Die Bauernhäuser auf dem Bauernlehrpfad Lützelflüh im Emmental stechen mir ins Auge. Nach Emmentaler Tradition sind die meisten mit oftmals roten Blumen geschmückt. Das Emmental ist bekannt für seine Hingabe zur Landwirtschaft.
Die Milchproduktion ist ein besonders wichtiger Bestandteil für die Region. Auf Initiative von Bauern aus der Gegend wurde der Bauernlehrpfad errichtet. Oftmals wird in den grossen Städten vergessen, welch wichtige Funktion dieser Sektor auch in der modernen und schnelllebigen Zeit erfüllt. Der Bauernlehrpfad soll dem Abhilfe schaffen.
Braune Wegweiser
Es ist ein heisser Sommertag, als ich in Ramsei, dem Ausgangspunkt des Bauernlehrpfades, ankomme. Ganz in der Nähe des Bahnhofes, auf einem Bauernhof, steht eine Infotafel mit allen nötigen Informationen. Leider ist diese bei meiner Ankunft verdeckt, weswegen ich sie verpasse. Jedoch gibt mir ein Bauer des Hofes freundlicherweise Auskunft, wohin meine Reise gehen wird und deutet mir den Weg.
Braune Wegweiser sind es, die mich in den nächsten Stunden führen werden. Zu Beginn der Wanderung geht es über einen Naturweg im Gras steil empor. Schon nach ein paar Minuten bietet sich mir eine wunderschöne Bergkulisse als Ausblick, die jede Anstrengung wettmacht. Je weiter ich emporsteige, desto eindrücklicher wird die Aussicht.
Tafeln des Wissens
Die 150 Höhenmeter sind schnell geschafft. Dennoch bin ich froh, habe ich am Bahnhof Ramsei meine Sneakers gegen Trekkingschuhe getauscht. Schon in der Hälfte lehrt der erste inhaltliche Posten über die Bedeutung der Landwirtschaft. Tafeln über Wald und Holz, Futterbau, Ackerbau und zu weiteren Themen werden folgen. Insgesamt sind über den Pfad zehn Posten aufgestellt, die dem Wanderer die Landwirtschaft und ihre Teilgebiete näherbringen wollen.
Die Tafeln sind passend der Umgebung situiert. Erreicht man den Wald, werden zu Wald und Holz Informationen geliefert. Später sehe ich Kühe; als ich auf der Karte nachschaue, bemerke ich, dass der Posten über Rindvieh und Milchproduktion nicht weit entfernt ist.
Pro Posten stehen zwischen drei bis sechs Tafeln. Ein Quiz zum jeweiligen Thema bietet auf der ersten Tafel eine spielerische Abwechslung. Auf diese Weise kann das vorhandene oder erworbene Wissen jeweils gleich getestet werden.
Für Schulklassen und Familien
Dem Aufstieg folgt bald ein geteerter Weg. War der erste Teil etwas anstrengend, so ist der restliche Lehrpfad eher einem Spaziergang. Für Familien eignet er sich daher sehr gut und auch von Schulklassen wird er rege genutzt.
In der Hälfte des Lehrpfades gibt es einen Brätelplatz, der zum Rast einlädt. Etwas im Wald versteckt, bietet er Schutz vor der Hitze. Erholt und gestärkt, schaue ich auf der Karte von Emmental Tourismus nach, wohin meine Wanderung weitergeht. Der nächste Posten ist "Landwirtschaft heute".
Die Ruhe und Idylle mit der schönen Aussicht machen das Wandererlebnis eindrücklich. Auch Tiere fehlen auf dem Weg nicht. Ich begegne Kühen, höre das Zirpen von Grillen und beim Bienenpfosten springt mir ein geselliger Hund entgegen, der gestreichelt werden will. Neben den Tieren treffe ich andere Wanderer an, die den Weg von meinem Ziel gestartet haben. Bauern selbst bekomme ich nur selten zu Gesicht.
Als ich in Zollbrück schliesslich ankomme habe ich vieles gelernt. Der Bauernlehrpfad gibt dem Wanderer ein sehr breites Wissen auf verschiedenen Gebieten mit. Da ich mir auf dem Weg Zeit genommen habe, bin ich in etwas mehr als drei Stunden am Ziel angekommen. Er ist jedoch auch in kürzerer Zeit machbar. Zudem gibt es die Möglichkeit den Bauernlehrpfad über den normalen Wanderweg abzukürzen.
Nun ist es jedoch Zeit den Zug in Richtung Heimat zu nehmen. Erschöpft und voller neuer Eindrücke, mache ich mich auf den Weg.
Korinna Lindemann, lid