Brigitte Durrer-Ramsauer führt seit 2007 ihr eigenes «Schoggi-Gädäli» in Kerns OW und hat sich damit ein Lebens­traum erfüllt. Wer ihr Selbstbedienungslädeli, zwei Minuten vom Dorfkern entfernt, besucht oder auf ihrer Homepage herumstöbert, dem wird sehr bald klar: Da ist eine Künstlerin mit grosser Leidenschaft am Werk.

Brigitte Durrer stellt Torten, Pralinés und Schoggifiguren her, führt 
auf Wunsch Sonntags-Brunchs durch, macht Käse, Jogurt, Brot und vieles mehr, was das Schlemmerherz begehrt. Und das alles mit grosser Begeisterung.

Von den Brüdern vergöttert


Als ich Brigitte Durrer-Ramsauer im Frühling 2011 das erste Mal getroffen habe, hatte ich nicht annährend eine Ahnung, wie viel Energie in dieser Frau steckt. Was ich wusste war, dass sie von ihren vier ebenfalls fleissigen Brüdern vergöttert wurde. Ein halbes Jahr nach der ersten Begegnung fand die grosse Verleihung des Agro-Preises statt, dabei werden innovative Produkte und Dienstleistungen aus dem Sektor Landwirtschaft gefördert und prämiert. Brigitte Durrer war eine von 1500 Anmeldungen.


Ueli, einer der vier Brüder, kam direkt nach der Prämierung an das Geburtstagsfest meines Freundes. Zu feiern hatte er an diesem Tag gleich doppelt, denn seine Schwester hatte den Preis gewonnen.


Prämierung hat dem Geschäft gutgetan


Geträumt hatte die Bäuerin schon immer davon, etwas «Eigenes» zu haben. Die aus-

gebildete Konditor-Confiseurin schwärmte ihrem Mann Dominik immer wieder davon vor, bis der Realisation ihres Traums eines Tages nichts mehr im Wege stand. «Wenn es nicht läuft, dann ist es halt dein Hobby!», habe ihr Mann zu ihr gesagt. Der Anbau am Stall wurde umgebaut, und die nötigsten Geräte wurden 
angeschafft.


Die grosse Werbetrommel hat Familie Durrer jedoch nie gerührt. Brigitte Durrer hatte einmal einen Stand am Weihnachtsmarkt im Dorf, präsentierte sich an der Gewerbeausstellung in Kerns OW und eine Werbetafel vor dem Haus weist auf «Migis Schoggigädäli» hin. Aber die beste Werbung ist für sie immer noch ein überzeugendes Produkt, zum Beispiel eine Torte. Sind die Esser davon hingerissen, wird nach dem Hersteller gefragt.

Nach der Prämierung des Agro-Preises im Jahr 2011 hatte Brigitte Durrer dann sehr viele Aufträge, wurde oft von Leuten darauf angesprochen oder sie kamen gleich direkt ins «Gädäli», um sich davon ein Bild zu 
machen.


Sich gegenseitig unterstützen


Während der Sommermonate bewirtschaften Durrers mit ihren drei Kindern (2-, 5- und 7-jährig) eine Alp, was die Bäuerin auf 
keinen Fall missen möchte. Denn zum Glück sei im Sommer die Nachfrage nach Torten und Schoggi-Artikeln nicht so gross, und bis jetzt sei es immer irgendwie aneinander vorbeigegangen.


Bei der Frage, ob es denn nie Momente gebe, in welchen sie anstehe, schmunzelt die Bäuerin und Mutter. «Natürlich gibt es diese! Es ist nicht zu unterschätzen, Familie, Landwirtschaft und das «Schoggi-Gädäli» unter einen Hut zu bringen! Aber bis jetzt ist es immer irgendwie gegangen. Auch habe ich gelernt, auch einmal Nein zu sagen. Ausserdem bin ich ja nicht allein. Mein Mann ist eine grosse und wertvolle Hilfe.» 
Das Paar ist ein eingespieltes Team und sich gegenseitig zu unterstützen ist beiden wichtig.

Jemanden einzustellen, der gleich denkt und handelt wie sie beide, sei deshalb umso schwieriger und komme deshalb momentan nicht in Frage. Bei der vielen Arbeit kommt aber die Familie nie zu kurz. Was Brigitte Durrer sehr schätzt, auch während der Arbeit zusammen Zeit verbringen zu können, das gemeinsame Erziehen der Kinder und die Abende mit der Familie.

«Es gibt nichts, was ich mehr wollte»


Ob sie nochmals alles genauso machen würde, habe ich sie anschliessend gefragt und direkt, kurz und bündig ein entschlossenes «Ja!» zur Antwort erhalten. «Ich habe eine Familie, Hof und meinen eigenen Laden. Es gäbe nichts, was ich noch mehr wollte. Das Wichtigste ist doch eine 
gesunde, glückliche Familie.» Wenn die Besitzerin vom «Schoggi-Gädäli» in die Zukunft schaut, wünscht sie sich vor allem Gesundheit, damit alles gut gelingt.

«Und meine Kinder sollen es einmal einfacher in der Schule haben und etwas leichter lernen als ich damals.»


Während des Interviews ist mir aufgefallen, dass Brigitte Durrer ihren Appenzeller Dialekt immer noch behalten hat, auch nach den vielen Jahren, die sie bereits in Kerns OW zu Hause ist. Es sei ihr wichtig, sagt sie, damit «ein Stück Heimat» behalten zu können. Auch wenn es immer schwerer fällt, da die Kinder einen astreinen Obwaldner Dialekt sprechen.


Cornelia Fässler, Schweizerische Landjugendvereinigung