere Bauern vermieten können.
Vor zwei Wochen habe ich noch nicht mitbekommen, dass der Mais nach dem Dreschen nochmals an der Sonne nachgetrocknet werden muss. Die Maiskörner werden wie die Bohnen auf einer Plastikfolie oder auf einem Betonplatz an zwei sonnigen Tagen ausgelegt. Dann wird er mit Hilfe des Windes oder einfacher mit einem kleinen Ventilator von den leichteren Unreinheiten befreit. Erst dann kann er für die Lagerung in Säcke oder ins Silo abgefüllt werden.
Mirka Lötscher