Hansueli Walser aus Roggwil TG findet harte Worte, wenn man ihn auf die Agrarpolitik 2014–17 anspricht. Nach seiner Ansicht verlieren alle Bauern mit ihr in den nächsten Jahren zwischen zehn und 15 Prozent der Direktzahlungen. Wichtig ist für ihn, dass die Übergangsbeiträge nicht zu schnell sinken. Gerade in der Obstproduktion gingen schnell einmal 20 00 bis 30 00 Franken verloren.

Walser ist aber nicht nur kritisch ge
genüber der Schweizer Agrarpolitik eingestellt. Ihn stört auch «die Tatsache, dass weltweit die fünf Prozent, welche in der Landwirtschaft tätig sind und die anderen 95 Prozent der Bevöl
kerung ernähren, subventioniert werden müssen, um ihrer Auf-gabe überhaupt nachkommen zu können».


Walser wird sich vom BBZ Arenenberg beraten lassen

Hansueli Walser gibt auch zu denken, dass mit der AP 2014–17 der Verwaltungsaufwand steigt. Überhaupt könne doch etwas nicht stimmen, dass die Lohnkosten bei der Bundesverwaltung in den letzten Jahren um eine Milliarde Franken angestiegen sind. Im Zusammenhang mit der AP 2014–17 spricht Walser gar von einer Diktatur.

Auf der einen Seite würden die Raufutter- und Milchkuhbeiträge weggenommen, und auf der anderen Seite würden die Bauern, die ihre Betriebe umstellen wollen, bei den Direktzahlungen bestraft, weil sie auf dem Grünland einen Tierbesatz von einer GVE haben müssen. Erfülle er das nicht, bekomme er 200 Franken weniger.

Ähnlich verhalte es sich mit den Schleppschlauchbeiträgen. «Es kann nicht sein, dass Schreibtischtäter der Bundesverwaltung uns Praktikern Vorschriften machen», sagt Hansueli Walser und ärgert sich, weil bei der Biodiversität masslos übertrieben werde. Zudem werde der Preisdruck durch die Grossverteiler verstärkt. Trotzdem ist Walser Realist genug zu wissen, dass es nicht reicht, sich zu ärgern. Er wird sich in den nächsten Wochen zusammen mit seinem Sohn Roman vom BBZ Arenenberg beraten lassen, um sich für die Zukunft zu wappnen.

Sohn Roman ist in den Betrieb eingestiegen

Hansueli Walser führt seinen Betrieb, den er von seinen Eltern übernommen hat, mit seiner Frau Lotti seit 1974, zuerst in Pacht und ab 1980 als Eigentum. Wegen der Umfahrung Arbon siedelten sie den Hof 1989/90 aus. Auf Anweisung des Meliorationsamts des Kantons Thurgau musste der Walserhof als Milchwirtschaftsbetrieb geführt werden. Zurzeit werden zwischen 25 und 30 Milchkühe gehalten, die rund 200 00 Kilogramm Milch produzieren. Bewirtschaftet werden dazu 17,6 Hektaren Land. Im Moment werden drei Hektaren Land für neue Obstkulturen übersetzt. Das andere Land ist Wiesland, und etwas wenig Land wird für die Silomais-Frisch-
futterproduktion für den silofreien Betrieb verwendet. Wegen des Feuerbrands im Jahr 2007 mussten fast alle Obstbäume gerodet werden. Zwei Jahre später wurden Mostapfelbäume gepflanzt, die gegen Feuerbrand resistent sind. 2013 ist sein Sohn Roman in den Betrieb eingestiegen.


Umstellung auf Direktvermarktung

Roman Walser wird den Betrieb von seinem Vater in drei Jahren, 2017, übernehmen. Er will ihn aber nicht in der gleichen Weise fortführen. Bereits jetzt wird er von ihm auf Direktvermarktung umgestellt. Er ist ausgebildeter Landschaftsgärtner und hat nachher eine Landwirtschaftsausbildung absolviert, um weiterhin Direktzahlungen erhalten zu können.

Roman hat auch eine eigene Beeren-, Aprikosen und Spargelproduk­tion aufgebaut. Die Produkte werden zum Teil direkt auf dem Walserhof angeboten. Eine Spezialität sind die Schnäpse. Das Obst und die Beeren werden 
auf dem Betrieb selbst eingemaischt. Der Brand erfolgt in ­einer Brennerei. Zur Diskus-
sion steht auf dem Walserhof zudem eine Tierhaltergemeinschaft.

Mario Tosato