Die Herbstschauen sind vorüber. Die Freibergersprösslinge punktiert. Jene, die aufgezogen werden, haben ihre Fohlenweiden bezogen. Bis sie zweieinhalb Jahre alt sind, verursachen sie nur Kosten. Dann kommt zu diesen Grundkosten noch die Ausbildung hinzu. Unabhängig davon, ob sie bei Erreichen des dritten Lebensjahrs einen Feldtest (Exterieurbeurteilung, Fahren und Reiten) absolvieren, bedarf es einer Ausbildung, um sie marktfähig zu machen. Und gefragt sind sie. Als obust, charakterstark, vielseitig und gesund werden sie angepriesen. Mit Erfolg. Doch was geschieht mit jenen Fohlen, die nicht aufgezogen werden?

Keine schöne Sache

Hanspeter Horisberger betreibt eine Pferdemetzgerei in Burgdorf BE. Wie alle Jahre hat er auch heuer wieder Fohlen geschlachtet. Ganz vereinzelt Warmblutfohlen. Die grosse Mehrheit aber sind Freibergerfohlen. «Das ist keine wahnsinnig schöne Sache, Fohlen zu schlachten», erklärt der Metzger auf Anfrage der BauernZeitung. Grundsätzlich könnte er gut darauf verzichten, sagt er. «Fülltscheni», nennt er die Sprösslinge und ergänzt, diesen Herbst seien es rund 60 Stück gewesen, die er geschlachtet habe. Es handelt sich dabei längst nicht nur um Fohlen, die sich nicht zur Aufzucht eigenen würden. «Das ist eine Marktabräumung», erklärt Hanspeter Horisberger. Um diese Abräumung zu bündeln, ist der Preis in den Kalenderwochen 40 bis 47 leicht erhöht, auf 8,50 Franken pro kg Schlachtgewicht. Ansonsten liegt er auf 7,50 Franken. An eben diesem Wert orientiert sich auch der Lebendpreis der Fohlen. Selten übersteigt ein Freibergerfohlen beim Handel die Summe von 2000 Franken, die grosse Mehrheit liegt zwischen 1400 und 1600 Franken. Das bemängeln Züchter, die nicht für den Fleischmarkt produzieren wollen. Noch stärker kritisiert wird allerdings der 
Begriff «Schlachtfohlen». 

Schaden für das gute Image

Die Kritik am System der Fohlenabräumung ist nicht neu. Vor 20 Jahren fuhren an Fohlenschauen Lastwagen auf den Platz. Die Fohlen wurden nach der Punktierung direkt von den Müttern getrennt und mit Sammeltransporten in die Schlachthöfe gefahren. Bilder, die der Vergangenheit angehören. Die damalige Verbandsspitze  war überzeugt, diese Massnahme schade der Rasse, die sich als Freizeitpartner positionieren sollte. 

Dass aber auch ohne grosse Sammeltransporte noch Freibergerfohlen geschlachtet werden, stösst vielen «Pferdefreunden» sauer auf. Die Internetseiten, wie beispielsweise «www.for-animals.de», die sich um die Platzierung solcher Fohlen kümmern, haben zugenommen. «Nico, Hengstfohlen. Wenn er bis am 26. November keinen Platz gefunden hat, geht er zum Metzger.» Solche und ähnliche Aufrufe machen auf verschiedenen Online-Plattformen die Runde. 

Im Gegenzug importiert die Schweiz rund 92% des Pferdefleisches aus dem Ausland. Diverse Skandale um diese Fleischimporte sorgen für Schlagzeilen. Vor drei Jahren beschloss die EU-Kommission, einen Importstopp für Pferdefleisch aus Mexiko zu verhängen, der im März 2015 in Kraft trat und auch die Schweiz betrifft. Argentinien schaffte es mit dem «Quälschlachthof Lamar» in die Schlagzeilen, auf dem auch bei einer Nachkontrolle im vergangenen Jahr keine Besserung auszumachen war. Migros stoppte 2014 den Import von Pferdefleisch aus Kanada. Die Liste ist noch länger. 

Mehr, als der Markt braucht

Zurück in der Schweiz. Das Angebot an Freibergerfohlen scheint im Herbst die Nachfrage zu übersteigen, denn weit über 30% der Fohlen werden geschlachtet. Die Deckkosten, die weit tiefer ausfallen als bei anderen Pferderassen und die Beiträge, die der Bund an die Zucht des Freibergerpferdes ausrichtet, seien Gründe, dass immer noch mehr Fohlen geboren werden, als der Markt brauchen würde. Die System-Kritiker befürchten  einen Imageschaden, zumal es keine eindeutige Unterscheidung zwischen Aufzucht- und Schlachtfohlen zu geben scheint. Die Subventionspraxis (Beiträge an Zuchtstuten) wird auf den Internetseiten teils negativ kommentiert. Eine mögliche Lösung dieser Problematik wäre das Knüpfen der Bundesbeiträge an den Feldtest. Damit würde erst Geld fliessen, wenn das Fohlen bei Erreichen des dritten Lebensjahrs auch den Feldtest absolviert. So würden nur Züchter von Aufzuchtfohlen und nicht jene von Schlachtfohlen profitieren. Damit dürften nicht alle Züchter einverstanden sein, wie die Meinung von Susanne Schwenter-Wolff zeigt.

Simone Barth

Dieser Artikel ist aus der BauernZeitung Printausgabe vom 1. Dezember: Mit dem Kauf eines Abos unterstützen Sie unsere Arbeit, zudem können Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennenlernen und dabei einen Reisegutschein im Wert von 3000 Franken gewinnen.